Denyo

 

rap.de: Gibt es zwischen dir und Jan eigentlich eine Competition?

Denyo: Nee, gar nicht. Wie sollte das auch gehen? Ohne Jan wäre ich nicht dort, wo ich bin.

rap.de: Vielleicht eher im spaßigem Sinne? Ein internes Battle?

Denyo: (lacht) Nö, gar nicht. Das ist eher so, dass man sich zwischenzeitlich irgendwelche Sachen zeigt und dann mal guckt, wie der andere das findet. Wir sind aber echt auf einer Wellenlänge und haben einen ziemlich ähnlichen Geschmack. Ich finde seine Sachen immer geil. Okay, die meisten Leute finden seine Sachen geil. Er findet meine Sachen auch in der Regel geil, aber es gab da ein Ding, das fand er so richtig scheiße. Da meinte er sogar, dass ich das nicht auf das Album raufpacken darf. (lacht) Und jetzt hab ich es auch nicht auf das Album raufgepackt.

rap.de: Was war das für ein Ding?

Denyo: Das war das Ding, von dem bei Universal alle meinten, dass es der Hit ist, dass es raus muss. Wenn man das gehört hat, ist es schon geil gewesen. Aber wenn man böse ist, kann man sagen, dass es ein wenig Black Eyed Peas-mäßig war. Wenn man wohl gesonnen ist, sagt man, dass es Outkast-mäßig ist. Als mein Grafiker es gehört hat, meinte er, dass es deutsches Liedgut ist. Das war so ein Ding gewesen, das wäre durchgegangen für Deutschland. Das Motto war so: „Wir gehen weiter, wir bleiben nicht stehen – die Scheibe hat Bock, sich weiter zu drehen“. Es hatte einen fröhlichen Beat, der aber auch irgendwie geil war. Es war so ein Double-Time-Ding. Ich fand es geil, aber Jan hat sich das angehört und konnte das Lachen irgendwann nicht mehr verbergen. Er lag auf dem Boden und hat sich schlapp gelacht und meinte bloß, dass ich das nicht bringen kann.

rap.de: Was war denn sein Problem damit? 

Denyo: Es war ihm zu corny. Fettes Brot können so etwas machen, Black Eyed Peas können so etwas machen, aber für Denyo, oder auch für die Beginner ist so etwas zu offensichtlich für Deutschland. Ich kann es schwer beschreiben. Deswegen haben auch alle geschrieen, dass das die Single ist, der Hit. Das ist cross-over, das kann für alle funktionieren.

rap.de: Also schön Klingelton-kompatibel?  

Denyo: Ja, alles mögliche. Das ist so ein Ding, wenn man das hört, denkt man sich: „Hach ja, der Denyo macht aber dufte Musik“. Und das war es halt irgendwie nicht gewesen. Deswegen habe ich das halt wieder runtergekickt.

rap.de: Was passiert eigentlich mit den Tracks, die nicht auf dem Album gelandet sind? Wird es da ein Mixtape, oder irgendwie so etwas geben?

Denyo: Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was ich damit machen werde. Es gibt ein paar Tracks, die sind zu persönlich geworden, die hab ich dann wieder runter genommen. Dann gibt es ein paar Dinger, die fand ich qualitativ nicht hochwertig genug, mit denen auch nichts passieren wird. Die persönlichen Tracks werde ich auch nicht heraus bringen. Den Track, über den wir gerade gesprochen haben, werde ich vielleicht noch mal irgendwann veröffentlichen. Das kann durchaus sein. Aber wenn, dann nur auf Boogie Down, oder als Gag. Irgendwie so. Oder für das Internet. Aber damit werde ich nicht rausgehen und sagen, dass ich zurück bin. Solche Gedanken macht man sich halt. Ich komme schon ein bisschen wie ein Newcomer rüber, aber sicherlich habe ich eine Geschichte. Und ich will ja auch wer sein. Ich will aber nicht wie Fettes Brot sein. Ich finde es cool, was sie machen, aber das bin ich nicht. Meine Sachen haften mehr am Rap. Deswegen kann man sich bestimmte Sachen erlauben und bestimmte Sachen eben nicht. Was natürlich hart ist, weil man sich dann immer in einem bestimmten Rahmen bewegen muss. Aber auf der anderen Seite muss man auch so denken. Wir haben schon so oft Fehler gemacht, die wir hinterher bereut haben. Beim „Liebeslied“ haben wir aus einer Laune heraus Smokings getragen, was uns danach immer vorgeworfen wurde. Als ob wie das extra gemacht haben – so Sell-Out-mäßig. Man muss sich eben schon Gedanken darüber machen, was man tut und was man nicht tut. Ich habe diesen Track auch Davide von der Juice vorgespielt und der meinte, dass das ein cooler Track ist, die Leute dann aber meinen werden, dass ich kein Rap mehr mache.

rap.de: Man, jetzt will ich den aber auch mal hören! 

Denyo: (lacht) Das ist eigentlich auch meine Idee dahinter: Erst alle tierisch neugierig machen, und am Ende bringe ich ihn dann eben doch noch heraus.