Nazar

rap.de: Zurück zu Deinem Album, wie kommt es raus. Immer noch independent?

Nazar: Immer noch independent. Ich hatte für dieses Album ein Angebot von Sony, der Vertrag lief aber bis zum 31.12.2012 und das war mir ein bisschen zu lange und außerdem hab ich halt das Gefühl gehabt, dass ich D-Bo noch sehr viel schuldig bin, wegen "Artkore", weil er sich dafür echt sehr, sehr den Arsch aufgerissen hat. Dieses Album wird allerdings ein sehr ausschlaggebendes Album sein, ob es danach überhaupt noch ein weiteres Album von mir geben wird. Es geht dabei nicht nur um das Finanzielle, aber wenn es schlussendlich so aussieht, dass man nur noch für die Internetwelt Musik macht – dass man zwar sieht, dass man eine riesengroße Fanbase hat, aber es da absolut keine ehrlichen Käufer mehr gibt, dann fühlt man sich natürlich extrem verarscht. Das ist ja immerhin auch dein Job, den du da machst und irgendwie musst du ja honoriert werden dafür. Wenn das jetzt bei diesem Album nicht der Fall sein sollte oder wenn jetzt das, was ich gemacht habe, nicht so aufgefasst wird, wie ich es mir vorstelle, dann gibt’s vielleicht kein nächstes Album mehr.

rap.de: Würde Dir das nicht fehlen, das Musikmachen?

Nazar: Ich würde immer Musik machen. Ich hab mir erst vor kurzem wieder für 25.000 Euro Equipment gekauft, nur für meine kleine Wohnung. Ich habe das die letzten Jahre ja auch nicht fürs Geld gemacht. Ich habe zwar, durch den Namen Nazar, Gott sei Dank, anderweitig sehr viel Geld verdient, aber es ist nicht so, dass ich mit meiner Musik so viel Geld verdient hätte. Wenn’s nach dem Geldverdienen geht, dann könnte ich mir Ende des Jahres ein Haus kaufen und gut ist. Das war immer mein Traum. Trotzdem wird sich das nach diesem Album herausstellen, ob ich weiterhin Alben veröffentlichen will, in diesem Ausmaß.

rap.de: Welche Themen hast Du auf dem Album abgearbeitet, die Dir persönlich wichtig sind?

Nazar: Also es gibt da diesen Song für meine Freundin, der mir sehr wichtig war.

rap.de: Der ist ja sehr privat. Hattest Du geplant, den zu veröffentlichen?

Nazar: Nein, das nicht und jetzt erzähle ich Dir etwas noch privateres. Sie hat sich halt immer darüber beklagt, warum ich noch nie einen Song für sie gemacht habe, und sie hasst ja eigentlich meine Musik über alles. Sie kann halt damit nichts anfangen, und ich darf das auch nicht im Auto hören. Kein Deutsch-Rap. Von niemandem und dann habe ich mir halt gedacht, ich mach mal einen Song für sie, damit sie sich freut und das mal hören kann. Dann habe ich halt das Album durchgehört und habe mir Gedanken gemacht, zu was ich ein Video drehen will und was ich meinen Fans sagen und zeigen will. Schlussendlich kam der Song halt in meine Tagträume, weil ich halt auch tagsüber sehr oft an meine Freundin denk und wie in dem Video, an die Orte, wo wir oft im Urlaub waren und das ist es halt geworden. Dann gibt es "Amethyst", ein Song über den Iran, wo ich halt etwas anders vom Iran erzähle, mehr von seiner Geschichte her, wie das alles entstanden ist und was heute daraus geworden ist. Dann gibt es noch "Keinen Bock" mit Manuellsen, da lasse ich auch ein bisschen meinen Frust aus, gegenüber diversen Dingen und ansonsten ist das Album, wie Du so schön sagst, Kunst.

rap.de: Oder Representer.

Nazar: Ja genau. Representer-Kunst.
 

rap.de: Genau (lacht). In der arabische Welt hat sich ja einiges verändert in der letzten Zeit. Hast Du da Hoffnung für den Iran?

Nazar: Der Iran ist leider Gottes viel zu gut für so was gewappnet. Das Regime ist viel zu stark. Die haben sich für solche Fälle mit ihrer eigenen islamischen Leibgarde abgesichert. Das hat man ja letztes Jahr bei den Demonstrationen gesehen. Das ist da nicht so einfach. Der Iran hat ein kluges System aufgebaut, dass nun mal alle Soldaten vom Staat leben. Ich glaube, dadurch trauen die sich gar nicht, so etwas anzufassen. Zweitens müsste das so ruckartig und gut organisiert passieren, dass die Regime-Führer gar nicht die Zeit und die Möglichkeiten hätten, neue Pläne zu schmieden und den Aufstand brutal niederzuschlagen. Dann würden die Menschen ja wieder Angst bekommen. Deswegen habe ich halt wenig Hoffnung.