Silla

rap.de: In deinem Track "Deep Throat" sagst Du aber, dass alles, was Du tust, total cool ist und Du der größte Macker bist. Wie passt das zusammen?

Silla: Ich sag auch im Intro des Albums, wo ich mit Fler ein Gespräch führe: "Immer wenn ich am Ende bin, schärft sich mein sechster Sinn / ihr nennt mich schizophren, ich nenn es Sillainstinkt" und das ist halt genau diese Schizophrenie.
Wenn ich morgens in den Spiegel kucke, mal wieder drei Tage durchgesoffen hab und gar nicht klar komme, denke ich mir: "Jetzt erst Recht! Ich kann mich nicht so kaputtmachen! Ich muss jetzt raus!" Und dann entstehen solche Songs wie "Deep Throat".
 

rap.de: Dass viele Künstler mit Erfolg oder mit Aufmerksamkeit nicht umgehen können, ist ja ein altbekanntes Ding. Warum ist das so?

Silla: Weil die Leute sich selber nicht mögen. Ich hab sehr lange gebraucht, um mich selber zu akzeptieren und überhaupt zu wissen, wer ich bin, um von außen mal betrachten zu können, was ich da mache. Ich kann das bis heute noch nicht so wirklich. Ich finde immer das Haar in der Suppe. Ich bin so perfektionistisch, dass ich nie zufrieden sein kann und sage: "Geil, was du in diesen zwei Jahren geschafft hast." Woher das rührt, würde ich gerne wissen, aber es ist nun mal die einfachste Methode, dann eine Flasche zu nehmen.

rap.de: Machst Du das immer noch?

Silla: Oft, aber nicht so exzessiv wie früher. Aber kommt auf jeden Fall leider noch vor. Ich muss auch sagen: Ich hab Alkohol mal für ein Jahr komplett bleiben gelassen und es war die beste Zeit meines Lebens, wenn ich zurückdenke.

rap.de: Warum lässt Du das Trinken dann einfach nicht ganz?

Silla: Naja, weil ich einfach ein Suchtmensch bin. Entweder ich bin eine Woche lang extrem fit, gut drauf oder ich bin eine Woche total neben der Spur wie ein Penner, trinke, schlafe bis drei und komme nicht klar. Das Sucht-Verhältnis pendelt immer sehr stark zwischen Gut und Böse.

rap.de: Hat Dich das Ganze in Deiner Musik aufgehalten oder eher positiv beeinflusst?

Silla: Ich bin produktiver, wenn ich nüchtern bin. Dieses Alkohol-Ding hält mich eigentlich nur auf. Deswegen thematisiere ich das auf dem Album auch so sehr, weil es mich so wurmt. Ich könnte menschlich und künstlerisch ganz woanders sein, auch vom Erfolg her, wenn ich nicht immer diese Eskapaden gehabt hätte.

rap.de: Du hast vorhin gesagt, dass Du zu "I Luv Money Records" zurückgegangen bist, nachdem die ganze Sache mit Aggro geplatzt war. Davor hast Du ILM aber verlassen, oder?

Silla: Der Vertrag lief nach "City of God" offiziell aus und da habe ich mich eben zu Größerem berufen gefühlt und dachte, dass ich jetzt mit Aggro durch die Decke gehen würde. Da hab ich dann verkündet, dass I Luv Money für mich vorbei ist, um auch schon mal die PR-Trommel zu rühren und den nahtlosen Übergang zu Aggro Berlin verkünden zu können. Das ist dann natürlich in die Hose gegangen. Das war eine Verkettung unglücklicher Ereignisse, die mich dann fast verrecken hätten lassen. Da wurde ich total depressiv.
Ich dachte damals, jetzt würde sowieso jedes Label kommen und mir die Tür einrennen. Die haben aber auch schon gehört, dass ich schwer vermittelbar war aufgrund meiner ganzen Eskapaden während des Südberlin-Maskulin-Entstehungsprozesses, wo ich zum Beispiel mit Fler in Essen bei Auftritten war, total rumgepöbelt hab und fast von der Bühne gefallen wär, weil ich so betrunken war. Das hat sich halt herumgesprochen.
 

rap.de: Wie war das für Dich als Du dann letzten Endes wieder zurück zu ILM gegangen bist? Hattest Du das Gefühl, angekrochen zu kommen?

Silla: Nee, das ist ja wie eine Familie wenn ich bei I luv Money im Büro bin. Da ist Orgi der da immer auf seinem fetten Berg Geld sitzt und die Leute anmeckert. Ich komm da immer wieder gern hin. Orgi hat mich damals ins Game geführt, hat meine ersten Sachen rausgebracht, wir sind Freunde, Nachbarn gewesen jahrelang. Ich hab mich mit Orgi nur einmal zum Essen getroffen und dann war der Deal quasi eingetütet.