Interview mit Curly: Cro, Freestyle-Battles, Drogenpolitik & Ghostwriting

Wie kam es dazu – wie hast du dir dieses Standbein aufgebaut?

Ich habe über einen Homie einen Mann von einem Verlag kennengelernt und mit dem habe ich in einer Bar gechillt. Ich habe ihm dann erzählt, dass ich Rapper bin und was ich so mache. Er hat mich dann gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mal für eine Probesession ins das Studio zu kommen. Das hat dann voll gut funktioniert. Plötzlich ging alles relativ schnell und viele Projekte kamen rein.
Das läuft gut und macht mir viel Spaß. Ich lauf täglich in das Studio, um zu arbeiten und verdiene damit mein Geld. Ich kann mich auf jeden Fall nicht beschweren. Das ist voll der Dream.

Du nennst dich eine „Melodie-Schlampe“. Was meinst du damit?

Melodie ist halt King. Wenn was geil klingt, ist es erstmal zweitrangig, was es bedeutet. Da halte ich es wie die Migos. Nach dem Motto: „Wenn es geil klingt, dann gib ihm“. (lacht)
Bei mir ist das jetzt nicht ganz so extrem. Aber ich finde, wenn es eine geile Melodie hat, dann kann ich mir einen Song auch zehnmal hintereinander anhören. Ich bin dann voll hooked. Ich finde das auch voll gut, dass sich das in der Szene grad so wandelt, dass es viele nicen Melodien, gibt, wenn man Songs im Web hört.

Wer hat deiner Meinung nach in Deutschland die Tür dafür aufgemacht?

Ich finde, Cro hat das ein bisschen aufgemacht. Jetzt mal abgesehen von den ganzen Autotune-Sachen, die in der Zwischenzeit veröffentlicht wurden.

Für Das bewusstsein, dass man auch cool sein kann, wenn man eine Hook mit einer nicen Melodie singt, hat Cro Viel beigetragen.

Schreibst du zuerst Hooks und lässt dich danach durch den Vibe zum Text tragen oder andersherum?

Zum großen Teil fange ich mit der Hook an. Ich mache oft zuerst die Toplines. Ich mache Melodien auf die ich flashe und dann suche ich einen Text dazu. Ich suche lieber länger nach einem Text, der auf die Melodie passt, als die Melodie an den Text anzupassen. Und deshalb suche ich als Grundbaustein zuerst die Main-Melodie.

Wenn man zuerst den Text schreibt und sich dann eine Melodie sucht, wird es häufig auch statischer, oder?

Ja, die Melodie leidet jedes Mal darunter, wenn man sie ändert, nur weil der Text eine Silbe mehr hat. Wenn man die Melodie zuerst aufnimmt, verleitet es nicht so sehr dazu, im Nachhinein noch etwas daran zu ändern, weil man darauf einen Text sucht.

Cro wurde besonders zu Beginn seiner Karriere für seine stark angelehnten Songs kritisiert. Man denke nur an „Du“.
Wie siehst du das? Gezieltes zusammenpuzzeln von teilweise bestehenden Melodien, Arrangements usw.?

Als ich gecheckt habe, dass er den Song „What’s The Difference“ von Dr. Dre als Vorlage für „Bad Chick“ genommen hat, fand ich das schon strange. Ich dachte mir nur: Warum? Du könntest die kränksten und krassesten Beats der Welt bekommen, von allen möglichen Produzenten. Warum machst du das?“

Klar kann man sagen, dass es eine Hommage an Dre ist, aber es war halt exakt gleich konstruiert. Und bei der Left Boy Single, „Your Song“ und „Du“ war es ja genauso. Mega geile Songs, aber wieso macht er das? Ich dachte mir dann auch: „Okay, er muss dann die ganze Gema abgeben.“

Auf der Bonus DVD, „Road to Raop“, wird das von seinem Management auch behandelt. Sie meinten, dass sie erstmal rechtlich einige Sachen klären mussten, weil Cro einfach so arbeitet.

Ja, ich verurteile das auch nicht. Wenn der schon immer Samples chopped und das so macht, ist das okay. Aber ich habe mich einfach gefragt, wieso er an die Sache so rangeht. Das waren ja alles Radio-Hits und die Gema davon … das waren schon ein paar Eistee. (lacht)