Interview mit B-Lash

rap.de: Das wäre für dich aber auch keine Option? Zu sagen, okay, ich gehe jetzt mal einen Kompromiss musikalischer Art ein, um mir mal privat etwas gönnen zu können, was andernfalls nicht möglich sein wird?

B-Lash: Nein. Ich bin sehr strategisch veranlagt. Viele meiner Facetten habe ich noch nicht gezeigt. Ich präsentiere ja nicht alles, was ich kann, wenn ich nicht davon ausgehen darf, das es entsprechend mit Erfolg belohnt wird. Das hat für mich einfach keinen Sinn. Ich versuche einfach, einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Mit diesem Album bin ich meiner Meinung nach stärker als mit dem letzten. Ich bin ein kompletter Musiker, nicht lediglich ein Rapper, Ich kann nicht nur Rap machen. Ich kann noch eine Menge mehr. Bis sich allerdings die Business-Möglichkeiten nicht ergeben, um diese Facetten auch adäquat einem entsprechend großen Publikum präsentieren zu können, wäre ich ja schön blöd, alles offenzulegen. Der Punkt ist: Egal, was da oben im Pop-Bereich gerade am laufen ist, ich kann damit von der Fähigkeit her konkurrieren. Cro, Casper, Juli, Peter Maffay – von mir aus Scooter. Ich und meine Jungs von 187 Beats, wir können wirklich jeden erdenklichen Stil so rüber bringen, dass es professionell und nicht nach Plastik klingt. Aber bis ich nicht die Möglichkeiten habe auch ein entsprechendes Publikum mit diesem Talent zu erreichen, werde ich das in der Reserve behalten.

rap.de: Wie sieht denn deine ideale Wunschvorstellung der Musik, die du zwar gerne machen würdest, bis jetzt aber noch nicht machen konntest aus?

B-Lash: Die Musikrichtung wäre auf jeden Fall elektronische Synthesizerklänge, orchestrale Pompösität, handgemachte Instrumente, HipHop-Einflüsse und das beste aus allen erdenklichen Musikrichtungen, die es so auf der Welt gibt. Das ist ja das angenehme an HipHop. Dieses Open-Source-System. Du kannst eben alles in der Musik integrieren, was es so gibt. Solange es gut gemacht ist, ist alles erlaubt.

rap.de: Bist du denn musikalisch versiert? Spielst du Instrumente?

B-Lash: Nein, das nicht. Aber das ist ja auch nicht unbedingt wichtig für einen Produzent. Das Gitarrensolo auf “Beat it“ ist ja auch nicht von Quincy Jones, sondern von Eddie Van Halen. Ich plane definitiv, verstärkt in diese Richtung zu gehen. Auf dem kommenden Album “Funkotronic“ mit meinem Partner Superfunk werden auch Gitarrensoli und traditionell gespielte Instrumente zu hören sein. Ich habe einfach eine sehr konkrete Vorstellung vom Sound, den ich kreieren möchte. Ich weiß auch genau wie ich Dinge nachbearbeiten muss, damit sie eine Stimmige Symbiose ergeben. Dann hole ich mir natürlich einfach Leute, die das so umsetzen können, wie ich es gerne haben möchte. Die Produktionskomponente allerdings liegt in letzter Instanz immer bei mir. Noch kann ich mir so etwas wie gesagt nicht selber realisieren, aber wenn es so weit ist, wird auf jeden Fall für jedes Instrument ein fähiger Musiker eingeladen.

rap.de: Wie sieht es bei dir denn mit traditionellem Sampling aus? Auf einem Song deines neuen Albums hast du “The masquerade is over“ von David Porter gesampled. Wie verfährst du in solchen Fällen? So richtig mit Schallplatte und allem drum und dran?

B-Lash: Jein. Also diese konkret von dir angesprochene Platte besitze ich nicht. Ich sammle allerdings seit etwa ’98 Platten. Die ein oder andere besitze ich also in der Tat. Allerdings benutze ich die nicht wirklich. Auch ich bin mittlerweile mehr oder weniger vollständig im digitalen Zeitalter angekommen. Trotz allem finde ich diese Vinyl-Nostalgie nach wie vor super. Manchmal ist aber einfach der cleane Sound gefragt, und da ist dieses staubige eben nicht immer der Sache dienlich.

rap.de: Das fällt auf „7 Siegel“ definitiv auf: Über die gesamte Spielzeit ist das Klangbild mit Ausnahme des David Porter-Samples sehr stark von dieser Synthesizer-Atmosphäre der späteren 80er Jahre geprägt. Klare Drums, klare Synthesizer, klare Soundstruktur. Ist das dein persönliches Idealbild von Sound?

B-Lash: Mit Abstrichen, ja. Ich finde schon auch dieses Staubige New-Yorkige geil. Aber für mein Album wollte ich auf jeden Fall einen Sound kreieren, der eher sauberer daherkommt. Trotz allem liebe ich diesen traditionellen MPC-Sound mit Samples und allem drum und dran. Nur hätte das eben bei “7 Siegel“ nicht gepasst…

rap.de: Was erhoffst du dir den von dem Album?

B-Lash: Mit diesem Album will ich in erster Linie zeigen, dass ich wieder da bin. Eine Art Comeback, wenn man so will. Bis “Panikreaktion“ war ich  in der öffentlichen Wahrnehmung quasi weg vom Fenster. Zwischen 2008 und 20010 habe ich praktisch nicht gerappt. Mit „Panikreaktion“ habe ich sozusagen den Rost abgeschüttelt, “7 Siegel“ soll jetzt mein Standing in der Szene etablieren. Die Leute wissen jetzt: B-Lash ist wieder zurück im Game. ch hatte eine Pause. Die war einfach unter anderem aus familiären Gründen sehr wichtig. Aber eine solche Pause ist erst mal nicht mehr geplant, es sei denn ich werde aus Gründen, die ich nicht beeinflussen kann, zu einer solchen gezwungen. Mein Hauptziel mit diesem Album war es, ein vor allem raptechnisch starkes und produktionstechnisch einwandfreies Werk abzuliefern, das den Leuten klar macht: B-Lash ist wieder da. Und er ist gekommen um zu bleiben.