Carolin Kebekus

rap.de: Es gibt ja viele Frauen, die sagen, dass sie starke Frauen wollen, aber mit Emanzipation hätten sie nichts zu tun. Wie siehst Du das?
.
Carolin Kebekus: Ich weiß nicht, ob man das immer so klar benennen kann. Als ich das Programm gemacht habe, habe ich mich natürlich schon gefragt, was ist das alles, was ich da erzähle und warum stell ich mich auf 'ne Bühne und erzähle über 'nen Porno und darüber, dass 'ner Frau ins Gesicht gespritzt wird? Was steckt da dahinter? Es bringt mir ja nichts, wenn ich einfach nur auf 'ner Bühne "Schwanz sage. Das ist ja langweilig.
Da steckt aber schon was dahinter und das hat schon sehr viel mit Emanzipation zu tun. Gerade 'ne Frau in dem Comedybereich… da gibt’s nicht so viele. Das ist ja dann eigentlich schon Emanzipation genug. Eigentlich bräuchte ich gar nichts mehr sagen.
Trotzdem habe ich gedacht, nicht dass das so Emanzen-mäßig rüberkommt, das ganze Programm…
 
rap.de: Warum eigentlich nicht?

Carolin Kebekus: Ja, weil das ja so 'nen uncoolen Touch hat. Ich will auch niemanden belehren oder so. Aber manchmal sehe ich so 'ne Entwicklung, wo ich Kopfschmerzen krieg. Wenn ich DSDS gucke, wo sich so Mädels beleidigen lassen, von diesem sexistischen Arschloch Dieter Bohlen.

rap.de:  Findest Du, dass sich da in letzten zwanzig Jahren etwas zurückentwickelt hat?

Carolin Kebekus: Ja, finde ich schon. Letzte Woche hat sich beispielsweise diese eine Türkin aus GZSZ für den Playboy ausgezogen und sagt im Interview, dass sie das getan hat, um sich nicht mehr unterdrückt zu fühlen, um frei zu sein. Ich hab mir aber gedacht, dass das in eine ganz andere Richtung geht! Wenn jungen Mädchen suggeriert wird, dass wenn man nackt und dünn ist, dann hat man eine Stärke gegenüber dem Mann – dann ist das total falsch!
Ich weiß nicht, ob sich da nicht für die pubertierenden Mädels durch dieses falsche Körperbild, was momentan überall geheiligt wird, totale Probleme entwickeln. Bei vielen ist es einfach nicht schick, etwas zu wissen oder eine Meinung zu haben, sondern es ist schick, schöne Haare zu haben, dünn zu sein und besser nichts zu sagen, weil man dann auch schnell eine Zicke ist.

rap.de: Galtest du als Zicke?

Carolin Kebekus: Ne, ich war lange Zeit ruhig (lacht). Ich war schon lieb. Zumindest hat’s mir keiner ins Gesicht gesagt.

rap.de: Aber das Schönheitsideal ist doch mit Sicherheit auch nicht so an Dir vorbeigegangen.

Carolin Kebekus: Nee, überhaupt nicht. Ich weiß noch, dass ich als Teenager geheult hab, weil ich gedacht hab, dass ich heute nix mehr essen darf, aber noch Hunger hatte. Dann hab ich doch noch was gegessen und musste heulen. Weil ich gerne dünn sein wollte, einen dünnen Arsch haben wollte. Ich hab lange gebraucht, um zu merken, dass ein dicker Arsch auch geil sein kann (lacht). Ich glaube das ist etwas, wo jedes Mädchen durch muss.

rap.de: Du hast ja gesagt, dass Frauen in Deiner Szene in der Unterzahl sind. Wie kam es dann, dass Du Dich entschieden hast, Stand-Up-Comedian zu werden?

Carolin Kebekus: Ich hab immer schon Leute zum Lachen gebracht, mit irgendwelchen Geschichten, aber das waren immer irgendwelche Witzchen von Zuhause, von meinen Eltern. Das fanden dann alle lustig. Und dann hab ich nach dem Abi ein Praktikum beim Fernsehen gemacht und dann waren da schon ganz viele Leute, die haben dann zu mir gesagt: Na los, geh mal da auf die Bühne und ich hab nur geantwortet: "Seid ihr bescheuert? Ich geh doch nicht allein auf so eine Bühne!". Dann war ich mal mit ein paar Leuten bei einer Open-Mic-Show und die haben mich da angemeldet, ohne dass ich davon wusste, und dann stand ich da auf der Bühne. Das war mein erster Auftritt.
Es war schrecklich, ich hab dann halt Witze erzählt. Es waren auch nicht so viele da. Die meisten kannte ich auch, und die haben dann so aus Anstand gelacht. Ab und zu bin ich danach nochmal aufgetreten. Das ging ganz langsam bei mir und dann hat’s irgendwann funktioniert.
Ich hab die Erwartungen gebrochen, von wegen hübsche junge Frau. Ich kam raus und die Menschen dachten, dass ich bestimmt Witze über Schuhe kaufen mache und dann hab das gebrochen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb das dann so relativ schnell erfolgreich wurde.