Stieber Twins

rap.de. Wie oft macht ihr solche Auftritte? 
 
Martin Stieber: Also ich muss sagen relativ selten. Wir haben Anfragen en masse. Aber ich bin dann immer derjenige, der über Myspace den Kontakt herstellt.
 
Wir haben ja auch keine Bookingagentur, kein Label, kein Garnix. Die Leute wenden sich dann immer direkt an mich und dann wird’s immer so ein bisschen kritisch, weil ich muss mich dann bei meinem Bruder erkundigen, ob das klar geht.
 
Der steht halt mit beiden Beinen im Leben. Der braucht keinen Hip-Hop oder Auftritte oder wegen den fünfhundert Euro macht er’s unterm Strich dann auch nicht. Der macht’s dann halt nur, wenn dann das Drumherum dann auch passt.
 
Ganz, ganz, ganz sporadisch treten wir dann halt auf. Im Jahr sechs, sieben, vielleicht auch mal zehn Auftritte? Das war’s dann. Mehr machen wir da gar nicht mehr.

 

rap.de: Naja, das ist ja immerhin fast einmal im Monat bei 10 Auftritten… 
 
Martin Stieber: Da zähl ich jetzt alles dazu. Auch die Auflegjobs. Im letzten Jahr waren’s mehr. Dieses Jahr haben wir jetzt relativ viel verneint, weil Torch wieder mit uns raus will, der will ja wieder einen auf Heidelberg Allstars machen und der will dann auch wieder auf dem Splash spielen und so weiter.
 
Der lebt halt aber auch davon und der sagt halt, alleine will er auch nicht mehr auftreten. Der braucht dann irgendwie immer so Leute um sich rum, man weiß ja wie der ist und da sollen wir dann mit von der Partie sein. 
 
 
rap.de: Wie ist das eigentlich? Ihr seid ja alles so alte Freunde aud Heidelberg. Cora wohnt da, trefft ihr Euch? Gibt es so eine Art Veteranen-Treff?  
 
Martin Stieber: So gibt’s das eigentlich nicht mehr. Man trifft halt die Cora, die hängt da mit ihren Kindern auf dem Spielplatz rum, und da sieht man sich dann schon, aber eher auf freundschaftlicher Basis. Da werden jetzt auch nicht die alten Zeiten debattiert.
 
Torch ist ja außer Landes, der ist ja gar nicht mehr in Heidelberg, der ist jetzt in Zürich und versucht da, seinen Kopf über Wasser zu halten.
 
Wenn man sich sieht, dann freut man sich natürlich unheimlich, das ist dann immer cool, auch wenn man mit ihm auftritt. Beim HipHop Open war’s auf jeden Fall cool. Ich skype halt mit ihm so zwei, drei Mal im Monat und das war’s dann auch.
 
Man trifft sich so jetzt nicht regelmäßig. Aber wenn wir was machen sollten, dann wird das auf jeden Fall im Heidelberg-Kontext passieren.
 
Das müssen dann nicht unbedingt alte Stiebertexte sein. Vielleicht nennen wir das ja "Weg Vom Fenster“, aber ich würde favorisieren, dass man das mixt und zusammen mit der Cora da rangeht. Das Heidelberg-Ding wieder nach oben bringen.
 
Eine neue Platte machen, das ist auch immer so eine Philosophie-Sache, das ist mehr als nur mal eben schnell was rappen. Und rein von der Historie, ist es ja das naheliegendste, was mit der Cora zu machen. Hätt’ ich auch Bock drauf! Aber da ist es dann auch die Frage, wie man das Ding nennt?  
 
rap.de: War der Titel "Weg Vom Fenster“ wirklich mal im Gespräch? 
 
Martin Stieber: Ach Quatsch.  
 
rap.de: Ach, eigentlich fände ich den gar nicht schlecht! 
 
Martin Stieber: Ja. Hmmm.  
 
 
rap.de: Wie oft gehst Du ins Studio, um zu rappen?  
 
Martin Stieber: Zum Produzieren geh ich oft ins Studio, aber um zu rappen – superselten. Chris ist halt eher der, der dann mal kommt und hat dann mal einen Vierzeiler oder einen Achtzeiler dabei, aber das wird dann nie fixiert. Man nimmt das dann auf, aber das lebt dann auch nur vom Moment.
 
Ich meine, mein Bruder ist Architekt, hat ein Kind und kriegt jetzt bald das zweite. Das Problem, das wir auch haben ist, wenn es um HipHop oder Musik als Ganzes geht, dass  unsere Fans auch mitwachsen und wir uns entwickeln, das Ding an sich aber jung bleibt.
 
Ich meine, der Chris hat schon vor fünf oder zehn Jahren gesagt: "Ey, wir sind einfach zu alt für den Scheiß!“, was ich überhaupt nicht so sehe.
 
Nein, die Leute wollen uns für das, was wir gemacht haben, die stehen ja Schlange am Cassiopeia in Berlin. Das ist ja auch cool, aber ich glaube, das ist nur so, weil wir uns eben auch so rar gemacht haben! Weil wir uns da nicht auf Teufel komm raus verkauft haben. 
 
rap.de: Weil ihr eure Legende nicht zerstört habt!  
 
Martin Stieber: Das ist ja auch der Punkt bei uns. Die Erwartung ist da einfach extrem hoch. Mit 22 waren wir auch noch mal anders drauf. Ich könnte heute zwar noch viel mehr erzählen, aber der Zeitgeist hat sich ja auch einfach geändert und dann muss man das noch cool verpacken.
 
Deshalb ist die zweite Platte ja auch immer die schwierigste. 
 
rap.de: Gab es eigentlich mal Ärger mit eurem damaligen Label mzee records?  
 
Martin Stieber: Es gab so kritische Momente, wo Akim, der Chef von mzee records einem auf’s Horn ging, aber trotzdem: Ohne Akim keine Stiebers zu der Zeit und in dem Rahmen. Zu der Zeit hatte ich auch gar keine Ahnung. Mittlerweile kann ich dir erzählen, was ein Verpackungsabzug ist, was ein Verlag ist und wie ein Label funktioniert, was ein Urheberrecht ist und was die GEMA macht. Das wusste ich alles nicht und der Akim hat dann gesteuert und gemacht und dann fühlt man sich halt oft auch verarscht, aber im Endeffekt bewirkt das auch nur, dass man sich irgendwo reinfuchsen muss und dann versteht man auch die Materie und dann weiß man auch, wie der Akim funktioniert.