Nazar

rap.de: Woher kommt die Motivation als Straßenrapper in so eine krasse Kunstrichtung zu gehen? Also sowohl von der Videoästhetik her als auch von der Instrumentalisierung?

Nazar: Mein Werdegang war sehr komisch. Ich hab nicht, wie üblich, mit dem Rappen begonnen, weil ich irgendwelche Kollegen hatte, die rappen, und dann sprühen gehen und bla.. Ich hatte nicht diese Aufbauphase am Anfang, bevor ich wirklich durchstarte, um mich selber zu finden. Diese Zeit, in der man sehr viel private Tracks macht und so.. Von meinem ersten Album waren von 16 Tracks, acht Tracks die ersten, die ich je geschrieben habe.
Ich interessiere mich privat auch für Kunst. Ich hab meine komplette Wohnung jetzt mit Designermöbeln ausgestattet, Designerbildern und sonstigem Scheiß. Ich bin ein absoluter Film -und Video-Freak, dadurch lass ich mich sehr stark inspirieren. Ich versuche halt etwas Pep in die Sache zu bringen, weil das derzeit alles ziemlich flach ist, was da gemacht wird.

rap.de: Wenn du jetzt nicht Rapper geworden wärst, hättest Du dann die Möglichkeit gehabt, in diese "künstlerische Welt" einzutreten?

Nazar: Ich denke nicht. Ich hab nicht die Ausbildung dazu, in Österreich ist aber immer Ausbildung gefragt, obwohl das ja eigentlich gegen die Kunst spricht. Andererseits hass ich auch Menschen, die sich als Künstler ausgeben mehr als alles andere auf der Welt..

rap.de: Warum?

Nazar: Weil sie sich eben für was besseres halten.

rap.de: Das tust du ja auch.. "King of the Universe", "Fakker"…

Nazar: Das ist was anderes. In der Rapper-Welt sagt man nun mal, dass man sich für den Besten hält und in dem Stil, wie ich es tue, bin ich es natürlich auch. Die Kunstwelt ist halt nicht wirklich meine Welt. Das Witzige ist, dass ich seit einem Jahr jetzt bei einer sehr, sehr erfolgreichen Firma Creative Director bin. Die haben mich kontaktiert, nachdem sie meine Videos gesehen haben und denen war es zum Glück egal, ob ich da eine Ausbildung hinter mir habe oder nicht. Ich verdiene jetzt mehr als die, die die Uni abgeschlossen haben. Ich kann sogar von zuhause aus arbeiten!

rap.de: Wie kriegst Du das alles zeitlich unter einen Hut? Viele Menschen sind ja als Creative Director schon ausgelastet…

Nazar: Wenn man sich jetzt, so wie ich, seit fünf Jahren selber managet und sich selber vertreibt und vermarktet, dann lernt man schon damit umzugehen. Ich bin  äußerst multi-tasking-fähig, ich kann viele Dinge auf einmal erledigen. Wenn ich Ideen von irgendwelchen Firmen bekomme, dann ist das meistens so lächerlich, dass ich da dann mit meinen Ideen drüber gehe – bis jetzt waren alle immer von Anfang an begeistert. Ich hab da nicht viel rumschrauben müssen und da sieht man, dass man so viel studieren kann wie man will, wenn man nicht das Talent dazu hat, dann wird das nichts. Ich denke, dass in jedem, der Musik macht, kreatives Können steckt, nur ist dann die Frage, wie weit er das selber auf -und ausbaut. Ich bin ja auch nicht so geboren worden. Ich hab mich da reinarbeiten müssen, aber wenn man sich privat damit beschäftigt, was für Arten von Kunst es gibt und was Menschen davon halten, dann kann auch jeder verstehen, warum man das selber gut findet, wie man es umbauen kann und und und.. Jeder Mensch der Welt kann kreativ sein und als Musiker hat man das Potenzial dazu. Sobald jemand 20 Hörer hat, hat er ja schon was erreicht.
 

rap.de: In deinem Video tritt ein Mann in orangefarbener Kleidung auf, gegen den Du quasi kämpfst… oder ist er ein Teil von Dir? Das habe ich nicht ganz verstanden.

Nazar: Ja genau, das ist ein Guantanamo-Häftling. Mir war das wichtig diese Persönlichkeit einzubringen, da ich bei den letzten Wahlen sehr gerne als Islamist bezeichnet wurde von der FPÖ und ich geb den Leuten gerne das, was sie hören und sehen wollen.