Denyo

Denyo: Ja, das stimmt. Das ist aber einmalig auf dem Album. Da ist noch ein anderes Ding, mit einem „angerockten“ Sample, was auch eine ähnliche Energie hat. Es ist aber nicht so ein Double-Time-Ding. Ansonsten…Wenn man erst „Minidisco“ hört und dann „The Denyos“, wird man sich ein wenig über den Wandel wundern. Man muss dazwischen „Blast Action Heros“ gehört haben, um diesen Wandel besser nachvollziehen zu können. Das Album lebt in erster Linie von Power und Energie. Die wird da auch vermittelt. Weniger Melancholie, wobei die auch nicht völlig weg ist. Das Album setzt aber eben eher auf Energie, auf Flows und dieses ganze Rap-Ding. Aber von den Lyrics her ist wieder alles wie gewohnt: native und bedacht und auch überlegter. Statt „Arsch“ wird „Hintern“ gesagt. Es wird auch keine „Bong geraucht“ und kein „Arsch gefickt“. Im Grunde ist es ein straightes Rap-Album, was aber ein bisschen freundlicher und positiver ist. Will Smith-mäßig (lacht). Es ist jetzt aber auch kein Blümchen-Rap, aber schon so, dass es niemanden dazu animiert, zu kiffen und Leute zu hauen. Es ist von Sound her wieder mal „Neo“, weil ich diesen Sound halt mag und, wie gesagt, von den Lyrics her eher native. Ich mag auch viele „Native Tongue“-Sachen, weil sie mehr „conscious“, überlegter und intelligenter sind. Aber sie sind oft auch ein wenig langweilig, weil es vom Sound her dann auch oft verliebt ist in alte „A Tribe Called Quest“ und „De La Soul“-Epochen. Für mich ist diese Epoche halt vorbei, auch wenn sie geil war. Aber ich finde nicht, dass es noch Spaß macht, wenn man sich heut solche Beats in neuer Form wieder anhört. Ich liebe z.B. das „Main Concept“-Album, für das, was es ist, aber es reizt mich musikalisch nicht. Textlich dann schon eher. Zurück zu mir: Das Album ist eine Mischung aus den beiden davor – vom Sound her neu, von den Lyrics her überlegter.

 


 Es geht los mit dem Opener „The Denyos“. Da gibt es noch ein Intro mit Eizi Eiz, der mich ankündigt, denn Eizi wollt ich auch auf dem Album haben. Es ist gleichzeitig sein einziger Part, mit dem er auf dem Album auch stattfindet: Als Intro-Sprecher. Dann gibt es einen Track, der heißt „Fresh Air“. Das ist einer der wenigen Beats, die ich nicht selber gemacht habe – der ist von Tropf. Es ist ein Track, der nichts anderes sein will, außer fresh, worum es eben auch geht. Dann hab ich einen Track, der heißt „B.B King“. Der ist von den Harmonien her, schon so ein bisschen wie ein Pop-Song, aber trotzdem noch Rap. Der ist Half-Time und ich laber über Neuanfänge, egal in welcher Form. Es wird aber nicht direkt darauf eingegangen, sondern eher auf das Gefühl vermittelt, wie es ist, einen Neuanfang zu machen. Es geht dann weiter mit „Ain’t No Punchline When He’s Gone“. Das wird auch die erste Single. Das ist ein Track, in dem ich Bill Withers gecovert habe, aber statt „Ain’t No Sunshine“, eben „Ain’t No Punchline“, und statt „When She’s Gone“, dann „He’s Gone“ sage. Es geht dabei um mich. Und wenn ich nicht da bin, gibt es eben keine geilen Lines. Represent, represent…

rap.de: Du brauchst jetzt aber nicht jeden einzelnen Track in derartig ausführlicher Form durchgehen. 

Denyo: Na aber jetzt sind wir schon mittendrin (lacht). Also weiter. Da sind noch ein paar Dinger: „Scout und Amigo“ z.B., ist dann noch am ehesten für die „Minidisco“-Fans, weil es der melancholischste Track auf dem Album und auch ein bisschen langsamer ist. Da geht es um Freundschaft und darum, auch mal einen geschichtlichen Abriss zu machen. Leute, die ungefähr in meinem Alter sind, werden sich an viele Sachen erinnern können. Es ist eine Freundschaftsgeschichte – Scout und Amigo. Es geht sehr viel um Sachen, die man früher gemacht hat. Man weiß, dass man „Scout&Amigo“-Schulränzen getragen hat, zusammen Donkey Kong gespielt hat, in der Pubertät das erste mal gekifft hat, oder was weiß ich. So erstreckt sich eben der gesamte Track. Dann gibt es aber auch wieder Sachen, wie „Snooze“, wo ich erzähl, dass ich verpennt hab, und mir ganze Zeit vorstelle, während ich auf die „Snooze“-Taste drücke, dass ich den Tag derbe durchstyle und alles mögliche erledige. So gibt es halt verschiedene Sachen. Das Album ist einfach dafür da, positiv zu sein, Energie zu haben, und soll vor allem Rückenwind für den Alltag geben. Du kannst das Album einfach so hören und es pumpt. Oder du kannst halt hinhören und die Lyrics checken. Es funktioniert beides ganz gut.

rap.de: Deine Person betreffend, fällt mir immer wieder eines auf: Du kannst Mr. Nice sein, wie z.B. jetzt gerade, hast aber auch schon in Interviews Aussagen getätigt, die dermaßen gnadenlos in die Fresse waren, gerade wenn du über andere Sounds und Künstler sprichst, die dir vielleicht nicht unbedingt gefallen… Lange Rede, kurzer Sinn: Ich hab mich gefragt, ob „The Denyos“ im übertragenden, durchaus spaßigen Sinne, etwas Schizophrenes haben, bei welcher Gelegenheit du verschiedenste Charaktere unterbringst?

Denyo: Ich hoffe nicht, dass ich schizophren bin.