Jasha

rap.de: Aber das ist doch genau der Punkt. Für mich als Außenstehender wirkt das mehr wie Karneval. Das sieht mehr so aus, als würde es einfach zum guten Ton gehören: Einmal im Jahr ein Jasha-Diss, einmal im Jahr ein FaridBang-Diss…

Jasha: Ja, Du hast schon Recht, aber deswegen muss es jetzt auf die Spitze getrieben werden, bis ganz nach oben. Das Ding ist: Er hat sich an mir damals auch hochgezogen. Ich hatte 'nen Hype und ein Jahr lang nicht auf ihn geantwortet, weil ich mir dachte: "Wer ist das? Interessiert mich gar nicht."
Ich hab mich nie wirklich dazu geäußert, weil's für mich lächerlich war. Aber jetzt hab ich mir gedacht, ich schlage ihn mit den eigenen Waffen. Jetzt zeige ich ihm mal, wie es andersherum auch geht. Und vielleicht wird er 1.000, 2.000, 3.000 Alben mehr verkaufen als ich. Das gönne ich ihm auch. Er arbeitet hart… ist cool! Aber wenn die mein Album gehört haben, werden die auf jeden Fall nicht mehr so viel verkaufen. Weil dann werden die sehen, wer von uns beiden echt ist, und werden sich hoffentlich für das Richtige entscheiden. Das ist mein Ziel. Nicht nur bei Farid, sondern bei allen Rappern, die diesen Gangsta-Straßenrap-Scheiß machen. Die sollen sich mein Album anhören, und dann sollen die mal vergleichen.
Ich war ja auch die ganze Zeit aktiv. Ich will mich nicht damit brüsten oder so, aber ich hab's gemacht! Da kann mir keiner sagen, was ich hier für eine dumme Scheiße erzähle. Das sind alles Beweise. Ich wurde verurteilt, ich habe Anzeigen bekommen, ich habe dieses und jenes gemacht…

rap.de: Ich dachte, Du wurdest nicht verurteilt?

Jasha: Im Moment ist eine Verhandlung. Kann auch sein, dass wir uns bald erstmal nicht mehr sehen.

rap.de: Inwiefern möchtest Du ein Sprachrohr für die Jugend sein? Worin betrachtest Du Deine Aufgabe?

Jasha: Das, was die Jugend erlebt, die Wahrheit, wie sie ist, einfach auszusprechen. Zu sagen: "Es geht so", aber sie auch verstehen, wenn sie einen anderen Weg gehen, weil ich das selber erfahren habe.

rap.de: Das ist mir jetzt zu abstrakt.

Jasha: Der richtige Weg ist der des Systems – Schule, keine Straftaten begehen… ich spreche das aus, aber ich spreche auch für die, die aus irgendeinem Grund klauen oder 'nen Zehner von 'nem Opfer nehmen müssen, damit sie Cash haben, weil die finanzielle Lage so krass ist, dass sie keine Wahl haben.

rap.de: Warum gehst Du nicht arbeiten?

Jasha: Ich spreche da ja für die Jugend, für 14-Jährige oder so. Frage ich da Mama und Papa nach 'nem Zehner, wenn ich mit Peter oder Ismail ins Kino gehen will? Wenn die gerade ihre Jobs verloren haben, von Hartz IV leben und Du genau weißt, dass das nicht geht? Das Kind ist dann frustriert und traurig. Die anderen haben Nike-Schuhe, nur er sieht scheiße aus. Was macht er? Trifft irgendeinen Großen, der einen schlechten Einfluß hat, der ein bisschen auf der schiefen Bahn ist und der gibt ihm dann ein paar Päckchen zum Verkaufen, wodurch er sich dann seinen Zehner verdienen kann. Er macht es aus der Not heraus. Also spreche ich auch für diese Menschen, weil ich das nachvollziehen kann und da fragen die sich natürlich: Wo ist die Schuld? Warum passiert das? Und da sage ich: Das hat auch alles mit dem System zu tun. Wenn sie sich besser um die Kinder und ihre Bildung kümmern würden…

rap.de: Was würde das heißen?

Jasha: Immer da investieren. In Jugendprojekte, Förderung, die Kids von der Straße holen… alles machen. Es wird immer die Ausnahme bestehen, dass welche aus der Reihe tanzen. Aber Kinder sind die Zukunft, also muss man sie fördern, egal in welcher Hinsicht.
rap.de: Aber deshalb gibt es trotzdem keine Nike-Schuhe. (lacht) Persönliche Habgier wird dadurch nicht abgeschaltet.

Jasha: Aber vielleicht kann man diese Statistik etwas runterschrauben.

rap.de: Im Endeffekt müsste man den Leuten gute Jobs geben, in denen sie ganz gutes Geld verdienen können. Aber auf der anderen Seite: Hättest Du Bock, richtig zu arbeiten?

Jasha: Na klar, selbstständig auf jeden Fall. Dafür hab ich ja die ganze Scheiße gemacht. Damit ich mich irgendwann mal selbstständig machen kann. Ich hab gespart, gespart, gespart. Aber wenn gar nichts mehr geht, würd ich auch auf jeden Fall auch arbeiten gehen für meine Familie.
Ich werd immer Geld machen. Das liegt in meiner Natur. Es wird immer Essen aufm Tisch sein, egal wie.

rap.de: Das ist doch auch ein Schlusswort. (Gelächter) "Wenn gar nichts mehr geht, geh ich arbeiten."