Jasha

rap.de: Nimmst Du das persönlich oder gehört das eher zur Rap-Geschichte?

Jasha: Diese Beleidigungen? Das nehm ich persönlich. Er hat ja auch kein Blatt vor den Mund genommen. Er hat im ersten Diss irgendwie meine Mutter beleidigt. Ich hab ihn irgendwann mal bei MSN erwischt und hab mit ihm geschrieben: “So was geht nicht!“. Dann hat er im nächsten Diss einen auf lustig gemacht, so mit: “Jasha, der Dönerverkäufer“, was gar nicht stimmt.
Ich glaub, die haben irgendwie ´nen echten Rapper gesucht, den sie dissen können und von dem sie wissen, der fährt jetzt nicht extra nach Düsseldorf, um sie zu besuchen, weil er selber viel zu tun hat. Aber jetzt bin ich zu dem Punkt gekommen, dass ich sie – wenn wieder was kommt – in Düsseldorf besuche und das kläre, weil ich gemerkt habe, dass die ganzen Kiddies voll drauf fixiert sind.
Wenn er mich jetzt zum Beispiel beleidigt und ich probiere, das Ganze wie ein erwachsener Mann zu regeln, dann denken die Kiddies, ich hab abgekackt.
Bei diesem MSN-Gespräch, das ja auch ein bisschen populär war, da hab ich ja probiert, mich zurückzuhalten und hab geschrieben: “Ey, komm mal runter. Du kommst doch eh nicht nach Berlin. Schlagen ist doch keine Lösung“, obwohl es mir sehr schwer gefallen ist, weil ich bei so was sonst auch sehr schnell aggressiv werde. Ich hab kein Problem, mich mit jemandem zu schlagen, aber man kann Dinge auch regeln und normal reden.
Daraufhin hab ich diese Resonanz gemerkt: “Jasha hat sich nicht getraut und hat voll abgekackt.“ Da dachte ich mir dann auch: “Oh mein Gott Jasha, was hast du da gemacht. Du hast probiert, erwachsen zu klingen, wolltest der Sache aus dem Weg gehen und jetzt stehst du als Angsthase da.“ Wenn jetzt wieder so was kommt, lass ich das nicht nochmal auf mir sitzen. Wer ficken will, kann auf jeden Fall mit mir ficken.
Das kommt dann zu meinem Lebensabschnitt “Hip Hop“ und wenn das dazu gehört, dann muss das halt so sein.

rap.de: Wie alt bist Du jetzt?

Jasha: 27.

rap.de: Bist Du wegen dieser ganzen Streitigkeiten auch manchmal müde?

Jasha: Ich fühl mich wie 18. Das ist das Problem. Ich fühl mich so wie früher, als ich noch aktiv war. Ich fühl mich wieder aktiv und jung. Deswegen hab ich auch das Album gemacht, so nach dem Motto: “Ich kann Bäume ausreißen, will die Weltherrschaft an mich ziehen wie damals bei px-records.“
Ich will wieder diesen Hype haben, weil ich damals zu jung war und nicht wusste, wie ich damit umzugehen hab. Das will ich jetzt nochmal haben, um denen zu zeigen, dass ich das richtig machen kann, wenn ich nochmal diese Chance habe.

rap.de: Bedauerst Du diese Phase bei px?

Jasha: Ne, ich bedauere das nicht. Ich bedauere nur, dass damals die geschäftlichen Wege von den Leuten, die das in der Hand hatten, nicht ausgereizt wurden.
Auf einmal war ein Fokus auf uns und alle wollten was von uns wissen. Dann kam dieser Aggro-Diss. Wir waren das Top-Thema und guck mal, wo wir gelandet sind. Wir waren mit Aggro auf einer Ebene und danach sind wir komplett runter gefallen, weil das Business-mäßige auf unserer Seite nicht gestimmt hat.
Es war ´ne coole Erfahrung. Wenn so ´ne Erfahrung nochmal kommt, dann würd ich es auf jeden Fall richtig machen.
Ich hatte ja alles, was ich mir erhofft habe. Ich war auf Tour gewesen, ich hab mit der Musik Spaß gehabt, ich war ´ne Zeit lang richtig bekannt, konnte nicht mehr rausgehen. Die haben mich hier in Steglitz überall vollgequatscht. Ich konnte nicht mal bei Burger King ´nen Burger essen.

rap.de: Um noch mal auf Dein Album zu kommen. Da ist also Battlerap drauf und Straßenrap, ehemals Gangsterrap genannt?

Jasha: Genau. Es ist natürlich auch ein bisschen Battle-lastig, weil ja nicht alles wahr ist, was ich da sage. Das geht ja auch gar nicht.

rap.de: Aber viele Drogendealer-Geschichten…

Jasha: …sind eher so “Berlin-Sicht“. Damit will ich sagen, dass Berlin der Maßstab ist. Wir waren auf jeden Fall die ersten Gangsterrapper.
Jede Stadt hat jetzt so ihren eigenen Rapper, aber sie sollen nicht vergessen, woher sie es haben.
Mit meinem neuen Album zeige ich einfach, dass wir der Maßstab sind. Du musst dir vorstellen: Ich hatte zwar jetzt gerade nicht diesen Erfolg, den andere in Westdeutschland haben, aber ich weiß ganz genau, dass sich alle mein Album runterladen wollen, einfach nur um zu wissen, was ich mache. Ich scheiße auch drauf, ob sie es kaufen oder nicht. Ich danke den Leuten, die es kaufen, denn das sind meine echten Fans. Die anderen werden es hören und denken: “Ohh, unsere Idole sind ja gar nicht so gut. Dieser Jasha bringt es auf den Punkt.“.

 

rap.de: Was ist denn die spezielle “Berliner-Sicht“, wenn man über Straßenrap redet?

Jasha: Man muss echt sein.

rap.de: Das behaupten alle. Echt, sind sie ja alle.

Jasha: Man fühlt das ja dann, oder? Man merkt, ob es echt ist oder nicht. Bei mir ist das auf jeden Fall so.

rap.de: Welche amerikanischen Rapper beeinflussen Dich?

Jasha: Also, damals Capone und N.O.R.E., Biggie, Tupac.