Tua

rap.de: Es gibt französische Philosophen, die haben so einen Drogenfahrplan zusammengebaut, die sind 90 Jahre alt geworden. Die haben morgen so und so viel Milligramm dies genommen, um 11 Uhr dann einen kleinen Zwischensnack …

Tua: Geil, Alter! (lacht)

rap.de: Die haben das individuell ausgearbeitet und denen ging’s gut. Insofern, man kann offenbar damit auch gut leben. Ich meine, es nützt ja nichts, den Leute zu sagen "Don’t do drugs!", weil es ja es ja doch jeder tut. Ich fände es viel sinnvoller, den Leuten zu sagen: "Mach das, aber mach das richtig." Also diese drei Tage waren definitiv nicht richtig und das würdest du jetzt im Nachhinein auch so sehen, oder?

Tua: Definitiv. Also ich bin jetzt nicht dieser Hippie-Kiffer-Rapper, der sich hinsetzt und erstmal ein paar Bongs raucht…

rap.de: … wie dein Labelchef! (lacht)

Tua: Nein, der macht das doch gar nicht mehr.

rap.de: Nicht MEHR, ja. Aber da gab’s schon einige drogenverherrlichende Songs aus der Ecke. (lacht)

Tua: Ich glaub, das mag er heute gar nicht mehr. Das kotzt ihn auch an, dass er das gemacht hat. Aber ich bin jetzt nicht der Typ, der sich hinsetzt und bewusst Drogen nimmt und sagt: "Ich will jetzt mal auf den Flash kommen und dann Musik machen“, aber trotz allem waren eben gerade bei dem Album Gefühle, weil sie eben sehr extrem werden, wenn man Drogen nimmt, sehr wichtig. Ich meine, viele Songs auf dem Alben handeln einfach von Drogen oder Extremsituationen, die durch sie hervorgerufen werden. Insofern sind für einen Künstler Drogen auf jeden Fall was Krasses. Ich weiß nicht, man wird einfach wandlungsfähiger, man traut sich auch Sachen zu fühlen, die man sonst nicht fühlt, oder? Man kann sich in gewisser Art und Weise auch selbst kennenlernen.

rap.de: Welche Gefühle traust du dich sonst nicht zu fühlen?

Tua: Hm… Angst.

rap.de: Wirklich? Du hast immer gedacht, du hättest keine Angst?

Tua: Ich habe auf jeden Fall Angst, wie es die meisten Menschen haben. Das ist ja auch gesund, aber manche Arten von Angst lernt man ohne Drogen gar nicht kennen, oder man stirbt halt. Also gerade so eine Todesangst… Natürlich kann man versuchen, mit 180 durch jede Kurve zu fahren und versuchen, so was zu kriegen oder man kriegt halt irgendwann mal einen schlechten Trip, dann weiß man auch, was Angst ist. Das meinte ich vorhin auch, als ich meinte, dass ich jetzt noch immer an mein Herz fasse, weil ich immer noch eine Art Splitter da drin habe, vom Gefühl her. Dann ist ja auch Euphorie unglaublich groß, man wird ja unter Drogen auch wahnsinnig euphorisch, die Welt gehört einem, man ist eins mit allem.