Kaas feat. Twilight Zone

rap.de: Wie groß ist eigentlich das Love-Movement? In etwa so groß wie Massivs Al-Massiva-Bewegung?

Kaas: (lacht) Ganz genau! Wir teilen uns die gleichen Leute! Das Love-Movement ist einfach so ein Hirngespinst von mir. Ich breite einfach das Thema Liebe und Positivität in meinen Songs aus, von daher sind alle meine Unterstützer, mein ganzes Publikum das Love Movement, weil das einfach Menschen sind, die Positivität mögen, die es mögen, nett zu sein. Das ist das Love Movement.
Vorhin hast du gefragt, was ich für Gefühle auslösen möchte. Das größte Gefühl, das ich mit meinen Songs auslösen will, ist einfach, dass sich die Menschen wohl fühlen und auf die positiven Dinge in ihrem Leben schauen. Es gibt so viele Dinge, für die man dankbar sein kann. Dinge, auf die man gar nicht achtet. Das klingt jetzt auch ein bisschen behindert, wenn ich das so sage. Ich will ja wie ein cooler Freund rüberkommen und nicht so lehrermäßig. Aber es gibt wirklich so viele Sachen, für die man dankbar sein kann. Alleine in diesem Land zu leben, Strom und Wasser zu haben. So als ganz krasses Beispiel. Du bist einfach schon alleine dadurch reich, nur weil du'n Scheiß-Wasseranschluss und Strom hast. Alleine deswegen könnte man schon jeden Morgen aufstehen und sagen: "Danke Gott, das ich in einem Land leben darf, in dem ich Strom und Wasser hab. Warmes Wasser sogar."
Bevor ich meine großartige Rap-Karriere gestartet habe, hab ich ja bei Burger King für 500 Euro im Monat gearbeitet. Da kommst du dir dann schon broke vor und denkst: "Ahh, geht's mir schlecht, ich kann mir gar nix leisten". Dann gehst du in ein Land, wo man 30 Euro im Monat verdient und die flippen aus, wenn die hören, dass du 500 im Monat verdienst.  

Kyss "The Girl" Major: Könntest du jetzt immer noch von 500 Euro im Monat leben?

Kaas: Ja, könnte ich schon. Wie ein Luxus-Penner halt. Ich könnte mir 'ne WG leisten und Knäckebrot essen. Ich könnte mir halt das Auto und das ganze Bling-Bling nich mehr leisten.(Gelächter) Aber ich könnte leben.
Ich bin auch nicht immer der positivste Mensch. Oft bin ich auch ein Arsch oder bumsgesichtig drauf. Aber ich schreibe die Lieder, weil ich mich selbst daran erinnern will, dass es eine wunderschöne Welt ist, wenn du richtig hinschaust… eigentlich ist alles geil!

rap.de: Ist er denn wirklich ein positiver Mensch?

Dirty Dasmo: Ja, schon!  Oft ist er aber auch ein Typ, der zwar da ist, aber im Kopf woanders ist und der einen ignoriert, weil er lieber mit dem Hund kuschelt und hinterher alles, was man gemacht hat, Scheiße findet, obwohl man es ihm 3.000 Mal gezeigt hat.

rap.de: Wo bist Du denn, wenn Du so abwesend bist?

Kaas: Ich denke an Sachen. Ich hab Ideen, aber ich meditiere auch viel.
Also, na gut, ich bin schon oft weg. Wenn jemand was sagt,  das lässt mich dann an etwas denken, dann hab ich da 'ne Idee und dann grüble ich da…

Dirty Dasmo: … ja, und dann kommt er Stunden später und sagt auf einmal irgendwas zu dem, wo man Stunden vorher gefragt hat.

Kaas: Ich bin auch furchtbar langsam. (lacht) Ansonsten meditiere ich, um einfach im Moment zu sein und meinen Herzschlag zu fühlen, meine Atmung zu fühlen.
Diese unendliche Welle… das ist wirklich eines der größten Wunder, das die Menschheit viel zu wenig zu schätzen weiß. Diese unheimliche Welle der Energie, die gerade jetzt stattfindet und nie irgendwann anders. Alles was existiert, existiert nur jetzt. Die Sonne, Rio de Janeiro, McDonald's und der Rabe, der gerade irgendwo eine Nuss auf die Straße legt, um sie von einem Auto aufknacken zu lassen. Das alles passiert nur gerade jetzt, oder nicht. Das ist eine ganz krasse Einsicht, die man aber verstehen lernen muss.

rap.de: Woraus besteht eigentlich die zweite Hälfte des Albums? Aus einem neuen Kaas-Rap-Album? Um was geht's da?

Kaas: Also, das zweite Rap-Album wollte ich einfach nur ganz easy gechillt machen, wo ich einfach nur Beats picke und Songs drüber schreibe. Das ist es im Endeffekt auch geworden. Es hat keine krasse musikalische Linie, es sind einfach gepickte Beats, Rap-Beats mit Rap drüber.

rap.de: Steht es in Kontinuität zu deinem "Amokzahltag"-Album?

Kaas: Ein bisschen, ja. Es geht viel um Liebe, aber es wird schwieriger, weil ich mich ja nicht gerne wiederhole. Also, ich kotz mich schon selbst an, wenn ich "Liebe" sage. Ich brauche immer einen neuen Weg, um dieses Thema spannend zu halten und neue Facetten aufzuzeigen. Das war die Herausforderung bei dem Rap-Album. Und ein paar Nummern sind mir ganz gut geglückt.
"Die Bürgschaft" von Schiller habe ich neu vertont. Ich kannte das nicht, ich hab das erst vor kurzem entdeckt. Ich hab's angehört und mein Herz hat geschlagen. So: Das ist das beste, was ich jemals gehört hab. Mit dieser Botschaft zum Schluss. Ich hatte Gänsehaut und Tränen in den Augen. Ich so: "Woooooow, Alter!"