Nazar

rap.de: Kommen wir auf diesen Wahlkampf zu sprechen. Du bist da hart angefeindet worden. Wie war das so im Nachhinein? Würdest du es nochmal machen?

Nazar: Auf jeden Fall. In dem Fall, wo es um Menschenrechte ging, auf jeden Fall. Wenn es jetzt um einen anderen Wahlkampf geht, wo eine normale Wahl stattfindet, dann würde ich mich da nie einmischen. Im Nachhinein gab es viele Probleme, auch mit der Polizei plötzlich. Ich werde jetzt des öfteren aufgehalten, sehr merkwürdige Kontrollen, alles mögliche.. Ist ja auch kein Geheimnis, dass es sehr viele Parteianhänger der FPÖ bei der Wiener Polizei gibt. 

rap.de: Insgesamt hat die FPÖ aber trotzdem stark abgeschnitten. Hat sich da irgendwas verändert, im Klima?

Nazar: Jede Partei verspricht ja viel zu Wahl, kaum was davon wird umgesetzt und alles wird teurer. Natürlich hat auch so eine Partei wie die FPÖ nicht ganzjährig Geld, um ihren Islamhass auf die Plakate zu packen. Ich denke einfach dass, wenn der Staat es schafft die Wirtschaft anzukurbeln, so dass es allen Menschen besser geht, dann gibt’s auch nicht mehr diese Ausländerfeindlichkeit. Ich denke wirklich dass es im österreichischen Volk so etwas wie Rassismus geben MUSS. Von Grund auf. Dass es eine Nation, die Hitler hervorgebracht hat, so "kurz" nach dem Holocaust wagt, überhaupt die Fresse aufzumachen… Ich weiß nicht woran es liegt, dass ich hier in Berlin mit solchen Dingen nicht konfrontiert werde. In Wien ist es ganz, ganz krass als Ausländer. Durch die Politik ist es quasi normal geworden jemanden als "Kanake" oder "Scheiß Moslem" zu beschimpfen.
Während den Wahlen sind jede Menge Leute mit ihren Kappen rumgerannt und haben Straßenpolizei gespielt haben, Frauen mit Kopftuch angespuckt und angepöbelt, weil sie dachten, sie hätten jetzt das Recht dazu, wenn ihre Partei das auch darf.

rap.de: Dir wurden ja bestimmte Sachen im Wahlkampf immer wieder vorgehalten zum Beispiel diese Zeile mit dem elften September. Würdest Du im Nachhinein sagen, dass man etwas anders hätte machen können? Du spielst ja auch manchmal mit dem Klischee des aggressiven Schwarzkopfs, der sich nicht anpassen will.

Nazar: Ich hab nie gesagt, dass ich mich nicht anpasse. Ich bin einfach auch ein sehr aggressiver Mensch. Wenn du das Gefühl dauernd bekommst, dann verinnerlichst du das irgendwann. Man muss sich auch nicht dafür schämen ein Schwarzkopf zu sein.
Aber wenn ich "Schwarzkopf" sage, dann mein ich damit nicht, dass ich mich nicht als Österreicher fühlen möchte und mich da abgrenze. Ich bin bei der Europameisterschaft auch an der Fanmeile mit Österreich-Trikot gewesen, aber in Österreich ist es nicht so normal wie in Deutschland, da bin ich halt dumm angekuckt worden. Wir sind da noch sehr weit hinten nach. Ihr habt Eure Probleme hier in Deutschland, aber bei uns ist das noch unterentwickelt.

rap.de: Jetzt gabs im Zuge dieser Wahlkampfveranstaltung ja auch eine Kollabo mit anderen österreichischen Rappern, unter anderem mit Kamp und da trafen ja dann doch Welten aufeinander. Hat sich daraus mehr ergeben?

Nazar: Ich bin sehr gut auf Kamp zu sprechen. Wir schreiben hin und wieder auf Facebook. Ich wurde halt beauftragt einen Song zu machen und es war mein Wunsch, jemanden aus Wien draufzupacken, ein Urgestein, jemanden der es vielleicht sogar noch mehr verdient hätte, seine Stadt zu repräsentieren. Da kam für mich nur Kamp in Frage. Der ist für mich als Rapper unglaublich. Menschlich ist er auch ein super Typ. Ich fand das sehr humorvoll, wie dann gehatet wurde: „Warum macht der mit dem? Das passt doch gar nicht.“ und sowas. Das war für uns alle witzig und ich ärger mich auch nie über so was. Am Anfang hab ich mich immer geärgert, warum mich keiner wahrnimmt, jetzt bin ich an der Spitze und kann über alles andere lachen. Ich bin gerne ein provozierender Mensch und jeder soll sich ärgern, bis der Kopf platzt.