Jasha

rap.de: Du hast also den Eindruck, dass Du Dich noch nie so richtig auf die Musik konzentriert hast?

Jasha: Doch schon, was meine Texte und die Musik angeht. Aber sich noch um dieses ganze Business mit Werbung und Marketing zu kümmern… Ich bin so ein Mensch, ich kann nicht mit vielen Leuten zusammenarbeiten, die nicht auf meiner Wellenlänge sind. Ich gebe auch gern anderen Leuten die Schuld. Bevor ich dann Streit habe, mach ich´s lieber selber. Wenn´s dann nicht klappt, weiß ich wenigstens, dass es an mir selber gelegen hat.

rap.de: Das neue Album bringst Du also in Eigenregie raus?

Jasha: Wir haben Distributionz als Vertrieb und können da nicht viel falsch machen. Aber um solche Sachen, wie zum Beispiel Interviews, kümmere ich mich komplett selber.
Ich hab ein gutes Video mit Ayman gedreht, hab das ganz alleine bei MTV eingereicht, war ganz alleine beim Meeting, war zweimal hintereinander Platz 1 bei “Urban“. Das ist alles auf meinem eigenen Mist gewachsen! Da hat mir auch keiner geholfen und für mich den Pressesprecher gemacht.
Ich wurde damals zu Aggro-Zeiten auch immer ziemlich unten gehalten. Wer damals nicht Aggro war, ist nicht nach oben gekommen.

rap.de: Wer hat Dich denn unten gehalten?

Jasha: Keine Ahnung, vielleicht die Medien oder die Leute? MTV hat es damals – als die noch Einschaltquoten hatten – einfach nicht zugelassen, dass meine Videos gespielt werden, obwohl ich Zusagen bekommen hatte. Es wurde gesagt, dass derjenige, der dafür zuständig war, nicht mehr im Hause sei. Da dachte ich mir schon, dass alles ein bisschen zu Aggro-lastig ist. Ich hab nichts gegen Aggro, ganz im Gegenteil. Es ist cool, dass sie mit ihrem Channel alle Leute unterstützen, aber ich glaube, die hatten früher so eine komische Politik mit MTV.

rap.de: Meinst Du, Du hättest mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt?

Jasha: Ja, auf jeden Fall verdient gehabt. Dann hätte ich auch mein Business besser machen können und mich vielleicht aufbauen können. Aber wie gesagt, ich bin auch nicht sauer, weil ich´s ja jetzt mach.

rap.de: Bist Du insgesamt frustriert vom Musikgeschäft?

Jasha: Ne, ich bin nicht frustriert, aber ich wollte auf jeden Fall schon aufhören und drauf scheißen, weil´s sich für mich finanziell nicht gelohnt hat. Ich bin sehr geldorientiert. Ich analysiere immer, wie viel ich rauskriege, wenn ich was investiere, und ob es sich überhaupt für mich lohnt.
Dann wollte ich aufhören und andere Sachen machen. Ich hab dann ein Gespräch mit Rako und Blokk geführt und die haben mich wirklich überzeugt, dass man Musik auch einfach aus Liebe macht und nicht wegen des Geldverdienens. Ich muss ganz ehrlich sagen, seitdem läuft´s auch besser.

rap.de: Worum geht es denn auf Deinem neuen Album? Kann man etwas von dieser neuen Zufriedenheit spüren?

Jasha: Ja, man merkt, dass ich komplett gereift bin und dass die Texte extremer sind, aber trotzdem der Wahrheit entsprechen.

rap.de: Was heißt "extremer sind"?

Jasha: Extremer auf den Punkt gebracht. Ich hab kein Blatt vor den Mund genommen. Ich hab einfach alles so gesagt, wie es ist, ob es jemandem gefällt oder nicht. Zum Beispiel Meinungen über andere Rapper. Zum Beispiel meinen guten, alten Freund Farid, dann Kollegah und auch Eko. Durch Eko hat das damals ja alles angefangen. Er wollte mich signen und dann kamen ein paar Sachen dazwischen, bei denen wir uns missverstanden haben.
Dann hat er sich irgendwann so ´nen Farid geholt, der sich dachte, er müsste mich dissen, um seine Loyalität gegenüber Eko zu zeigen. Das ist genau so, als würde ich jetzt irgendjemanden ohne Grund dissen, den ich gar nicht kenne. Bei uns Berlinern weißt du ja, wie das ist. Man fühlt sich angepisst, aber ist erstmal ruhig und sagt nichts, dann sagt man: Auge um Auge.