rap.de: Aber Du drückst Dich ja ganz besonders gut aus und betonst auch in Songs, dass Eloquenz Dir sehr wichtig ist.
Prinz Pi
Prinz Pi: Ja gut, aber ich meine Eloquenz heißt ja jetzt nur, dass man redegewandt und schlagfertig ist, nicht aber, dass man sich jetzt besonders sauber ausdrückt. Es gibt Leute, die rappen sehr hochgestochen. Ich hatte bei Curse zum Beispiel immer so das Gefühl, das ist jemand, der will auf Teufel komm raus beweisen, dass er intellektuell oder klug oder cleverer ist als die anderen. Der benutzt dann irgendwie Fremdwörter die alle auf "iv" enden: "Ey yo, es ist fiktiv, instinktiv…" (Gelächter). Dann denkst du dir halt auch: "Ja danke, ich weiß, Du kennst die Wörter. Aber Du musst die jetzt nicht anbringen!".
Dieser "iGod-Song" auf meinem Album ist ein Battle-Rap Song, der halt so ein bisschen dieses Battle-Rapding persifliert, wo ich dann halt irgendwie sage: "Ey guck mal, ich bin jetzt dieser coole Junge aus dem Deutschleistungskurs". (Gelächter)
rap.de: Auf Deinem Album wird ja auch Frauenarzt gefeatured. Wo ist da die sprachliche oder musikalische Schnittstelle?
Prinz Pi: Frauenarzt kenn ich, seitdem ich 16 bin. Das wissen natürlich die Raphörer nicht, aber das ist halt ein Kollege von mir, den ich schon ewig lange kenne. Man hatte halt nie Streit, sondern mal mehr und mal weniger miteinander zu tun. Natürlich macht der was ganz anderes als ich, aber wir haben halt so ab und an gemeinsame Freunde und wir haben halt auch Gemeinsamkeiten. Der Song, den ich mit ihm gemacht hab, ist natürlich auch ein etwas schnellerer Partysong. Ein Endzeitstimmungssong und es hat halt einfach gepasst. Timi Hendrix ist auch auf dem Song. Ich finde das auch immer total cool, wenn man so Features benutzt wie Gewürze beim Essen. Bei Features auf einem Album muss halt klar sein, wer der Koch ist. Aber manchmal ist es cool, wenn du so eine besondere Zutat hast und das Gericht aufpeppst. Wenn du zum Beispiel Salat mit Hühnchen und Mango machst, dann denkst du erst: "Halt! Warum kommt da Mango rein?" Aber dann merkst du: "Hey, das war genau das, was den Pepp ausmacht!" Und so ist das auch mit den Features.
Ich würde nie Leute nehmen, die ich nicht leiden kann. Ich würde nie überlegen: "Okay, der Typ hat jetzt grade einen krassen Hype. Ich kenn den zwar nicht, aber ich schreibe dem jetzt mal ne Nachricht, vielleicht kann ich den featuren."
Ich nehme da eigentlich nur Leute, die ich kenne und auch leiden kann. Also, ich werde jetzt nicht die ganze Zeit mit Frauenarzt zusammen Musik machen, obwohl wir eigentlich mal zusammen ein Album machen wollten. (Gelächter)
Ich hab einen sehr guten Track mit RAF Camora und Mudi gemacht. Mudi ist ein junger Rapper, der sehr speziell ist. Der hat eine krass geile Stimme beim Rappen.
rap.de: Du hast gesagt, dass es viel zu selten vorkommt, dass man in der Raplandschaft über Liebe spricht. Etwas mehr…?
Prinz Pi: Naja, Ehrlichkeit ist halt so ein Ding. In dieser Szene geht es ja immer darum, dass du cool bist. Selbst wenn du mal Die Atzen anguckst. Deren Image ist ja nicht cool, sondern Spaß und die machen auf allen Fotos das gleiche Gesicht. Du siehst ja nie ein Foto, auf dem die depri sind. Das ist halt deren Ding, die ziehen das durch und ich finde das cool.
Wieder andere ziehen halt dieses "Gangster-Ding" durch, das ist auch cool. Dieser Money Boy zieht halt sein "Swag-Ding" durch, das ist witzig. Bei mir ist es halt so, dass ich nicht einfach nur irgendein Ding durchziehe. Ich bin halt "ich" in meinen Songs. Wenn ich gut drauf bin, mache ich einen "Gute-Laune-Song", wenn ich schlecht drauf bin, dann mache ich "Schlechte-Laune-Songs". Wenn du dir jetzt Frauenarzt als Künstler anguckst, dann siehst du, dass er mit Die Atzen seine Gute-Laune-Songs macht, aber als Künstler auch ein paar richtig ernste Songs hat. Er hat auch schlechte Zeiten und Absturz-Songs. Deswegen ist das so ein krasser Künstler, weil er das auch kann.