rap.de: Siehst du dich sozusagen in der Rolle des unverstandenen Künstlers, dessen Werke posthum eine unfassbare Wertsteigerung erfahren?
B-Lash: Auf keinen Fall posthum. Ich möchte definitiv noch zu Lebzeiten den Credit für meine Arbeit ernten. Ich sehe mich einfach als Künstler, der etwas macht, was sonst keiner so macht. Es gibt schon den ein oder anderen Rapper wie z.B. Nate57, der auch mal politische Themen anschneidet. Aber so wirklich tief in die Materie vordringen tue an sich nur ich. Daher fühle ich mich in meiner Position trotz des vergleichsweise bescheidenen Fames recht wohl.
rap.de: Bist du denn im alltäglichen Leben auch ein politisch engagierter Mensch?
B-Lash: Naja, ich kommuniziere das nicht offensiv nach außen. Ich habe für jeden ein offenes Ohr. Wenn jemand wirklich mit mir diskutieren will, gebe ich dem jede Antwort, die er haben will. Ich versuche allerdings nicht, Leuten irgendetwas auf zu zwängen. Das ist einfach sinnlos. Ich diskutiere aber mit jedem, der auf einer intelligenten Ebene bereit ist, zu diskutieren. Wirkliche Probleme habe ich nur mit Idioten. Leute, die an sich keine Ahnung haben, sich aber trotzdem in der Position sehen, laut zu werden, nur weil sie ein, zwei Dokus gesehen haben. So etwas kann und will ich nicht ernst nehmen.
rap.de: Kommen wir nun zur den musikalischen Fragen. Du hast es vorher schon angemerkt: Du hast dein Album komplett in Eigenregie produziert. Wie hast du dir denn deine Techniken angeeignet?
B-Lash: Das ist alles autodidaktisch passiert. Ein gutes Beispiel: Das Mastering dieses Albums. Eigentlich sollte das ein SAE-Dozent übernehmen. Ich habe ihm versprochen, seinen Namen nicht zu nennen, wenn er mir meine vorab gezahlte Kohle wieder zurücküberweist. Das, was der da abgeliefert hat, war ein absoluter Witz. Spezialgebiete wie Mastering gehen zwar an den Ohren der Ottonormalverbraucher, die eine 128er-mp3 nicht von einer Hochglanz-Wave-File unterscheiden können, weitestgehend vorbei, das allerdings war wirklich hart. Der hat echt alles kaputt gemischt. Sogar der letzte Soundhammel hätte den Unterschied gehört. Das war einfach eine Katastrophe!
rap.de: Was konkret war denn so katastrophal?
B-Lash: Alles. Die Frequenzbereiche, welche der bearbeitet hat, waren einfach auf deutsch gesagt für’n Arsch. Der hat meine Stimme teilweise so in den Hintergrund gemischt, dass man kein Wort mehr hören konnte. Die Kompression war einfach schlecht gemacht. Hat alles total verzerrt und übersteuert geklungen. Ganz ehrlich: Es gab nichts, was er gut gemacht hätte… Ich hab ihm dann auch konsequenterweise direkt am Telefon gesagt, dass das das schlechteste Master sei, was ich seit 12 Jahren gehört habe. Bei den Möglichkeiten, die in solch einem Studio existieren, solch ein schlechtes Produkt abzuliefern, ist mir total rätselhaft. Die Gerätschaft die der Kerl zur Verfügung hatte, ist der Wahnsinn. Davon könnte ich nur träumen. Zwei seiner Geräte sind teurer als alles was ich in meinem Leben besessen habe. Letztendlich habe ich es selbst gemacht.
rap.de: Muss ja gar nicht unbedingt ein Nachteil sein. Immerhin kann man den Sound gut einschätzen, wenn man die Kopfhörer gut kennt.
B-Lash: Das mag sein, allerdings sind die Möglichkeiten in einem professionellen Mastering-Studio doch nochmal ganz anderer Natur. Die Räumlichkeiten sind von eigens dafür ausgebildeten Technikern mit den empfindlichsten Messgeräten Schalltechnisch berechnet und eingerichtet. Das ist nach akustischen Grundprinzipien alles 100% perfekt mit den besten Materialien ausgerichtet. Dazu stehen da Boxen im Wert eines Mittelklassenwagens. Die analogen Geräte für das equalizen und komprimieren sind alle extrem teuer und absolut perfekt. Da hört man wirklich jeden noch so unbedeutenden Fehler sofort. Wenn ich in dem Raum gesessen hätte, könnte man hundertprozentig davon ausgehen, das das Endprodukt nochmal um ein Vielfaches besser geklungen hätte, als es das jetzt tut.