Morgen ist der erste Mai, heute für fast alle Brückentag und ich schaue auf die vergangene Woche zurück. Na Halleluja! Los geht’s!
Thema Nummer eins, wenn auch nicht direkt im Deutschrap-Kosmos, war wohl Kanye West, der auf Twitter völlig freidreht. Inbesondere seine Anbiederung an den US Präsidenten (muss man das noch dazu sagen?) Donald Trump fiel diversen Protagonisten und Fans auf. Zwar versuchte Kanye, im gemeinsamen Song bzw. Dialog mit T.I. seine Beweggründe zu schildern und irgendwie macht „Ye vs. The People“ im Gesamtkontext seiner verwirrenden Guerilla-Promo auch Sinn, eine befriedigende oder gar gehaltvolle Erklärung für seine plötzliche Verehrung für den orangenen Mann liefert aber aber nicht.
Naja immerhin mehr Inhalt als im vorhergegangen mutmaßlichen Prank „Lift Yourself“. Ein bisschen cute war aber die Bekanntgabe via Chat-Screenshot, das Album „Love Everyone“ zu nennen und als Cover das Konterfei des Chirurgen zu verwenden, der Yes Mutter auf dem Gewissen hat. Ansonsten reduziert sich die vorgebliche Erleuchtung des Yeezus aber eher auf Wandtattoo-Sprüche und -Weisheiten.
Abgesehen vom Kanye hatte auch der Deutschrap-Zirkus einiges zu bieten. Wie mir die Alben von Marsimoto und Eunique gefallen haben, lässt sich in den jeweiligen Reviews nachlesen. So richtig böse Lyrics haben die nicht, also seien Sie beruhigt, Herr Dobrindt. Wer das ist? Der CSU-Politiker, der vorschlägt, das geltende Hatespeech-Gesetz bzw. das NetzDG auch auf Rap-Lyrics anzuwenden. Mit seiner Feststellung: „Nicht alles, was Mist ist, ist Kunst.“ sagt der gute Mann auf jeden Fall einiges über sein eigenes Kunstverständnis aus.
Grund für diese Äußerung sind natürlich Farid Bang und Kollegah. Aber nicht nur für diese Äußerung: Nach dem Skandal rund um das JBG-Duo wird der Musikpreis Echo nun endgültig abgeschafft. Ich weine dem pompösen Verkaufspreis keine Träne nach – mit einem GfK-Account, der es einem erlaubt, die Verkaufszahlen einzusehen, könnte man für sich selbst ohnehin jedes Jahr eine eigene Verleihung im Kopf durchspielen.
Mit „Mein Geständnis“ liefert Schwesta Ewa einen erzählerischen Song, der hautnahe ihre aktuelle Situation schildert, sich dabei aber auf die Introspektion beschränkt und nach „Schubse den Bullen“ die zweite überragende Auskopplung darstellt. Vorfreude iz da! Mit „Milch“ veröffentlicht Ahzumjot das letzte Kapitel seiner Album-Playlist „Raum“, die nun als Gesamtbild unter die Lupe zu nehmen gilt.
Mit „Verano“ liefern Said und Brenk Sinatra einen verdammt unterhaltsamen Song übers Ticker-Leben, der schon mit der Opener-Line „Die Top 10 beschwert sich übers Catering / Während ich Vakuum verpack, damit das Haze nicht stinkt“ und dem pompös bedrohlichen Fanfaren-Beat eine fies arrogante Atmosphäre erzeugt. Auch hier: Vorfreude!
Mein letzter Anspieltipp heißt „25/8“ und stammt von meinem Hoffnungsträger OG Keemo, der nicht nur seine (leider fiktiven) Keemo Krunches an den Mann bringen will, sondern auch einen gewohnt verschwurbelt produzierten Punchliner auf höchstmöglichem Niveau droppt.
Ansonsten kamen noch viele anständige Songs, etwa von Gzuz und Bonez, Kontra K mit Gzuz und AK Ausserkontrolle oder Manuellsen und Micel O. Die sind halt alle gewohnt solide Standard-Kost, sollte man sich also auch nicht entgehen lassen. Das einzige, was ich noch hervorheben möchte: Die Achse legt weiter Videos aus der „Angry German“ EP vor und besticht durch einen anarchischen, urbanen roten Faden in der Visualisierung und ebenso schmutzig aggressive Instrumentals. Das wird wohl eines der spannendsten und straightesten Produzenten-Projekte der letzten Jahre.
Also, ich wünsche schon mal einen spaßigen 1. Mai und verabschiede mich – Aideu!