DJ Vadim

Discjockey und Produzent DJ Vadim lässt seine Schallplatten nicht nur in Clubs seiner englischen Wahlheimat rotieren, sondern gehört durch seine ausgefeilten Soundspielereien schon seit Jahren zur Topliga der kreativen Beatbastler. Für sein aktuelles Bandprojekt The Electric schloss sich Vadim mit der Soul-Sängerin Sabira Jade und MC Pugs Atomz aus Chicago zusammen, um experimentierfreudige Musikliebhaber mit einer Kombination aus oldschooligem Hip Hop-Drumloop-Feeling und modernem Soul zu begeistern.
Vor dem Release ihres Debütalbums “Life Is Moving“, das am 11. März erscheinen wird, trafen wir Vadim in Berlin und sprachen mit ihm über Künstler, die bei ihm im Vorprogramm aufgetreten sind, das Jungsein im Musikbusiness und ob er lieber blind oder taub werden würde, wenn es drauf ankäme.

rap.de: Ich weiß nicht, ob Du Dich erinnerst, aber wir haben uns schon einmal getroffen. Ich habe einmal ein Konzert veranstaltet, im Knaak-Club, da warst Du auch dabei, mit den Swollen Members.

DJ Vadim: War das der Abend mit Kool Savas und sido?

rap.de: Genau.

DJ Vadim: Da war noch ein Typ dabei. Fuat hieß der, der hat auf türkisch gerappt. Daran kann ich mich wirklich noch erinnern. Das war eine meiner ersten Shows in Berlin und meistens kann ich mich nicht daran erinnern, wenn ich irgendwo aufgelegt oder gespielt habe, aber an diesen Abend kann ich mich auf jeden Fall noch erinnern. The Arsonists, Swollen Members, Ich, und dann noch die Deutschen, die später alle sehr bekannt wurden. 
Es gab ja immer wieder Leute, die für mich Vorgruppe gemacht haben und die danach dann ziemlich bekannt geworden sind. Clueso habe ich auch so kennen gelernt. Der hat auch mal für mich eine Show eröffnet in Jena, im Casablanca.

rap.de: Was ist eigentlich mit Deinen Haaren passiert?

DJ Vadim: Ich habe sie abrasiert, damit ich jünger aussehe. (lacht) Es geht ja anscheinend nur noch ums Jungsein. In den Magazinen geht es ja nur noch um irgendwelche Produzenten aus Compton, die gerade mal 15 sind und unfassbare Beats machen oder um Rapper, die 17 sind und so amazing Zeug machen.

rap.de: Aber ist es für einen Produzenten nicht wichtig, dass er eine gewisse Erfahrung mitbringt?

DJ Vadim: Oh, das freut mich, dass Dir das auffällt. Das denke ich auch. Ich denke, dass da manchmal einfach zu viel Wert auf “Jugendkultur“ gelegt wird. In Großbritannien gibt es den staatlichen Rundfunk BBC und die haben jede Menge Moderatoren rausgeschmissen, von denen sie dachten, dass sie zu alt seien. Die wollten auf Teufel komm raus junge Leute im Programm haben, damit die dann so Gartensendungen und Kochshows moderieren. Da gab es eine ziemliche Diskussion darüber.
Das ist doch Quatsch. Es kommt doch auch auf den Inhalt an oder nicht? Wenn man eine Sendung über Comics und Kylie Minogue macht, dann ist ja sinnvoll, dass das ein junger Mensch präsentiert, aber bei Sendungen über Gartenarbeit oder politischen Magazinen kommt es doch eher darauf an, dass man gut ist und nicht, ob man unbedingt jung ist.
Und beim Radio ist es genauso. Es geht nur noch darum, was die 14-Jährigen, die 16-jährigen hören wollen. Manchmal frage ich mich, was die ganzen Leute machen, wenn sie 25 sind?

rap.de: Die sterben dann.

DJ Vadim: Sterben müssen wir alle, aber ich frage mich, ob die dann alle aufhören Musik zu hören?

rap.de: Ja, die kriegen dann Kinder und hören einfach keine Musik mehr.

DJ Vadim: Aber das ist doch verrückt. Wenn du 15 bist oder auch wenn du 20 bist, dann hat man kein Geld, um sich Musik zu kaufen. Wenn du 30 bist, dann hat man in der Regel einen Job, dann hat man Geld und dann könnte man sich Musik kaufen. Außerdem hat man mit 30 oder 35 auch einen ausgebildeten Geschmack. Man weiß, was man hören mag und was nicht. Wenn du 15 bist, weißt du einen Scheiß. Da mag man heute Hip Hop und morgen mag man dann vielleicht Death Metal und übermorgen mag man dann Dubstep. Insofern finde ich es Schwachsinn, wenn man sich so auf die Jugend fokussiert.