Interview mit Curly: Cro, Freestyle-Battles, Drogenpolitik & Ghostwriting

Du hast in anderen Interviews betont, dass du dir mehr Wagemut in Deutschland erwünschten würdest. Es sollte experimentierfreudiger sein. Was hältst du von der Vanessa Mai und Olexesh Kombi „Wir 2 für immer“?

Ich finde die Entwicklung positiv. Es darf nur nicht zu komisch werden. Das ist schlussendlich ja auch Geschmackssache. Ich persönlich finde es gut, wenn Leute machen, worauf sie Bock haben. Am Ende sollte nur keine Scheiß Mucke rauskommen.

Verliert der Rapkünstler da nicht an Strahlkraft, wenn er sich für einen Popsong anpasst? Oder ist genau das die Kunst, sich nicht zu verbiegen?

Ich frage mich immer, was würde Drake tun? (lacht) Ich glaube man sollte machen, was man fühlt. Sich verbiegen, sollte man nicht. Wenn man sich komplett zum Lulli macht, ist es komisch, klar. Aber für manche Künstler ist so eine Kollabo auch eine Chance, um sich zu platzieren und die Reichweite zu steigern.

Eine gewisse Glaubwürdigkeit muss da sein. Das mit Olexesh und Vaness Mai ist extrem. Verrückter geht es in Deutschland nicht.

Das könnten höchstens die Kastelruther Spatzen noch toppen. Das könnte ich eigentlich machen. (lacht)
Allgemein sehe ich das so: Die Entwicklung mit den Melodien und das Künstler gemeinsam geile Songs machen, ohne stur alleine ihr Ding durchzuziehen, ist eine gute Entwicklung und zeugt von der richtigen Mentalität.

Es wird Traprappern vorgeworfen, dass es heute nur noch um den Vibe gehe, nicht mehr um pure Rapskills, saubere Reime und Flowwechsel. Wie findest du, mit deiner Battle-Vergangenheit, diese Entwicklung?

Es ist immer eine Sache, was für eine Mucke das ist. Wenn man ein Battlerapper ist oder diese Attitüde vermitteln will, dann ist es lame, wenn da keine Skills vorhanden sind. Gerade so im Boom-Bap-Bereich verbinde ich mit Battlerap klassische Vergleichen und krasse Wortspiele.

Ein „Hotline Bling“ braucht das nicht. Sowas würde viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Punchlines müssen transportiert werden, damit es einschlägt. Das muss zu dem Beat passen.

Es gab erst wieder eine Diskussion, die zum Thema hatte, dass Rap lyrisch bleiben muss. Das stimmt ja auch. Aber vielleicht ist der neue Style dann einfach kein Rap mehr.

Ist ja nicht schlimm. Dass Rap lyrisch bleiben muss, dem stimme ich voll zu. Aber dann lass das Andere anders sein. Die alten Battlerap-Sachen waren auch anders aufgebaut.

Was treibt dich an? Was setzt du dir musikalisch für Ziele für die Zukunft?

Geld. (lacht) Ne, ich will mit meinen Homies einen guten Sound machen und damit auf Tour gehen. Die Songs, die ich im Studio feier, will ich mit den Leuten da draußen feiern. Am besten auf den großen Bühnen, mit fetten Anlagen. Ich habe auch voll Bock live zu spielen. Das habe ich in letzte Zeit leider vernachlässigt, weil ich lange an meinem neuen Sound gearbeitet habe. Jetzt gehe ich im September auf Tour mit Juse Ju – zwölf Städte, da freue ich mich übelst drauf.

Was steht neben der Tour sonst noch an?

Ich baller einige Tracks und Videos raus. Als nächste kommt das „Latenight“-Video und ansonsten freue ich mich auf die Tour. Es wird auch ein Track mit Juse Ju rauskommen. Ansonsten könnt ihr auf die neuen Song gespannt sein. Ich habe schon locker zwanzig Stück auf der Festplatte. Da wird auf jeden Fall einiges kommen. Das ist alles erst der Anfang!