Blumentopf

rap.de: Also, ihr macht Musik lieber so, dass ihr euch gemeinsam trefft und das fließen lasst?

Roger: Ja, das ist wirklich so. Man kann das anders schon machen aus Zwang oder so. Wir machen ja auch die Raportagen, die ein ganz anderes System sind. Aber wenn wir selber eine Blumentopf-Platte machen, dann soll die einfach  für jeden ein cooles Gefühl sein und da sind unsere Fressen drauf und so, das muss Blumentopf-Sound sein. Da will man das machen, was einem Spaß macht irgendwie und nicht sagen: "Okay, wir haben aber ausgemacht, wir machen das so und deshalb machen wir das so." Man muss einfach als Team dahinter stehen können, sonst gibt es kein gutes Ergebnis. Ich meine, wir ziehen wahrscheinlich zwei Jahre damit durch Deutschland und woanders hin. Das muss geil sein, sonst ist das alles nur Blödsinn.

rap.de: Das ist auch explizit auf Livemusik konzipiert?

Roger: Die ganze Band von uns, Blumentopf an sich, ist schon ewig auf Livemusik konzipiert. Wir machen immer Platten, um sie live spielen zu können. Das ist jetzt eine Platte, die man live spielen will. Wir haben noch nicht alle Lieder live gespielt, wir haben so vier, fünf noch ausgelassen und ich will die anderen auch live machen.

Sepalot: Obwohl der Sound, also die Herangehensweise viel unbandmäßiger war, also jetzt mit Live-Instrumenten, als bei dem Album davor. Es ist viel mehr klassisch produziert im Hip-Hop Sinne, als bei dem Album davor. Aber das, was letztendlich als Songs dabei raus kam, passt viel besser auf die Bühne und zu unserem Setup mit Schlagzeug, Gitarre, Bass und Keys. Es ist viel einfacher umzusetzen, wahrscheinlich weil wir ja ganz unterbewusst viel mehr das Liveding im Hinterkopf hatten. Wir hatten ja im Herbst noch eine Freestyle-Tour gemacht.
Da waren wir fünf ohne Band unterwegs, so back to the roots mäßig. Vier Mics, zwei Plattenspieler und zwei Stunden Freestyle-Show. Mit diesem Live-Spirit, sind wir halt wieder ins Studio gegangen und haben eigentlich das Album fertig gemacht und ich glaube das ist so eine Zutat, die sich da so durchzieht durch das ganze Album.

rap.de: Wie lief diese Freestyle-Tour denn so ab? Habt ihr Euch wirklich einfach hingestellt und losgelegt?

Roger: Ja, wir wollten das schon länger mal machen. Eigentlich haben wir das zu einer Zeit gemacht, wo wir gar keine Zeit hatten, das war das Problematische.

Sepalot: Wir wollten eigentlich zu dem Zeitpunkt schon fertig sein mit dem Album, aber wie das halt so ist, waren wir natürlich überhaupt nicht fertig und haben dann praktisch die Produktionsphase unterbrochen mit dieser Freestyle-Tour.

Roger: Ja, und wie es halt so ist, hatten wir auch viel mehr Termine, als wir uns das vorgestellt hatten und es lief auch sehr geil. Ohne Scheiß, das war glaube ich komplett. Wir hatten auch einen konzeptionellen Rahmen. Wir haben ein paar Lieder gespielt, nicht viele, aber wir mussten was zur Auflockerung machen. Du brauchst quasi den Werbebreak irgendwann. Freestyle ist halt schon sehr stark, aber die Leute müssen auch irgendwann kurz abschalten und abgehen können. Deshalb haben wir ganz grob einen Rahmen gesteckt, aber konnten den jeden Abend natürlich frei variieren. Wenn du mit DJ unterwegs bist, ist das anders als mit der Band. Der DJ hat alle Lieder dabei.

Sepalot: Ja, der hat irgendwie 400 Instrumentals dabei, das hat der natürlich schön durchgemischt auch. Wobei es natürlich immer wieder Sachen gibt, auf die du ein bisschen zurückgreifst. Auf einer Tour ist es aber so: Du machst was zweimal hintereinander und dann ist es  abgegriffen für uns und dann muss wieder irgendwas Neues her.

Roger: Ja genau, du kannst nicht sagen: "Okay das gestern hier mit dem Spruch, mit dem Cut hat so geil funktioniert. Das machen wir jeden Abend." Das flasht einen dann selber nicht mehr. Das ist wie wenn du immer den gleichen Witz erzählst. Für die Leute ist er immer der Neue, aber für dich selber beim da Erzählen ist das dann nicht mehr so geil und du willst es halt, wenn es schon Freestyle ist, dann nicht das, was gestern geil war heute bringen. Das klappt nicht immer. Wir hatten keine schlechte Show dabei, aber wir hatten auch Höhepunkte. Freestyle hat ja das Ding, dass irgendwann mal der Schu total krass gut ist und einmal ist man es selber. Jeder hat mal so seinen Tag und jeder hat mal so einen Tag wo er denkt: Fuck was ist denn mit mir los.

Sepalot: Es war am Schluss auch echt eine anstrengende Tour, weil du dich da jedes Mal ohne Fallseil hinstellst und alles aus dir selbst raus kommen muss.

Roger: Man muss selten so stimmungsabhängig auftreten wie beim Freestyle. Der schlimmste Fall wäre: Du kränkelst ein bisschen rum und die Texte kannst du ja, aber Freestylen… Da überträgst du die Emotion schon direkt auf die Worte. Wenn du schlecht drauf bist, wird der Freestyle auch mehr dahin gehen und dann kannst du keine Party rocken. Ich habe da auch dieses MC-Ding, dass ich der Derbste sein will. Zumindest für mich selbst. Auch wenn kein anderer dazu abgeht, muss man für sich selbst sagen können: Ok, das habe ich gut gemacht.