Diddy – eine neue Ikone am Homeshopping Himmel
(Lisa)
2009 ist definitiv auch das Jahr, in dem man öffentlich angefangen hat, Rap zu verleugnen. Was im letzten und vorletzten Jahr noch als mutiger Schritt raus aus der angestammten Szene und notwendiger Blick über den Tellerrand gegolten hat, ist in diesem Jahr zum Trend verkommen und hat mit „MAS Techno“ einen bizarren Höhepunkt erreicht.
Für den Satz „Ääähm also mit Rap hab ich jetzt nicht mehr so viel am Hut, ich mach jetzt eher so Elektro“ sollte man eigentlich aufs Maul bekommen. Gleiches gilt für die Sätze wie „Ich mach jetzt eher so Singer Songwriter Sachen“ oder ganz ekelig „Ich mach jetzt Musik für Erwachsene“. Entschuldigt bitte! Wenn Ihr Eure Kunst, die Ihr jahrelang gemacht habt, für so scheiße haltet, dass sie einem „erwachsenen“ Publikum nicht gerecht wird, dann frage ich mich wirklich, was Ihr da die ganzen Jahre für eine Scheiße produziert habt.
Weder kann ich mit dem Begriff Kunst für Erwachsene was anfangen, noch mit der Einstellung ab einem Alter von 30 Jahren muss die Wende geschafft sein. Vom einfachen Hip Hop Head zum Bankangestellten, dem die Baggies von früher zu peinlich sind. Vom einstigen Rapper zum Bigbandleader, weil man jetzt mal „richtige“ Musik machen will.
Wenn Ihr wirklich so von Eurer Kultur denkt, dann ist es auch kein Wunder, dass sich hier, künstlerisch, so gar nichts entwickelt!
Natürlich ist Hip Hop zu 90% die Lizenz zum blöd sein, aber immerhin ist es nach wie vor eine der vitalsten und reichsten Kulturen der modernen Popgeschichte und definitiv keine Kultur, für die man sich schämen muss, auch wenn ich da selbst manchmal meine Probleme damit habe. Die Versuche, sich aber seiner Vergangenheit zu entledigen und jetzt mal „was ganz anderes“ zu machen, waren allesamt grausam und schlichtweg ekelhaft.
Die Gegenreaktion ließ dann acuh nicht lange auf sich warten. „Ich bin auf dem Rapfilm hängen geblieben“ textete Savas und auch Fler und andere Rapper der alten, mittleren und neuern Schule verteidigten die alten Werte. Leider kam das alles aber so lahm, ausgelaugt und uninspiriert, genau so wie ein abgehalfterter Wanderlei Silva in seinen letzten Kämpfen. Da war mal was. Das hatte mal was. Das war mal richtig gut. Heute wirkt das alles aber wie ein Schatten seiner selbst.
„Doch wenn die Nacht am tiefsten ist, dann ist der Tag am nächsten.“, das wusste schon Rio Reiser, der sich wahrscheinlich damals auch ein bisschen für seine Szene geschämt hat. Zumindest könnte man sich das beim Anschauen des folgenden Videodokuments denken. Open Mic für alle!
(staiger)
Hipster Rap
Und mal kucken, was von ebenso vielversprechenden Typen wie XV, Theophilus London oder auch dem eigentlich bereits etablierten Lupe Fiasco noch so alles kommt… (Oliver Marquart)