Nazar

Den Respekt der Szene hat er schon, spätestens seit seinem letzten Album "Artkore". Doch das genügt Nazar nicht, des Universums geilster Fakker will mehr. Mit seinem neuen Album "Fakker" will der Österreicher so richtig Gas geben. Die Wiener Tradition der Kaffeehaus-Hintergrundmusik setzt er damit eher nicht fort, dafür aber vielleicht die Erfolgsgeschichte alpenländischer Rapper, die sein Freund, der Linzer Chakuza, bereits geschrieben hat. Im Interview zeigte sich der Straßenrapper mit iranischem Background als umsichtiger, differenzierter Gesprächspartner, der nicht nur Rap und Fame im Kopf hat, sondern sich auch zu Themen wie Religion oder Politik sinnvoll äußern kann. Ein echter Fakker eben, weißt schon.

rap.de: Wenn Du Deinem Album eine thematische Überschrift geben solltest, abgesehen vom Titel, welche wäre das?  

Nazar: Also "Fakker“ passt schon ziemlich gut. "Fakker" ist jetzt nicht der coolste Albumname der Welt, aber "Fakker" steht genau für das, was das Album auch geworden ist.
 
rap.de: Wofür steht "Fakker" dann genau?

Nazar: Das wirst du auf einem meiner Albumtracks hören. Weil ich die Frage öfter gestellt bekomme ist das halt meine Erklärung geworden.

rap.de: Ist natürlich etwas unergiebig für ein Interview. (Gelächter ). Fragen wir andersrum. Mir kommt das Album fast so vor wie ein Debütalbum und auch der Titel hat was von einem Debütalbum. Es sind sehr viele Repesenter drauf. Du zeigst, was Du kannst, aber es ist eben auch sehr, sehr unterschiedlich geworden. Warum?

Nazar: Das Ganze hat mit "Artkore" begonnen. "Artkore" war meine dritte Albumproduktion, aber ich hab erst dabei manche Sachen verstanden, wie es im Rap funktioniert oder wie es gemacht werden müsste. Ich hab mich erst seit diesem Album wohl gefühlt und gesehen, worin mein Potenzial steckt. Danach war die Resonanz sehr gut und ich hab halt langsam wieder begonnen über neue Dinge nachzudenken. Und dabei sind so viele neue Songs entstanden, die alle sehr unterschiedlich waren – noch unterschiedlicher als die, die du jetzt gehört hast. Ich hab das Gefühl, dass ich zwar jedem Deutschrap-Hörer ein Begriff bin, aber es trotzdem als Österreicher immer noch schwerer hab als andere, mich komplett durchzusetzen.
Es gibt ja sehr viele Deutschrapper die weitaus weniger können als ich, aber ein viel größeres Feedback auf ihre Sachen bekommen. Deswegen war’s mir bei diesem Album wichtig, komplett zu zeigen, was ich auf dem Kasten habe. Dieses Konzeptalbumding, mit rotem Faden und Tagesablauf und sowas, das gefällt mir irgendwie nicht, weil das hört sich für mich immer wie ein Hörbuch an und wenn ich ein Hörbuch hören will, dann kauf ich mir ein Hörbuch. Dann kauf ich mir nicht ein Album wo ein Typ von Track 1-16 sein Leben erzählt und zwischendurch noch ein paar Mütter beleidigt. Mich haben in letzter Zeit aber auch sehr viele amerikanische Sachen geprägt und inspiriert.

rap.de: .. was zum Beispiel?

Nazar: Das neue Kanye West Album, das ist auf jeden Fall Vater von Rap, für mich. Dieses "Runaway"-Ding, was er da gemacht hat, hat mir so viel Kraft und Motivation gegeben, auch selber neue Ideen zu finden. Auch Yelawolf, Aceman, Trunk Music sind Boss. Ich hör das Tag und Nacht.
Aber ich gehöre ja nicht zu den Lappen, die sagen, dass sie keinen Deutschrap hören. Ich höre viel deutschen Rap. Ich hör mir wirklich alles an. Von jedem, der was rausbringt, weil’s mich interessiert, was passiert. Ich war letztes Jahr sehr enttäuscht, was da veröffentlicht wurde, das war auch etwas demotivierend für mich. Weil ja auch die Resonanz auf die ganzen Sachen sehr schlecht war.

 

 

rap.de: Definierst Du Deine Arbeitsweise darüber, Dich abzugrenzen von den anderen? Kommt da die Kreativität her?

Nazar: Ja natürlich. Wenn ich mit RAF arbeite, steckt da sehr viel Wissen und Kreativität von mir drin. Wenn Fard beispielsweise einen "Peter Pan"-Song macht, dann werde ich auf gar keinen Fall irgendetwas in diese Richtung machen. Jeder macht sein eigenes Ding und ich versuche halt MICH widerzuspiegeln, und ich denke das habe ich mit diesem Album auch geschafft.