Kaas feat. Twilight Zone

rap.de: Kommen wir zurück zur Musik. Dieses Projekt scheint sich ja schon so ein bisschen hinzuziehen. Warum hat das so lang gedauert?

Kyss "The Girl" Major: Weil Kaas ein Perfektionist ist. Er will es genau richtig haben. Keine Fehler.

Kaas: Ich bin ein Bauchmensch und ich mach das nur, wenn sich das Bauchgefühl gut anfühlt. Und wenn sich das Bauchgefühl nicht gut anfühlt, dann mache ich's halt nicht. Aber bei diesem Album hat es sich auch kurzfristig verzögert, weil gewisse Leute gedacht haben, wir könnten damit vielleicht Major gehen. Allerdings wollten die dann die Seele, die ich in diese Musik reinbekommen wollte, wieder rausnehmen. Deswegen hat es nicht wirklich funktioniert.
Dann habe ich gesagt, wenn wir das independent rausbringen, dann will ich das als Doppelalbum mit einem richtigen Rap-Album machen und durch dieses Rap-Album hat es dann im Endeffekt nochmal solange gedauert. Mit "Twilight Zone" hätten wir eigentlich schon im September letzten Jahres fertig sein können.

rap.de: Worin besteht denn diese "Seele", die Du drin haben wolltest und die Majors aber nicht?

Kaas: Die wollten alles, was so ein bisschen aneckt, rausschleifen. Zum Beispiel gibt es diesen "Coco-Jambo"-Track, der eine sehr poppige Hookline hat, aber dann zu einer Geschichte über Kindesentführung wird. So was ist denen schon zu viel. Das ist etwas Negatives, das wird niemals im Radio laufen, im Radio dürfen nur Sachen laufen, die niemanden stören… und ich mach halt auch gerne Themen, die ein bisschen stören.

rap.de: Das Charmante an diesem Album ist ja tatsächlich, dass die Texte diametral entgegengesetzt zu dieser Gute-Laune-Musik stehen. Du verarbeitest da drin ja nachdenkliche, schwermütige, philosophische, spirituelle Themen. War Dir das wichtig?

Kaas: (Pause) Es passiert halt einfach. Ich mache eben Musik und das sind halt Themen, die mich berühren und wenn mich ein Thema berührt, dann schreib ich darüber. Aber mir ist jetzt nicht unbedingt wichtig, dass das Thema irgendwie krass ist. Black Thought hat mal so schön gesagt: "A record is nothing if it's not touching." Und das möchte ich eben immer erreichen, wenn ich einen Song mache. Irgendwas will ich immer im Menschen wecken, und sei's nur, dass es einen stört (lacht).

Dirty Dasmo: Ich denke, dass das Album dadurch interessant wird. Vielleicht jetzt nicht primär für Partys, aber zum Hören. Weil es Texte sind, die man sich auch mehrfach anhören kann, und nicht nur Blablabla, verpackt in flauschige Musik.

rap.de: Kaas, wie bist Du thematisch vorgegangen? Woher kommen diese Inspirationen?

Kaas: Die Inspiration kommt im besten Fall aus dem Land der Lieder, in das man nur eintreten darf, wenn man im Hier und Jetzt ist. Unser Geist ist ja verknüpft mit dem Universum. Jede Zelle unseres Körpers ist mit anderen Teilen des Universums verbunden. Deswegen weiß unser Unterbewusstsein alles. Beim Songwriting tauche ich gerne darin ein, und das Unterbewusstsein erzählt mir dann irgendwelche Sachen.

rap.de: Wie kommt es dann, dass Deine Lyrics so wenig assoziativ sind? Bei vielen Rappern stört mich, dass sie so vom Hundertsten ins Tausendste kommen und am Schluss weiß man gar nicht mehr, was sie überhaupt erzählt haben. Bei Dir bleibt das immer relativ nah an einer kleinen Geschichte.   

Kaas: Das kommt daher, dass ich mir immer von meinem Unterbewusstsein kleine Geschichten erzählen lasse. Ich setze mich hin und sage: "Okay, was erzählst Du jetzt?" Und dann kommt irgendwas und ich warte, bis der nächste Teil kommt. Irgendwann sage ich dann: "Cool, jetzt bräuchten wir aber mal ein Ende." (lacht) Und dann kommt ein geiler Schlusspunkt.
Mein Unterbewusstsein hört auch oft darauf, was die Harmonien und die Instrumente sagen.