Dunloop & Hype

rap.de: Du meintest gerade, die Leute sind nicht genügend musikalisch ausgebildet. Was heißt das für Dich?

Hype: Eine musikalische Ausbildung ist für mich nicht unbedingt eine klassische Ausbildung, sondern, dass man sich viele Musikstile zu Gemüte führt und dadurch entwickelt sich auch das Gehirn weiter. Man erkennt Sachen wieder und kann die anders beurteilen.

Wenn du zum ersten Mal Freejazz hörst, wirst du damit überhaupt nichts anfangen können und wenn du Pech hast, wirst du auch nach dem hundertsten Mal nichts damit anfangen können. Aber wenn du dich darauf einlässt, verstehst du es irgendwann.

Man kann bestimmte Sachen einfach nicht genießen, wenn man sie nicht versteht und wenn Jim bei unseren Veranstaltungen spielt, ist es für die relativ simplen Gemüter zu viel Information auf ein mal.

rap.de: Ist das ein Talent oder kann man das lernen?

Hype: Ich denke, man kann es lernen, aber zum Produzieren braucht man schon ein gewisses Talent. 

rap.de: Denkt ihr, dass die Leute insgesamt zu intolerant sind? 

Hype: Ich glaube, dass es sich mittlerweile eher umgedreht hat…

rap.de: Zu tolerant?

Hype: Naja, auf die Leute prasselt doch unentwegt Musik ein. Viele wissen doch gar nicht mehr zwischen gut und böse zu unterscheiden!  

rap.de: Was ist denn böse Musik?

Hype: Okay nicht böse, aber es gibt definitiv schlechte Musik. Musik, die als Produkt vertickt wird.

Mit der guten Musik ist das so eine Sache, da kann man sich lange drüber streiten, weil das ja auch eher eine Geschmackssache ist. Aber es gibt Musik, da braucht man gar nicht lange drüber reden, das ist fast gar keine Musik mehr.   

Dunloop: Also, was mir wichtig ist, ist das es so eine musikalische Vorbildung gibt. Früher musste man sich bei HipHop, das Wissen, selbst aneignen, "Was ist das für ein Tape? welche Platte hast du dir gekauft?“ Heutzutage wird man einfach zugeballert, du kannst dir alles auf irgendwelchen komischen Seiten ziehen und das war’s.

Es ist halt wie in der Schule. Wenn es da etwas gab, was mich interessiert hat, dann habe ich das lieber gelernt, als wenn der Lehrer mir etwas beibringen wollte, was ich eh nicht verstehen wollte. Diese eigene Motivation, sich zu bilden, das macht einen gebildeten Menschen aus, meiner Meinung nach. 

rap.de: Und das ist heute nicht mehr möglich? Das würde ja bedeuten, dass Menschen, die ab '88 geboren wurden, nur noch irgendeinen Brei hören.

Hype: Lass mich das ganz schnell auf den Punkt bringen: Ich mache die Rap History-Reihe im Bohannon. Da haben wir bei jeder Veranstaltung ein HipHop-Jahr als Thema genommen und die Musik aus diesem Jahr gespielt, angefangen bei 1979 mit der Sugarhill Gang. Irgendwann hat sich das Publikum krass ausgetauscht. Den Rekord hatten wir so um '94 oder '96 herum, mit 750 Besuchern und ab 2000 hatte ich schon keine Lust mehr.

Dann waren da so 22-jährige, die mich dann fragen, was lief denn 2003? Was soll das? Die Oldschooler wussten, was 1982 lief, die sind deswegen hergekommen. Warum wissen die 22-jährigen schon nicht mehr, was vor 6 Jahren lief?  Wo ist dann die eigene Geschichten, was willst du denn deinen Kindern weitergeben.  

rap.de: Wie wird sich das dann in der Zukunft entwickeln?

Dunloop: Naja, es gibt immer qualitativ hochwertige Musik. Auch zu Beethovens Zeiten gab es viel Schund, der auch gespielt wurde. Und sogar mehr gespielt wurde, als Beethoven selbst. Es gibt immer whacke Scheiße…Und es gibt immer…Die reale Scheiße. (Gekicher) Ich finde Plug Ins zum Beispiel super. Du musst halt nicht mehr 1000 Instrumente mit dir rumschleppen oder einspielen lassen, das kann man mittlerweile ganz bequem am PC machen. Das ist toll, wenn man damit umgehen kann. Und dann gibt es wieder Programme wie ProTools, wo dann schon vorgefertigte Libraries drin sind, da muss man das einfach nur noch übereinander legen, und es hört sich trotzdem noch gut an, gar keine Frage. Aber das ist nicht kreativ!