Hirntot

rap.de: Doch, ich glaube, dass will er damit sagen! Aber es gibt ja auch noch andere Menschen, die das gleiche sagen. Wolfgang Büscher von der Arche in Hellersdorf hat dieses Buch über die sexuelle Verwahrlosung gemacht, wo er von Kindern schreibt, die seit dem sie sechs sind, mit Pornos aufwachsen. Der meint auch, dass diese Kinder nicht dieselbe Erlebniswelt haben wie Zehlendorfer Jugendliche. Und die haben aufgrund ihrer Erlebniswelt Probleme damit, solche Texte, wie die von Euch zu differenzieren.

 

Schwartz: Naja, aber wenn Jugendliche normal aufwachsen, und so ein Lied hören, dann rasten die ja nicht aus und denken sich "Ficken! Ficken!“ Die kriegen mit, wie ihre Eltern mit wechselnden Sexualpartnern vögeln. Die gucken sich den ganzen Tag Pornos an. Das, was die Musik dazu beiträgt, macht vielleicht fünf Prozent aus. Das liegt an dem Umfeld und an dem was die Eltern machen. Jetzt zu sagen, das kommt von der Musik, das ist falsch. Man muss da an ganz anderen Stellen ansetzen.

Dieser Zusammenhang ist ja auf den ersten Blick da. Irgendwelche Kinder wachsen in einem Scheiß-Umfeld auf, kriegen Pornos und hören Frauenarzt. Es ist natürlich klar, dass diese Porno-Sachen nicht zur Besserung der Bildungssituation beitragen, aber welchen Effekt hat es, wenn man einen Künstler jetzt für diese Art von Musik bestraft?
Das soll ein Signal sein? Das ist Populismus: "Juhu, wir machen was!“, aber im Endeffekt passiert nix! Die Eltern ficken weiter rum und gucken weiter Pornos.
Das ärgert mich ja auch so: Das da so getan wird, als gäbe es einen Auslöser, und wenn man den bestraft, dann ist alles in Ordung.

Irgendwelche Gangsta-Rapper sollen dafür herhalten, wenn jemand abgezogen wird. Das wurde natürlich auch vorher schon gemacht, nur dass es in der Musik halt besungen wird und dann wir ein Umkehrschluss erstellt, der nicht zu beweisen ist.

rap.de: Wegen welchen Vergehen bist Du jetzt aber verurteilt worden, Blokkmonsta?

Blokkmonsta: Gewaltdarstellung, Beleidigung, Volksverhetzung, Bedrohung.

rap.de: Und zu was bist du verurteil worden?

Blokkmonsta: Zu zwei Jahren Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe von 2.000 Euro. Das war’s. Zehn Monate Haft, ausgesetzt zur Bewährung.
Wenn ich Monika Griefahn in die Fresse geschlagen hätte, dann hätte ich weniger Strafe bekommen, als wenn ich ihr das nur androhe. Die Drohung ist schlimmer. Ganz komisch.

rap.de: Und dir wurde von diesem Staatsanwalt in der Pause gedroht, dass Deine Bewährung weg ist, wenn du noch mal so eine Platte machst. Dass du dann in den Knast kommst. Jetzt war es letzten Dezember aber wieder soweit. Es gab wieder Hausdurchsuchungen. Wie lief das ab?

Blokkmonsta: Ich war nicht da, die hätten mich sonst in U-Haft genommen. Schwartz haben die ja in U-Haft gesteckt.

(Kaisa kommt und bringt Berliner Pfannkuchen sowie Kakao mit.)

Schwartz: Naja, die kamen um sechs Uhr morgens. Das ist Taktik. Da ist man ja in der Regel zu Hause und auch nicht richtig wehrfähig. Die sind dann rein. In zivil. Das waren fünf oder sechs Leute, aber das war jetzt kein SEK. Die waren auch nett.

Das war ja jetzt auch die zweite oder dritte Hausdurchsuchung, die wissen ja, mit wem die es zu tun haben und dass ich nicht der Typ bin, der da jetzt mit der Knarre auf die wartet. Die kommen ja bei mir rein und sehen dann erst mal überall Bücherregale. Die erwarten da natürlich irgendwelche Leichenteile, aber da stehen nur lauter Bücher. Die ist halt recht gutbürgerlich und behaglich eingerichtet und so verhalten die sich dann ja auch. Und da ich keinerlei Aggressionen zeige, ist dann okay. Ich biete denen auch Kaffee an, die müssen ja auch ihre Arbeit machen.
Die haben dann alles durchsucht. Ich weiß nicht, ob du das schon mal erlebt hast, aber die gucken in deine Schränke und räumen die aus.

rap.de: Räumen die die dann auch wieder ein?

Schwartz: Das wäre ja schön. Nein tun sie nicht.

Blokkmonsta: Bei dir lief’s ja echt nett ab. Bei mir war’s ein bisschen anders. Ein Kumpel hat hier gepennt und ich war wo anders, dann kriege ich eine SMS: "Hausdurchsuchung!“ Abturn! Ich wusste, wenn die mich kriegen, dann muss ich sofort in die U-Haft.

rap.de: Wie lange warst du dann in U-Haft, Schwartz?

Schwartz: Ich war dann für zwei Wochen in U-Haft. Das war aber auch wegen einer Verleumdungsgeschichte.

Blokkmonsta: Wir anderen sind dann untergetaucht, haben mit sechs Leuten in einer Einzimmerwohnung gelebt. Mit sechs Leuten! Wir wussten, dass die uns von überall aus suchen. Wenn die Polizei auf der Straße war, dachten wir immer, dass die wegen uns kommen. Das war schon hart.