Silla

rap.de: Du hast den Song grade schon erwähnt. "Wo bist du?", der Track für Deine verstorbene Schwester. Wie alt warst du damals?

Silla: Ich war vier Jahre alt, als meine Schwester gestorben ist. Meine Mom war schwanger, da war ich drei. Ich kann mich daran nicht wirklich erinnern, es gibt natürlich Fotos, Aufnahmen und irgendwo in der Psyche ist das natürlich verankert, weil man ja die  Glücksgefühle die Eltern ausstrahlen. Die kriegt man ja auch mit und man hat gemerkt, dass da halt was war. Aber ich kann mich nicht mehr entsinnen wie meine Eltern mit der Trauer umgegangen sind damals. Das kann ich nicht. Ich kann halt nur aus Erzählungen rekonstruieren und dadurch ist dieser Song entstanden und ich habe mir gedacht: "Jetzt gebe ich meinen Eltern mal etwas zurück".
 

rap.de Wie haben deine Eltern reagiert, als sie den Song gehört haben?

Silla: Ehm.. ich war nicht direkt dabei. Ich hab denen sofort die CD auf den Küchentisch gelegt und so 'nen Zettel dazu, von wegen: "Hier nimm das mal mit ins Auto, hör dir das mal bitte an". Und das hat sie dann getan und meinte dann, dass sie total geweint hätte im Auto und dass sie das total mitgenommen hat. Dann hat sie das meinem Vater gezeigt und der ist eigentlich so ein emotionaler Klotz, der mit seinen Gefühlen nicht so richtig rausrückt, auch dem sind da die Tränen gekommen.

rap.de: Jetzt hast Du aber auch noch ganz andere Songs auf dem Album. Du hast ja mit dieser Line "Jung, brutal, schwul aussehend" die gesamte Selfmade-Fraktion gedisst, von Kollegah bis Farid Bang. Wie siehst Du denn diese ganze Beef-Geschichte?

Silla: Das mit Selfmade ging ja damals schon zu "Südberlin Maskulin"-Zeiten los. Die haben halt da ein bisschen gestichelt, weil die zu dieser Zeit ihren "Chronik"-Sampler gemacht haben. Die wollten halt Promo! Die waren halt frech! Da haben wir auch in unserem Antwort-Song nicht gespart mit Beleidigungen. Das ging halt unter die Gürtellinie, so hat sich das alles hochgeschaukelt und bis heute ist da Pfeffer in der Suppe. Da geht's heiß her, und da kann jeden Tag etwas Neues kommen. Aber das gehört zum Rap dazu und ich diss die ja gerne. Das macht mir ja auch Spaß.
Ich nehm das null persönlich und mir ist das so scheißegal. Ich mach das einfach nur, weil ich's lustig finde und weil's mir Spaß macht.
Farid ist eigentlich ein netter Typ, aber er versucht so sehr, vor seinen Fans, vor seiner Klientel, den Dicken zu schieben, dass er sich ein bisschen in den Wirrungen seiner Disserei verirrt. Er verliert so ein bisschen die Kontrolle. Eigentlich würde er am liebsten mit uns cool sein. Damals hat ihn Kollegah gefragt, ob er dieses Kollabo-Album mit ihm machen will, weil Kollegah seine Street Credibility aufpäppeln wollte. Aber wenn ich oder Fler damals Farid Bang gefragt hätten, wäre er auch sofort zu uns gerannt.
Er hat halt irgendwie seine Chance gesehen, wollte irgendwie hoch, aber ist dann Opfer seiner eigenen… wie sagt man… Verkopftheit geworden.
Ich weiß nicht, ob das in seinen Kreisen so üblich ist, Erfolg zu kriegen, indem man andere disrespektiert. Er merkt gar nicht, dass wir Berliner ihn nicht einen Funken Ernst nehmen. Ob der uns jetzt disst, ob der jetzt einen Salto macht, ob er sich auf den Kopf stellt – ist uns scheißegal.
 


rap.de: Aber einige würden ja schon am Liebsten drauf eingehen. Aber für Dich ist das alles nur Spaß?

Silla: Ich bin überhaupt nicht so. Ich bin auch kein gewaltbereiter Mensch, ganz ehrlich. Da gibt's andere Leute in meinem Umfeld, die den jeden Tag hauen wollen. Ich bin halt nicht so und trag das lieber auf einer sportlichen Ebene aus.
Er sagt ja von sich selber auch, dass für ihn das Sportliche vorbei ist. Ich versteck mich auch vor niemandem und bin auch für alles offen. Wenn jemand zu mir kommt und mit mir ein Problem hat, dann soll er's mit mir klären. Aber ich bin kein Fan von großspurigen Ansagen in Songs. Wenn ich 'nen Song mache, dann disse ich denjenigen in diesen drei Sechzehnern. Ich würde aber nie, wie andere Leute noch vor und nach dem Song jeweils zwei Minuten reden. Das ist doch behindert! Entweder wir klären das auf Rap-Ebene oder ruf mich an, aber vermisch nicht Quatscherei mit Rap. Das ist albern!

rap.de: Vielen Dank für dieses Gespräch.