Fler

rap.de: Denkst Du von Dir, dass Du prinzipientreu bist?

Fler: Ja, aber ich bin kein Prinzipienreiter. Ich habe schon meine Prinzipien und irgendwann sind mir auch der Erfolg und der Geld egal, sag ich Dir ganz ehrlich.
Wenn ich von den Medien oder von Kollegen genervt bin, dann will ich einfach nur meine Ruhe haben. Mein Kopf ist mir dann am allerwichtigsten. Das habe ich auch gelernt in der Vergangenheit.

rap.de: Wie ist dieses Album entstanden? War das schon in dieser Trennungsphase von Bushido?

Fler: Ja. Vom ersten Song an war klar, dass er nicht mit drauf sein würde und dass es nicht über ihn rauskommen würde. Wir hatten da so ein Gespräch und es wurde beschlossen, das alleine zu machen, und wenn es irgendeine Form gibt, in der man sich miteinander einigen kann, dann sind wir gerne dazu bereit. Aber wenn nicht, dann ist's auch nicht schlimm. Das war so das Fazit.

rap.de: Warst Du da persönlich traurig drüber? Schließlich seid Ihr Freunde.

Fler: Ne, gar nicht. Das ist bei mir dann auch so ein Prinzip gewesen. Wenn man Bushido an seiner Seite hat, dann fährt man ja auch bis zu einem gewissen Level ganz gut. Dann ist man auch auf einer sicheren Insel, weißt Du? Wenn Du mit Bushido eine Platte rausbringst, weißt Du, dass dieser Typ so viel Einfluss hat und so präsent ist, dass Du nie verhungern wirst, wenn er Dich mitzieht. Aber Du wirst auch nie für Dich selber irgendwas darstellen im Leben. Man hat ja gesehen, wie viele Künstler bei ersguterjunge waren, und da ist ja keiner ansatzweise so erfolgreich wie Bushido. Das liegt natürlich auch daran, dass er das nicht möchte, kann ich mir zumindest vorstellen.
In erster Linie denkt er dann doch an sich, aber das kann man ihm ja auch nicht verdenken. Ich kann ihm nicht vorwerfen, dass er in mich nicht genauso viel reinstecken möchte wie in seine eigene Karriere. Deswegen sage ich auch: Danke bis hierhin. War eine super Sache, Alter. Er hat was davon gehabt, ich hab was davon gehabt. Man kann ihm nichts vorwerfen, wenn es ums Business geht.
Was zwischenmenschlich ist, muss man nicht nach außen tragen, und so gehe ich eben meinen eigenen Weg. Wenn's zwischenmenschlich was zu klären gibt, kann immer jeder bei mir anrufen. Dann sind wir immer gern zur Stelle, und wenn wir irgendjemanden gekränkt haben, kann man sich gerne mal mit uns treffen und wir reden. 
Die finale Ansage ist, dass es keinen Beef gibt. Ich will mich selber nicht lächerlich machen und ich hab ihm auch zu viel zu verdanken, als dass ich wegen Kleinigkeiten, die gerade im Internet passieren, irgendwas austragen muss. Das hab ich mir auch damals geschworen, falls es wieder dazu kommen sollte, dass wir wieder keinen Bock aufeinander haben, dann wird das nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen. Es kann ja in einer Woche schon wieder ganz anders aussehen, wenn wir uns wieder an einen Tisch setzen.
Es gibt keinen Beef. Ich glaube wir würden uns auch extrem peinlich machen, wenn da jetzt noch was kommen sollte. Da würde ich mich dafür schämen.

rap.de: Allerdings ist es schon bezeichnend für die deutsche HipHop-Szene, dass Eure Auseinandersetzungen teilweise die spannendsten Sachen sind, über die die Medien berichten. Wie siehst Du die deutsche Szene zur Zeit?

Fler: Das Problem ist nicht die Szene, das Problem ist das Land, das sag ich immer wieder. Die Leute dürfen mich nicht mit so einem Deutschland-Fan verwechseln. Jedes Mal, wenn ich über Deutschland rappe, dann möchte ich ein neues Deutschland, so wie ich es mir wünsche.

rap.de: So wie Amerika!

Fler: Nicht unbedingt Amerika, aber… was mich an dem Land enttäuscht: Deutschland möchte, dass alle gleich sind, aber dann gibt es auch keine Stars. Klar, dass es nicht vorwärts geht. DSDS ist das beste Beispiel. In anderen Ländern kommt bei solchen Castingshows jemand wie Usher oder Leona Lewis raus, in Deutschland kommt da nichts bei raus. MTV musste nur in Deutschland dichtmachen. Ist doch klar, wenn Du deine Stars nicht feierst, dann hast Du keine Stars, und wenn Du keine Stars hast, dann kannst Du auch kein Musikfernsehen machen.