B-Lash macht seit Jahren durch authentischen wie intelligenten Straßenrap von sich reden. Allerdings: allzu viele Hörer sind noch nicht auf ihn aufmerksam geworden. Irgendwie hat er es all die Jahre geschafft, weitgehend unter dem Radar zu bleiben. Möglicherweise kommt ihm aber die gegenwärtige allgemeine Öffnung der Rap-Szene, sowohl untereinander als auch nach außen, durchaus zugute. Mit seinem neuen Album „7 Siegel: Apokalypse“ trifft er auf jeden Fall den Zeitgeist: Es geht viel um Verschwörungstheorien und Politik, aber stets aus einer Straßenperspektive, nicht abgehoben oder akademisch. Ein Gespräch mit dem iranischstämmigen Rapper und Produzenten über das Weltgeschehen, Weltuntergangs-Hysterie, Verschwörungen und natürlich Musik.
rap.de: Dein Album-Titel ist sehr düster, „7 Siegel: Apokalypse“. Gerade ist das Gerede vom Untergang der Welt ja wegen der Maya-Hysterie sehr aktuell. Hätte dein Album auch ohne diese aktuelle Hysterie diesen Titel getragen?
B-Lash: Es ist ja immer sehr spekulativ zu sagen, was passiert wäre wenn. Da kann ich natürlich keine konkrete Antwort geben. Es ist auf jeden Fall so, dass der Song „Endzeit“ auf meinem „Tränen“ Album auch dieses Thema behandelt hat, obwohl es zu dem Zeitpunkt nicht besonders aktuell war. Klar spiele ich auch ein wenig damit, unterm Strich ist es aber so, dass dieses Album für mich persönlich von der Thematik relevant war, auch abgesehen vom aktuellen Zeitgeschehen. Für alle, die jetzt allerdings den Roland Emmerich-Film auf CD erwarten: So ist es natürlich nicht. Klar: ich behandele das Thema in einigen Textpassagen, allerdings ist das auf keinen Fall ein 2012-die-Welt-geht-unter-Album. Am Ende des Tages ist es einfach immer noch ein Rap-Album von der Kreuzberger Straße. Ganz klar muss ja auch gesagt werden, dass viele Leute diese ganze Maya-Geschichte total fehlinterpretieren. Von einem konkreten Ende der Welt ist ja nie die Rede gewesen. Es geht ja lediglich um den Beginn einer neuen Epoche.
rap.de: Was erwartest du dir von dieser Epoche denn konkret?
B-Lash: Das Problem ist ja, das viele dieser alten Texte, denen solchen Weltuntergangs-Szenarien zugrunde liegen, sehr obskur und kodiert geschrieben sind. Da wird dann natürlich auch viel hineininterpretiert, das total unbegründet und viel zu weit hergeholt ist. Es gibt keinen Wissenschaftler, der dir verbindlich sagen kann: Dies und jenes wird in so und so schlimmem Ausmaß passieren. Das ist unterm Strich einfach sehr viel Interpretationssache. Meiner Meinung nach leben wir gerade einfach in einer Zeitepoche, die weltgeschichtlich gesehen die schlimmste ist, die es jemals gab. Der Neubeginn ist für einen Menschen wie mich immer an die Hoffnung gekoppelt, jeden noch so widrigen Umstand überwinden zu können.
rap.de: Wie würde dieser Zustand einer besseren Zukunft aussehen? Hast du eine konrkete Vorstellung davon oder ist das so ein „Alles was besser ist als jetzt ist gut“-Gedanke?
B-Lash: Nein, das auf keinen Fall. Das wäre ganz gefährlich, und würde ja wieder fruchtbaren Nährboden für Missbrauch bieten. Das könnte ja bedeuten, dass wir von manipulativen Menschen einen Zustand vorgegaukelt bekommen, der als erstrebenswert hingestellt wird, allerdings in der Realität weit davon entfernt ist. Das wurde ja so in der Art schon von George Bush senior versucht. Er hat je versucht, den Begriff New World Order zu etablieren, welcher unterm Strich ja impliziert, dass eine Welt, in der es eine zentrale Macht, eine Währung, einen Staat und eine Religion gibt, als erstrebenswert verkauft wird. Das halte ich für sehr gefährlich. Definitiv sollte das aktuelle Finanzsystem grundlegend reformiert werden. Das Hauptproblem ist ja, das der Dollar keinerlei Gegenwert mehr hat. Früher hat für jeden Dollar der Gegenwert in Gold auf der Bank gelagert. Mittlerweile können die, die das Patent für die Gelddruckmaschinen haben, quasi aus dem Nichts Geld erzeugen, das keinen realen Gegenwert hat.