12 Jahre Trettmann – seine Karriere in Songs

2017 – Auf der Überholspur

Die Zusammenarbeit scheint sowohl Megaloh als auch Trettmann gefallen zu haben, sodass sie zwei Jahre nach dem damaligen Song eine gemeinsame EP namens „Herb & Mango“ aufnehmen. Darauf heißt es in „Anorak“„Seele gefangen in der Diaspora.“ Der Begriff „Diaspora“ steht für eine Person, die den kulturellen, religiösen oder ethischen Rahmen der Heimat verließ. Ansonsten geht es viel um das Rauchen von jeder Menge Gras.

#DIY – erstes Studioalbum

Do-it-yourself zieht sich durch das Leben des Multitalents, weshalb er sein erstes Studioalbum „#DIY“ nennt. Dieses Motto begann schon im Alter von 15 Jahren mit dem Organisieren von Partys, dem Bemalen von Kassettendecks oder Aufnähen von Adidasstreifen auf nicht-Adidas Trainingsanzüge, welche man in dem Video zu „Grauer Beton“ (Minute 1:52) sieht. Dass er sich ausgerechnet in dem Song, der ihm endgültig einen Platz an der Spitze des Deutsch-Rap-Himmels sichern wird, in Fake-Markenklamotten zeigt, beweist wieder einmal, dass dem Chemnitzer die „Regeln“ der Szene vollkommen egal sind. Was könnte realer sein, als sich so echt und bodenständig zu präsentieren? Richtig: Nichts.

Mit dem Track nimmt er sein Millionenpublikum zurück in die Zeit von Mauerfall, Perspektivlosigkeit und dem Abhängen auf der Straße – er hat all das erlebt.
„Seelenfänger schleichen um den Block und machen Geschäft mit der Hoffnung / Fast hinter jeder Tür lauert ’n Abgrund / Nur damit du weißt, wo ich herkomm‘.“

In „GottSeiDank“ zeigt er sich dagegen grundzufrieden an der Seite von Bonez MC und RAF Camora und rappt „Das erste Mal im Plus Jahresende / gönn all‘ meinen Besten Geschenke“, was aussagekräftig genug ist.

Einer seiner Lieblingssongs auf der Platte ist „Billie Holiday“, eine der erfolgreichsten und einflussreichsten Jazzsängerinnen der 30er und 40er Jahre, die mit einer Alkoholsucht zu kämpfen hatte. Das hauptsächliche Thema des Songs ist die Rastlosigkeit und die erfolglose Suche nach Gleichgesinnten. „Ja, ich weiß, die Wahrheit tut weh / doch ich muss jetzt weiter, ok? / Gib mir einen Song, den ich fühlen kann, mir ist so wie Billie Holiday / Und Abschied nehm‘ fällt mir nicht mehr schwer / die Stadt zu vergänglich und leer.“ Das Video dazu drehte er mit der Fam von KitschKrieg in Jamaika.

Das Feature „Knöcheltief“ mit dem Hamburger Gzuz von der 187 Straßenbande brach alle bisherigen Rekorde des Chemnitzers und hat auf Spotify aktuell 36.969.411 Klicks. Viele Synonyme für Gras, das Leben als Ticker, die Schere zwischen arm und reich und die dazu im Kontrast stehende heutige Unbeschwertheit werden behandelt. Deren Kampfansage gegen die Oberschicht „Friede dem Wellblech, Krieg den Palästen“ schaffte es dieses Jahr als erstes Zitat auf das Eintrittsbändchen vom Splash! Festival. Was will man mehr?

Das bringt die Zukunft

Wir können uns mit Sicherheit darauf einstellen, noch viel von dem Chemnitzer zu hören. Laut ihm bringe sogar eine herkömmliche Zugfahrt so viel an Gefühlen, Hass und Liebe in ihm hervor, dass die Themen unerschöpflich wären. Durch die Lieder an seinem täglichen Sein teilhaben zu können, wird seinen Fans also hoffentlich auch noch die nächsten 12 Jahre möglich sein.