Estess: Wir sehen uns nie. Deswegen kann nichts passieren.
Phase: Manche verstehen sich gut (Gelächter).
Amewu: Und manche, die sich gut verstehen, verstehen sich manchmal auch nicht.
Stella: Das ist wie in einer großen Familie. Man hat einfach manchmal Momente, wo es Reibereien gibt oder man sich missversteht. Vor allem, wenn man sich länger nicht sieht und nur irgendwelche Emails schreibt. Aber eigentlich ist es schon ein harmonischer Haufen. Deswegen: Wenn jemand neues kommt, ist es schon wichtig, dass er in das Familiengefühl insgesamt schon reinpasst. Denn den großen Reibach kann man mit ein paar CDs ohnehin nicht machen, nicht auf dem Level, auf dem wir gerade anfangen zu arbeiten. Deswegen muss man schon dahinterstehen. Wenn da irgendsoein Ekeltyp kommt – wir sind ja alle keine Ekeltypen.
Phase: Aber schwierig. Viel schwieriger geht ja kaum.
Furious: Deswegen streiten Amewu und ich immer öffentlich auf Facebook.
Amewu: Mhm. Aber nicht nur öffentlich. Ich bin ja immer sehr genau mit der Sprache, wenn ich auf einer Session und jemand neben mir steht, der mich kennt und irgendwas gegen Schwule raushauen will, oder gegen Frauen, dann bleiben manchem schon die Worte im Hals stecken. Und wenn nicht, kommt halt von mir was. Und deswegen streiten wir uns manchmal.
Furious: Ja, denn ich hacke in jedem Song auf Schwulen und Frauen rum, das kündige ich schon mal für mein Album an. (Gelächter)
Amewu: Nee, es liegt einfach an der Sprache. Was ich mit Rap machen will: Ich will jeden Satz schreiben, den ich schreibe, sehr bewusst schreiben, jeden Satz, den ich spreche, sehr bewusst sprechen, mir immer überlegen, was dieser Satz für Konsequenzen haben könnte. Manchmal kann ich nichts dagegen tun, dass ich das auf andere auch ausstrahle. Ich versuche nicht zu streiten, sondern etwas zu vermitteln, ich bin schon ein harmoniebedürftiger Mensch. Aber wenn es Stress geben muss, weil es nur eine Pseudoharmonie ist, mache ich eben auch mal Stress.
rap.de: Trefft ihr überhaupt oft in dieser großen Runde wie heute zusammen?
Wakka: Nee, es gibt schon Untergruppen. Deswegen ist es mit der Disharmonie auch nicht so schlimm. Wenn wir alle zwei Wochen alle zusammen etwas ausdiskutieren müssten, wäre es vielleicht auch anders. Aber man sucht sich schon die Leute, mit denen man auch abseits vom reinen Musikmachen etwas zu tun hat. So ne Runden wie jetzt hier muss man halt organiseren. Es ist nicht so, dass wir jeden Sonntag uns treffen und einen ganzen Kasten Bier trinkt.
Amewu: Wir sind nicht so die Crew, die die ganze Zeit zusammen rumhängt und am besten noch die gleichen Shirts anhat.
rap.de: Ihr seid ja auch kein Label, was um eine große Figur herum aufgebaut ist.
Wakka: Doch, eigentlich schon. Eigentlich sind wir um Gris herum aufgebaut, auch wenn er noch nix gesagt hat, aber Gris ist unsere Sonne (Gelächter).
Gris: Schnauze.
Wakka: Die Künstler, die bei uns veröffentlichen, sind bekanntheitsmäßig alle auf einem ähnlichen Level. Aber wer weiß, vielleicht startet ja das nächste Amewu-Album komplett durch.
Amewu: Ich sehe die Zukunft auf jeden Fall sehr positiv.
Shiranu: Ja, ich auch. Ich hatte gestern auch eine Vision, dass Amewu durchstartet. Nein, ernsthaft, Ich bin ja auch viel an Schulen unterwegs, und das, was du vorher meintest, mit Genres und so, das habe ich denen neulich auch noch mal erklärt. Dass das alles erstunken und erlogen ist. Dann habe ich ihnen ein paar Sachen gezeigt, die wir machen, da meinten die, das ist ja viel besser, wo gibt's denn sowas?
Amewu: Ja, für die ist es so: Warum kenne ich das nicht, obwohl ich das besser finde als das andere, das ich kenne?
Shiranu: Die haben mich auch gefragt, warum seid ihr nicht berühmt? Da meinte ich, fragt doch mal die Presse.
rap.de: Andererseits sitzt die Presse ja gerade hier…
DJ Fiks: Ja, genau! Frag ihn doch mal! (Lynchstimmung kommt auf, man will den Redakteur aufhängen, findet aber keinen Baum)
Shiranu: Wir machen ja auch nicht so viel Werbung.
S-Rok: Gut, aber wer würde denn ein Album kaufen, nur weil er einen Aufkleber an einer Laterne gesehen hat, das neue Album von Gangster-Eddy ist da.
Furious: Ach echt, Gangster-Eddy hat ein neues Album? (Gelächter)
Amewu: Doch, Promo zählt schon sehr viel. Ich will es auch nicht immer nur auf irgendwen anderes schieben, wenn die Sachen nicht so bekannt sind. Ich hätte in den letzten Jahren dreimal so viel arbeiten können. Aber ich hatte halt andere Sachen zu tun. Straßensachen (grinst). Nein, seelische Sachen.
Estess: Als Konsument kann man auch stolz darauf zu sein, etwas besonderes zu finden, was nicht in den Medien gepusht wird. Wenn ich irgendwas entdecke, was ich vorher nicht kannte, durch Empfehlungen im Freundeskreis, was nicht so krass beworben wird, dann habe ich wieder die pubertäre Freude: Was, das kennst du nicht? Komm, ich zeige dir das mal.