Der Back ist Pott?
Sagt mal, was ist eigentlich aus den vielbeschworenen Comebacks und "Jetzt sind wir am Zug"und "das ist unsere Zeit" Geschichten der letzten Jahre geworden? Was ist los mit dem neuen Süden, dem neuen Westen und mit der Pott ist Back?
Jaja klar, ist schon eine Weile her, aber wir mussten da gerade mal wieder daran denken und haben uns gefragt, ob wir noch ein bisschen warten sollen oder ob wir es zu den Akten legen dürfen? Kann ja sein, dass die Eroberung Rap-Deutschlands erst für 2011 geplant ist, genauso wie die ganzen "Jetzt wird Deutschland abgebrannt“-Statements diverser Rapper aus der Vergangenheit.
Also wir warten gerne. Wir haben ja Zeit und eh nichts anderes vor. Sagt Bescheid, wenn es soweit ist. Wir sind am Start.
Sentino: Auch ein Comeback
"Wir sind back, so als wären wir grad’ wiedergekommen“ dachte sich wohl auch Sentino, der nach längeren Aufenthalten im Ausland den Weg zurück, auf die ein oder andere Deutschrapveröffentlichung fand.
Senti Senti machte vor allem an der musikalischen Seite von Eko Fresh auf sich aufmerksam und bewies uns allen unfreiwilligen Humor als er auf "ich kann nur gewinnen“ Ekos Mixtapehymne mit Swagga – Experte Nummer 2, Money Boy vertreten war, wobei der Wiener als exzellente Sentino-Parodie fungierte, ohne dass es dieser überhaupt bemerkt hat. Das alles in einem Video – Respekt!
Die Zwei mit einem Kollabo-Album im Jahr 2011, das wäre doch mal was und zumindest wir würden die beiden dafür echt lieben. No Homo!
Die Arroganz und die Freshness: Eko vs. Kay One
Die Ignoranz im Rap ist für viele Rapper völlig normal und oftmals tief im Style verankert. Nachdem Eko jahrelang die Krone in Sachen Freshness, Arroganz und Coolness für sich beanspruchte und somit das Sinnbild für den ignoranten Style wurde, sieht Freshness und Arroganz im Jahr 2010 scheinbar anders aus. Wenn man als Maßstab mal die Chartplatzierungen und Verkaufszahlen nimmt, setzt sich Playa-Rap in 2-10 wohl eher aus Chucks, Röhrenjeans, roten Plastikjacken und hautengen Shirts mit V-Ausschnitt zusammen. Die Rede ist von Kay One, der mit seinem Kleidungsstil und seiner "Geld, Sex und Ruhm-Attitüde“ eben nicht nur baggyorientierte Hip Hop–Heads, sondern eben auch die mainstreamig angehauchte Discogefolgschaft und die jungen Damen auf dem Schulhof erreichte.
Hinzu kam, dass es Kenneth durch zahlreiche B-Prominenzaffären auch in der Öffentlichkeit verstand, diese Rolle zu verkörpern und glaubhaft rüberzubringen: Das kleine sympathische Arschloch vom Dienst eben.
Etwas ambivalent wirkten da dann wiederum die Auftritte von Eko Freezy, der in Interviews ja dann doch ganz gerne mal einiges bedauerte, was dann so gar nicht mit der musikalisch verkörperten Ignoranz zusammenpassen will. Da hat ihm in diesem Jahr sein ehemaliger Schützling auf jeden Fall den Rang abgelaufen
News
Und täglich grüßt das Murmeltier. Jeden Morgen legen wir in der Redaktion fest, über welche Themen wir in den News berichten. Wenn eine spannende Meldung die Runde macht, sorgen unsere Beiträge in aller Regel für reichlich Diskussionsstoff in der Deutschen Rap-Welt. So auch in diesem Jahr.
Absolute Top News war allerdings war dann doch der Hausbesuch von Blokkmonsta in der rap.de Redaktion in deren Verlauf Staiger K.O. ging. Es folgte eine hitzige Debatte über das Verhältnis von Respekt und Meinungsfreiheit, was dann auch in einer Diskussionsrunde, an der unter anderem Kool Savas, Visa Vie, Toxic und Schwartz von Hirntot-Records teilnahmen, noch ein wenig vertieft wurde.
Die zweite Top Story und somit der Beweis, dass die Leute hauptsächlich an Streitereien interessiert sind, beschäftigte sich dann ebenfalls mit einer Auseinandersetzung, wenn auch diese ganz Hip Hop-konform, ohne körperliche Gewalt ausgetragen wurde.
Laas Unltd. forderte Kollegah, nach dessen flapsiger Bemerkung in einem Internet-Video, zu einem 1on1-Battle auf der Hauptbühne des splash!-Festivals heraus. In seinem exklusiven Disstrack “F.D.F.“ schoss Laas in die Richtung des Selfmade-Rappers und selbsternannten "Boss der Bosse“.
Dieser tauschte daraufhin das Mic gegen einen Stift ein und konterte als bekannter Malwettbewerbskönig mit einem selbstgezeichneten Laas-Portrait auf der Selfmade-Webseite.
Beef 2.0
Ob in Amerika oder in Deutschland, ohne auf soziale Netzwerke wie facebook oder twitter zurück zugreifen, wäre in diesem Jahr kein Streit zwischen Rappern ausgekommen. Während Beef früher (ach ja früher) noch mit dem Mic in der Hand ausgetragen wurde, waren die Streitigkeiten im Jahr 2010 stark von den dominanten “Social Networks“ geprägt.
Rapper, die sich tatsächlich noch Zeit für ihre schnelllebigen Zwistigkeiten mit ihren Konkurrenten nehmen wollten, waren out. Der klassische Competiton-Gedanke, den man bei Eko und Savas 2004/2005 noch beobachten konnte, wurde kurzerhand abgeschafft.
Egal ob G-Unit und Game, oder hierzulande Laas Unltd. vs. Kollegah, die meisten Sticheleien und Seitenhiebe, brachten sich die Rapper nicht übers Texten sondern übers Internet bei.
Die “Beef 2.0 Kultur“ ist allerdings so schnelllebig, dass man bereits nach einer Stunde ohne Zugang zum Worldweideweb Gefahr läuft, den Anschluss zur Fehde zu verlieren, weil man nicht über den neuesten Tweet oder die aktuellste Statusnachricht informiert ist.
Beef in diesem Jahr bestand überwiegend aus Nullen und Einsen. Transistorisches Geschwätz. Aber vielleicht sollten wir ja sowieso nicht mehr von Beef reden, wenn wir von all dem Quatsch reden, denn seit Biggie wissen wir ja: "What's beef? Beef is when you need two gats to go to sleep Beef is when your moms ain't safe up in the streets“.