rap.de: Glaubst Du, dass Hip Hop die Leute tatsächlich vor der schiefen Bahn retten kann?
PA Sports: Ich weiß es nicht. Ich mach ja, schon wirklich immer Hip Hop. Ich hab mit acht Jahren mit der Musik angefangen. Ich hab immer schon Musik gemacht. Ich hab Gitarre gespielt, Piano gespielt, dann hab ich mit zehn, elf Jahren Gesangsunterricht genommen und bin irgendwann mit zwölf, dreizehn auf Sprechgesang, also auf Rap, gekommen, weil ich das auch immer gehört habe. Die anderen haben eher Sport gemacht, ich hab Musik gemacht. Im damaligen Alter war das auch eher schwul für die anderen. Das war total uncool und die anderen waren einfach immer mit nem Fußball draußen.
Ich war immer mit Musik beschäftigt. Mit zwölf Jahren hab ich schon angefangen zu rappen. Da war ich auf den ersten Freestyle-Jams. Also, ich bin schon seit Jahren unterwegs.
Ich sag nicht, dass ich ein Typ bin, der jetzt das überharte Leben hinter sich hat. Ich hab gerade in den letzten zwei Jahren und darum geht es auch hauptsächlich auf meinem Album, viele Sachen erlebt. Da gab es wirklich viele Sachen, die mich getroffen haben und in den Momenten sagst du dir: “Weißt du was? Ich geh jetzt ins Studio, mach ein Album und ficke alle. Mir egal. Ich dreh jetzt durch!“. Das motiviert.
Für mich war Rap immer ein Output, mein Ventil. Ich denke, wenn jemand Kopfkrisen und Probleme hat, so wie mein Kollege, oder suizidgefährdet und schon am Ende ist, und dann anfängt zu rappen und einen Traum darin findet, dann kann einen das vielleicht schon retten.
rap.de: Jetzt hat es bei Dir aber nicht unbedingt eine kriminelle Laufbahn verhindert.
PA Sports: Ja. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass Rap vielleicht sogar etwas damit zu tun hatte. Ich weiß, dass ich eine authentische, reale Person bin und deswegen hab ich auch gar kein Problem damit, das jetzt zu sagen. Ich komm eigentlich aus einer Familie, die gar nicht so ist. Meine Eltern sind Akademiker, mein Bruder studiert. aber ich hab Rap gemacht mit zwölf, dreizehn Jahren und war dementsprechend da schon immer mit älteren Leuten zusammen. Der erste Joint oder die erste Nase wurde vor meinen Augen gezogen, als ich zehn, elf Jahre alt war. Da hab ich so ne Scheiße schon gesehen.
rap.de: Und das war im Rap-Umfeld?
PA Sports: Ja, leider schon. (Gelächter) Damals war Rap die einzige Verbindung, die ich zur Straße und nach draußen hatte. Durch Rap ist es dann dazu gekommen, dass ich mich nicht mehr auf die Schule konzentriert habe.
Irgendwann mit 14, 15 war ich dann mit Eko am Start und bin auf der You-Messe in Essen aufgetreten. Essen ist schon eine kranke Stadt, muss ich ganz ehrlich sagen. Ganz ekelhaft. Keine Stadt ist von den Menschen her so wie Essen und irgendwann ging es halt los, dass die Leute anfangen wollten mich zu testen, egal ob Araber, Kurden, scheißegal. Ich konnte das gar nicht verstehen. Ich bin immer ein Typ, der sich überall hoch arbeitet. In dieser Szene habe ich mir auch einen Namen gemacht. Ich lass mich von keinem testen, verarschen oder sonst was. Irgendwann nach zwei, drei Jahren Scheiße bauen, kennst du die Leute: “Hallo. Tschüss.“. Da herrscht dann ein gegenseitiger Respekt. Die Leute kennen dich. Du bist keiner, der vor irgendjemandem seinen Kopf runter machen muss. An dem Punkt hab ich auch schon wieder damit abgeschlossen. Ich kenn jeden und bin mit jedem cool. Aber ich mach jetzt meine Musik. Scheiß drauf.
rap.de: Und trotzdem warst Du 2010 im Knast.
PA Sports: Richtig, da wird es nächste Woche auch noch eine Gerichtsverhandlung geben. Das ist auch leider keine kleine Sache. Ich kann zu der Tat an sich jetzt nichts sagen, weil die Verhandlungen ja noch laufen. Mein Mittäter hat auf jeden Fall zwei auf drei Jahre Bewährung bekommen. Der Tatvorwurf beläuft sich auf schweren Raub. Was ich bisher sagen kann – das sag ich auch bei der Gerichtsverhandlung – ist ganz klar: Ich bin kein Räuber. Das ist aus einer anderen Intention heraus entstanden. Dazu kann ich aber jetzt leider nichts sagen. Ich warte ab. Ich hab nicht viel auf dem Kerbholz, muss ich sagen. Deswegen denke ich, dass es machbar ist, mit einer Bewährungsstrafe davonzukommen, aber bei mir hängt es halt auch noch davon ab, ob sie nach heranwachsendem oder erwachsenem Strafrecht bestrafen.
rap.de: Wie alt bist Du jetzt?
PA Sports: Ich bin jetzt 20. Ich bin halt ein Typ, der sich gut artikulieren kann. Das hat auch der Richter bei der Haftprüfung gemerkt und er hat gesagt: “Okay, ich lass dich raus. Aber hier sitzt auch ganz klar ein Erwachsener vor mir.“ Davon hängt es jetzt auch ein bisschen ab.
rap.de: Also wenn Du jetzt ein bisschen weniger cool reden könntest, dann würden sie Dich als Jugendlichen behandeln und bestrafen? (Gelächter)
PA Sports: Ja, ich hab das dem auch gesagt: “Soll ich mich unbedingt wie ein Vollidiot ausdrücken oder wie ein Typ, der nicht so gut deutsch kann oder nicht ganz genau weiß, was er sagen, damit Sie mir weniger Strafe geben?“ Aber so ist das halt, leider Gottes.