Silla: Also, dass der sich denkt: Boah, bin ich nicht cool genug für den? Nee, der ist sich ja dessen bewusst, dass I Luv Money nicht wirklich als Label funktioniert sondern eher als Plattform um CDs rauszubringen. Wenn ich irgendein Angebot bekommen würde, wäre Orgi der letzte, der mir Steine in den Weg legen würde. Mit Orgi ist es halt wirklich freundschaftlich.
rap.de: Was ist denn eigentlich der "Sillainstinkt"? Klar ist das ein Wortspiel, aber was sind denn eigentlich deine vorrangigen Instinkte?
Silla: Das ist ne sehr gute Frage. Ist ein eiserner Wille auch ein Instinkt?
Ich bin sehr hungrig. Nur am Essen den ganzen Tag. Das kann man da auch noch hinzufügen. Und sonst ist mein Instinkt das, was ich erreichen will.
Wenn ich jetzt weiß, ich muss hier heute um 15 Uhr bei rap.de sein, dann steh ich wenigstens auch zeitig auf, geh hin und führ ein gutes Interview..
rap.de: …und kommst zehn Minuten zu spät.
Silla: Ja das tut mir leid, aber wie gesagt, das ist alles, was ich mir in meinen Kopf vornehme. Ob es damals als ich in meinem Zimmer saß und Bassbox-Tapes gehört hab und ich mir dachte: "Geil, irgendwann rappst du auch mit Orgi!" Das war eine Art Autosuggestion, dass man sich etwas vorstellt und das geschieht dann. Dahingehend hatte ich bisher immer Erfolg und ich klopf auf Holz, dass das auch so bleibt.
Natürlich ist es hart und da kommt weitaus weniger bei rum, als so manche Leute außerhalb vielleicht denken, aber das gehört dazu, wenn du etwas willst, dann musst du auch investieren. Ich hab bestimmt erstmal 10.000 Euro investiert in Rap, in Zugfahrten, in Flugtickets zu Videodrehs, die ich aus meiner eigenen Tasche gezahlt habe, um erstmal einen Cent selber zu verdienen. Das ist heutzutage leider eine Eigenschaft, die bei Rappern verloren geht, dass sie nämlich gleich reinkommen und denken, die sind jetzt die geilsten Typen.
In der Gegend aus der ich stamme, da musstest du erstmal was vorweisen und musstest erstmal selber Lehrgeld zahlen und investieren, um wirklich irgendwann mal etwas rauszukriegen.
rap.de: Was unterscheidet denn dein jetziges Album von den vorherigen Alben?
Silla: Es ist neuer. Der Unterschied ist halt, dass das ein Entstehungsprozess von ungefähr zweieinhalb Jahren war. Also, der erste Song kam im August 2008, der ist über meine verstorbene Schwester und der letzte Song "Back am Block" wurde im Januar 2011 aufgenommen. Das zeigt mein ganzes Leiden in diesen zweieinhalb Jahren, wo ich selber auch fast verreckt bin, weil ich einfach so viel getrunken hab, dass ich an Schläuchen aufgewacht bin mit 4,9 Promille. Ich war klinisch tot und wurde wiederbelebt.
In diesem Album ist so viel Geschichte und so viel Emotion drin, dass man danach wirklich weiß, wer Silla ist. Früher war ich immer so auf Teufel komm raus hart und das was ich jetzt auf diesem Album sage, bin wirklich zu 100 Prozent ich.
Die Alben davor waren handwerklich cool, aber es war halt nicht dieser rote Faden vorhanden wie jetzt. Es fängt damit an dass ich wieder zuhause sitze und betrunken bin. Dann ruft Fler mich an und sagt "Mann, du Idiot, du bist schon wieder besoffen, ich hör das, andere Leute würden sich nen Finger abschneiden, wenn sie in deiner Position wären und deinen Status hätten." Ich mach mich kaputt und im Laufe des Albums, bau ich mich halt wieder auf, dass ich wieder zu mir stehen kann. Der letzte Song "Back am Block" beschreibt, dass ich wieder zurück bin bei I luv Money. Von daher ist es auch wirklich chronologisch rund.
