rap.de: Wie ist das, wenn Du in solchen Ländern auflegst? Gibt es da eine Zensur?
Hype: Nee, das nicht. Bei den Arabern sowie so nicht und bei den Chinesen war das so, dass die MCs ihre Texte vorher einreichen mussten.
Dunloop: Ja, das war schon ein Problem, weil wir einen Chinesen dabei hatten, der gut gefreestylt hat und da gibt es natürlich keine Texte. Du musst Dir das auch so vorstellen, vor der Bühne sind ungefähr alle Eineinhalbmeter Polizisten aufgereiht und sie sitzen da, gucken dich auf der Bühne an. Als der chinesische Rapper mit dem Freestyle angefangen hat und ein Peace Zeichen gemacht hat, ist einer aufgesprungen und wollte eingreifen, aber dann kam der Chef und hat ihn wieder so runtergedrückt, dass er sitzen bleiben soll.
Hype: Die vom Goethe Institut hatten auch ein bisschen Angst, weil letztes Jahr eine Punkrock Band gespielt hatte und in der ersten Reihen sind die alle ausgeflippt, weil sie sich gefreut haben, aber dann kamen die Bullen und haben den Platz geräumt.
Dunloop: Vor drei Jahren sahen die Festivals so aus, dass in einer Reihe Polizisten mit Kalaschnikows standen und in der nächsten die Zuschauer, dann wieder Kalaschnikows, dann Zuschauer und immer so weiter.
In Shanghai war das in einem Club auch so krass, das waren ungefähr 20 geladene Gäste, 20 Leute, die bezahlt haben und dann ca. 100 Polizisten. Dieses Jahr war das lockerer. Da haben sie ihre Polizeianwärter in roten T-Shirts dahingestellt. Das war ein bisschen funkiger und diese Anwärter haben sich die T- Shirts volltaggen lassen.
rap.de: Warum hattet ihr einen chinesischen Freestyler dabei?
Hype: Es ging darum, was mit den Chinesen zusammen zu machen.
rap.de: Aber die habt ihr doch erst dort kennen gelernt?
Hype: Ja. Und einen Tag später hat die Show angefangen. Wir hatten Generalprobe und jeder hat sein Ding gemacht. Hat ganz gut funktioniert.
rap.de: Wie war die Qualität?
Hype: Die B-Boys waren super. DJs lagen noch ein bisschen zurück, waren aber auf dem besten Weg, der Beatboxer war gut. Es war alles ok.
rap.de: Und der Rapper?
Hype: Ja das ist natürlich das, was Dich am meisten interessiert. Naja, es ist schwierig das zu sagen bei Chinesen. Der Flow ist auch ganz anders. Ich weiß nicht. Eigentlich war er schon gut. Der konnte gut und flüssig freestylen. Aber was er nun gesagt hat oder wie sich dann ein richtiger Song von ihm anhört, haben wir leider nicht mitbekommen. Er ist ein bisschen auf Reggae eingestiegen, so hat sich das angehört. Die sind auch 10 Jahre zurück.
rap.de: Das ist aber alles schon ziemlich verquer. Ihr kommt mit Hip Hop, einer importierten Kultur da an und werdet eigentlich als deutsche Kulturbotschafter präsentiert. Trefft dort wiederum auf dieselbe importierte Kultur aus einem völlig anderem Kulturkreis.
Hype: Ja, und dennoch sieht alles gleich aus. Die ziehen alle das gleiche an.
Dunloop: Naja so krass nicht. Die B-Boys hatten schon so ein Paar Kung-Fu Elemente eingebaut, alles auch sehr akrobatisch natürlich. Aber die haben auch den zweiten Platz beim chinesischen Battle of the Year gemacht.
Hype: Komischerweise haben die auch ein Battle of the Year. Das klappt wahrscheinlich überall auf der Welt.
Dunloop: Dieses Jahr sollte das Motto eben sein, dass Hip Hop Kultur überall verbindet.
rap.de: Ist Hip Hop in China subversiver?
Hype: Auf alle Fälle. Da ist Zensur groß geschrieben. Da kannst Du nicht sagen, was Du willst.
rap.de: Und wenn man, wie ihr aus einem Land kommt, in dem man wirklich alles sagen kann, ist es dann für die merkwürdig?
Hype: Das gute und das Problem bei Rap ist, dass es in seinem eigenen Land gefesselt ist, wenn es nicht gerade Englisch ist.
Wenn wir in anderen Ländern spielen, spielen wir keinen deutschen Rap – dafür gibt es ja Blumentopf. Die sind gerne mal unterwegs für das Goethe Institut.
Da dann deutschen Rap zu präsentieren, macht nicht so viel Sinn, aber es geht auch darum zu sehen, wie es bei uns so funktioniert.
Das ist ein Gemeinschaftsding, weil wir aus der gleichen Kultur stammen.
Dunloop: Und trotz der Sprachprobleme haben wir uns super gut verstanden.
Hype: Joint ist eben Joint. Und ein Reisschnaps bleibt ein Reisschnaps. Funktioniert einwandfrei.