Jahresrückblick 2009

Kollegah vs Fler – Guter Beef – Scheiß Ende

Mann, wie das abging. Nachdem Favorite, Kollegah und Farid Bang in dem Track „Westdeutschlands Kings“ in drei Zeilen über die AGGRO Berlin-Signings Kitty Kat, sido und Fler herzogen, entschloss man sich im AGGRO Camp zurückzuschlagen.

Mann, egal was du tust, du bleibst für mich und die Welt dann immer nur der eine Junge ohne Eltern“, rappte zum Beispiel Kitty Kat, eine harte Zeile in Richtung Favorite zurück, der nach einem Autounfall beide Eltern verloren hatte.

Dann tauchte auch noch ein eher obskures Telefon-Gespräch zwischen King Zaza und Fler auf, in dem Fler den Wahl-Düsseldorfer Kollegah bzw. dessen Mutter beleidigte, woraufhin sich auch wieder Kollegah entschloss zurückzuschlagen.

Auf „Fanpost“ wurde jedes Punchline- und (Nicht)-Niveau-Register gezogen, um den AGGRO Berliner Fler in die Schranken zu weisen. Egal, ob es um Flers Vergangenheit ging, um Möhren oder um die Mutter von Herrn Losensky, die in der Fantasie von Herrn Blume auf eine Bettkante geschlagen wurde: Da war nichts heilig.

Jetzt starrte Rap-Deutschland gespannt in Richtung Berlin, wo Fler unter dem Druck stand, eine passende Antwort auf den hochkarätigen Diss von Kollegah zu geben. Und es gelang ihm: Auch wenn in diversesten Internetforen immer wieder der Name Sera Finale gewispert wurde, der Track war gut, sehr gut sogar und erstaunte nicht nur Fans. Ein höchst unterhaltsamer Disput, über den noch lange gesprochen wurde.
Die ganze Geschichte fand allerdings einen höchst betrüblichen Abschluss, als im April diesen Jahres mehrere Personen das Berliner Konzert der Selfmade Künstler stürmten, randalierten und dabei Shiml und Montana Max verletzten, woraufhin das Konzert abgebrochen werden musste. Worte wurden zu Taten und mit Rap hatte das dann leider nicht mehr viel zu tun.
(Moritz)

Splash – ein ganz normales Festival

Das Splash Festival unser definitiv liebstes Festival. Kann sein, dass dem so ist, weil wir kein anderes Festival so gut kennen oder überhaupt kennen. Mann, was hatten wir für Spaß damals in den Bergen rund um Chemnitz, mit Morgennebel und ohne Schlafsack. Mit  Schlamm und Matsch und 25.000 Besuchern.

Nun. Ganz so viele waren dieses Jahr nicht da in der Betonwüste von Ferropolis, der Stadt aus Eisen in der Nähe von Leipzig. Zwar bot der ehemalige Braunkohletagebau mit Sicherheit eine beeindruckende Kulisse ABER… früher. Jajaja. Ich weiß. Früher ist lange vorbei, man soll nicht immer von früher quatschen, wenn sich die Dinge einfach entwickeln. Das ist schon gut so, und das Festival war programmatisch mit Sichrheit eines der Interessantesten, obwohl sich auch hier nur allzu deutlich das Dilemma der deutschen und internationalen Hip Hop Szene abzeichnet. Jede Menge Acts, die Klein bis Kleinstpublikum begeistern konnten. So richtig inspirierend war niemand. Man war halt da, weil man halt da sein wollte und nur bei Acts wie La Coka Nostra, K.I.Z. und den Atzen war richtig Stimmung angesagt. Nicht zu vergessen Curse, der mit Stilelementen aus dem Metall-Bereich die Menge zum Toben bringen wollte. Die Wall of Death und Caspers Rockstar-Bühnenpräsenz. Ballermann-Mitgröhlrap und wie unser rap.de Splash 2009 Report belegt: Jede Menge Drogen und Alkohol.
Insofern ist auch das Splash Festival jetzt erwachsen geworden, hat sich von seiner Hip Hop Geschichte losgesagt und steht jetzt mehr so auf Elektro und so, weißt du… und ist ein Festival wie die anderen auch. Ausrasten und drei bis vier Tage wach. Kann auch gut sein.  (staiger)

Die Bandseuche

Hmmm, ich bin jetzt 32, was mache ich denn jetzt?“, so grübelten 2009 viele Rapper der 77er-Generation vor sich hin. „Ah, ich hab’s“, jubilierten sie dann nach langem Hin und Her. „Ich nehm’ einfach eine Band!“ An der Bandseuche kamen dieses Jahr sowohl Ur-Gesteine als auch Newcomer nicht vorbei und so lümmelten sich beim Splash-Festival hinter Samy Deluxe, der aussah, als würde er einen Erweckungs-Gottesdienst anführen, einige Mucker-Typen mit Glatzen und Ziegenbärtchen.

Auch Curse kam nicht daran vorbei, durch seine (mittlerweile naturgegebene Glatze) und das Ziegenbärtchen stach er allerdings gar nicht mehr so sehr aus dem Band-Gefüge heraus.

Dennis Lisk, auch mal Denyo genannt, wechselte einfach komplett das Genre, und macht „Erwachsenen-Musik“, was soviel bedeutete wie, „Ach, ich lerne Gitarre und vermische einfach Texte von Chima mit denen von Kettcar! Geile Idee!

Das Problem daran war nicht, dass Rap mit Bandbegleitung nicht funktionieren könnte. Ein gutes Gegenbeispiel dafür ist Marteria mit seiner Band of Brothers, das machte schon Spaß. Viel schlimmer war es, die Gedankengänge der Rapper nachverfolgen zu müssen, die sich dachten, „Man, ich bin jetzt schon so ziemlich erwachsen, ich muss jetzt auch eine Band haben. Alle haben das doch jetzt!“ und somit die glatzköpfigen Mucker-Typen, die sich immer gerne über Gitarrensaiten unterhalten, zu einem Mittel zum Zweck verdammten.

So geht’s nun nicht. (Moritz)