Chakuza

Weg von ersguterjunge, zurück in Linz und trotzdem wieder back. Nachdem Chakuza im letzten rap.de Interview erklärte, dass er die Schnauze voll hat von der Großstadt und ihren Versuchungen, meldet sich der Österreichische Ausnahme MC mit seinem neuen Album "Suchen und Zerstören 2" zurück. In extrem entspannter Atmosphäre bei Stigl, Bier und Beatlefield  – Manager Hamadi zuhause unterhielten wir uns über Gott, die Welt, österreichisches Kabarett und hässliche Menschen, mit denen man auf keinen Fall zusammen in den Tod gehen will.   

rap.de: Also Thema Nummer eins: Du bist weg von Bushido. Machst du jetzt auch so einen Song: “Ich bin weg von Bushido.“

Chakuza: Niemals. Ich sag gleich von Vornherein: Im Endeffekt war das alles geschäftlich. Es hat sich ganz normal getrennt. Meine Verträge sind ausgelaufen. Irgendwann will ich halt auch mein eigenes Ding machen, wo ich weiß, ich bin hundertpro mein eigener Chef.

rap.de: Was heißt das: „Dein eigenes Ding machen“?

Chakuza: Alles. Ich hab jetzt keinen Bock, nur noch Musik abzugeben und nicht in die ganzen anderen Sachen involviert zu sein.

rap.de: Also, du warst sozusagen musikalischer Dienstleister?

Chakuza: Ja, wenn man es so sagen will, okay, aber ich wollte mich irgendwann mehr in das ganze Musikbusiness reinleben. Ich will wissen, was passiert und die ganze Maschinerie abchecken. Das kann ich halt nur, wenn ich selber in alles involviert bin.

rap.de: Viele Künstler sind ja genau der anderen Auffassung: “Eigentlich möchte ich nur Künstler sein. Ich möchte nur im Studio sein, das Label soll sich bitteschön um alles andere kümmern.“. Du bist da also vollkommen anders?

Chakuza: Mir reicht es halt nicht. Im Endeffekt will ich auch mit anderen Leuten zusammenarbeiten oder dann auch Leute fördern mit dem Wissen, das ich mir angeeignet habe. Das kann ich aber nur, wenn ich das Wissen zu Hundertprozent habe, ansonsten verkack ich das ja.

rap.de: Jetzt ist die Musikindustrie nicht unbedingt der Industriezweig Nummer eins, den ich einem jungen, aufstrebenden Menschen als Berufswunsch empfehlen würde und hast du nicht mal gesagt, dass du in fünf Jahren gerne ein Restaurant aufmachen möchtest?

Chakuza: Ja, das war mal so. Ich war mal gedanklich beim Restaurant, mittlerweile will ich aber im nächsten Jahr einen Club in Linz aufmachen. Das hat auch schon Hand und Fuß.
Ich komme ja aus der Gastronomie, von daher wollt ich das immer schon. Gastronomie interessiert mich nach wie vor. Ich würd mich nie mehr hinter den Herd stellen und kochen für jemand anderen. Unter einem Chef, würd ich nie wieder kochen. Ansonsten bin ich da aber vollkommen offen.

rap.de: Und bei der Musikindustriesache, da würdest Du aber auch gerne Buchhaltung und Abrechnungen und so machen?

Chakuza: Ne ne, das machen ja nach wie vor mein Manager und mein Steuerberater für mich. Aber ich will halt wissen, was dahinter steckt. Ich will nicht vor einem Blatt sitzen, drauf gucken und sagen: “Äh mmh, cool. Ich hab keine Ahnung, was da drauf steht.“. Um das geht es mir.

rap.de: Hast Du Dich künstlerisch limitiert gefühlt in den letzten Jahren?

Chakuza: Ne, überhaupt nicht. Ich wurde nie eingeschränkt. EGJ hat mir immer freie Hand gegeben, was das künstlerische betrifft. Man kennt natürlich die Richtlinien, die man hat, was zum Beispiel Feature-Gäste oder so weiter betrifft. Man weiß, EGJ war immer ein Label, das sehr polarisiert hat, aber auch zurecht. Das war halt auch das Erfolgsprinzip von denen. Dann wusste man halt auch: Du kannst halt nicht mit jedem was machen, weil es da entweder Beef gibt oder das halt auch nicht vom Label cool gefunden wird. Du willst ja dein Label auch nicht abfucken.
Es gibt auf jeden Fall Leute, die ich cool fand, die andere nicht cool fanden. Ich hab zwar immer gesagt: “Okay, wenn ihr den scheiße findet, ich finde den trotzdem cool, mach aber aus Loyalität zum Label trotzdem nichts mit der und der Person.“, was aber für mich auch ganz normal ist.

rap.de: Hast Du eine Vision, wie Du Dich jetzt gern in der Öffentlichkeit präsentieren würdest?

Chakuza Ich präsentier mich jetzt so, wie ich mich präsentieren will. Wie gesagt, am Anfang war ich halt ziemlich beeindruckt von dem, dass mich jetzt jemand interviewen will und so weiter. Und natürlich hat man irgendwelche Bilder im Kopf, wie man sich gerne sehen würde. Das war bei mir ganz genau so. Ich hätte früher wahrscheinlich auch gerne ein Image gehabt, so wie man es damals hatte. So ein richtiges “Irgendwas-Image“.
Ich war mir damals aber auch gar nicht sicher. Das war halt immer auch das, was man zu mir gesagt hat: “Ey, irgendwie kriegt man bei dir nicht so das Image zustande“, worüber ich heute eigentlich ganz froh bin.
Ich kann nur das sagen, was in meinem Kopf ist, und ich kann mich halt eben nur so geben, wie ich bin. Das war früher ein Hindernis für mich, aber mittlerweile ist es das Beste, was mir je passiert ist.


rap.de: Worüber denkt der Privatmensch “Chakuza“ so nach? Ich habe den Eindruck, dass Du ein sehr grüblerischer Typ bist, ist das richtig?
 

 

Chakuza: Ja, extrem. Dafür hasse ich mich manchmal auch selber. Ich denke wirklich über sehr, sehr viel Sachen nach. Ich denke wirklich viel über Gott, Religionen oder die ganze Situation der Menschheit nach.

rap.de: Also, Du gehst in Linz an der Donau entlang und denkst über….

Chakuza: Ja, das ist ein bisschen romantisch. Meistens denke ich nach, wenn ich besoffen bin und im Bett liege.

rap.de: Okay, aber man liegt ja nicht die ganze Zeit besoffen im Bett. Also, das hoffe ich für Dich.

Chakuza: Ja, nee. (lacht) Aber wenn, dann ist es extrem. Ich denke halt wirklich über alles nach. Man braucht ja nur Fernsehen gucken, was abläuft. Eigentlich hasse ich ja wirklich alles.