Jahresrückblick 2009

2009 war ein Jahr, in dem viel passierte. Bei den Einen wurde das Kriegsbeil nach Jahren der Feindschaft begraben, andere verabschiedeten sich für immer aus dem Game. Weil man bei all den Vorfällen aber schnell den Überblick verliert und sich jetzt, am Ende des Jahres, an das ein oder andere vielleicht auch schon gar nicht mehr erinnern kann, hat sich die rap.de Redaktion zusammengesetzt und die großen Themen noch einmal zusammengefasst. Auf ein mindestens so spannendes 2010!Die Konsolidierung der deutschen Hip Hop Szene – Sag zum Abschied leise Servus

In der deutschen HipHop-Szene schreitet die Konsolidierung weiter voran“ schrieb das Branchenblatt mediabiz.de/musikwoche.de am 30.09.2009, als bekannt gegeben wurde, dass nun auch Samy Deluxe seine Labelaktivitäten einstellen würde. Dass das aber nach der Schließung von AGGRO Berlin im April noch nicht das letzte Label gewesen war, sondern im Dezember dann auch noch BOZZ Music den Weg alles irdischen gehen musste, war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht klar.

Während man den Grabstein auf der AGGRO Seite am 01.04. noch für einen Scherz hielt und das Ableben erst durch die Presseerklärung ein paar Tage später ernst nahm, waren bei Deluxe Records und BOZZ Music schon seit längerem entsprechende Gerüchte im Umlauf.

Und so scheiterten die beiden letztgenannten wohl an den wirtschaftlichen Kennzahlen, die eine Fortführung der Unternehmungen nicht mehr gestatteten. Ganz anders dagegen AGGRO.

Die Beschuldigungen und Anfeindungen der Ex-Künstler gegenüber den Labelmachern lassen auf ein zerrüttetes Betriebsklima im erfolgreichsten Independent Label Deutschlands schließen und belegen mal wieder, dass Geld alleine auch nicht glücklich macht.

Auffallend hier ist, dass die Labelmacher bislang zu allen Vorwürfen eisern schweigen.

Wie auch immer. Die Gründe für die Aufgabe einer solchen Arbeit scheinen dann eben doch mannigfaltiger zu sein, als angenommen und wirtschaftlicher Misserfolg ist nur eine der Komponenten.

Fakt ist, dass sich mit den drei Labels in diesem Jahr und den anderen, die davor schon gegangen sind, eine Generation von Hip Hop Aktivisten verabschiedet, die das Game seit ungefähr 10 bis 15 Jahren bestimmt hat.

Mag sein, dass da was besseres nachkommt. Die Nachfolger, mit Labels wie Selfmade, Chimperator, Edit und anderen, stehen auf jeden Fall schon in den Startlöchern – um die Ausgangspositionen in der Musikindustrie 2009 wird sie allerdings keiner der alten Hasen beneiden. Denn Labelmachen heißt heute auf keinen Fall mehr Platten, Tapes oder CDs zu produzieren.Insofern hat der Abschied der „Alten“ auch etwas mit der technischen Veränderung der Branche zu tun.

Man könnte auch vom Tod der Dinosaurier sprechen. Schließlich gab es da ebenfalls Große und Kleine.  (staiger)

Bushido & Fler – Freundschaft never dies

Wenn man sich so umguckt in der Deutschrapforen-Landschaft, die ja fast repräsentativ für die HipHop-Hörerschaft hierzulande zu sehen ist, so stieß man kaum auf einen Wunsch, der häufiger geäußert war, als den, neues Material von Bushido und Fler in den Händen zu halten. Schließlich wurden die beiden Berliner zu wahren Galionsfiguren des kompromisslosen, harten Straßenrap erhoben und weil rückblickend sowieso immer alles ein bisschen schöner und bunter ist, hat „Carlo Cokxxx Nutten“ einen mittlerweile gottgleichen Status erreicht.

Eine zukünftige Zusammenarbeit der alten Freunde schien lange Zeit jedoch absolut ausgeschlossen. Zu viele böse Worte waren gefallen, zu sehr verhärteten sich aber auch die Fronten zwischen AGGRO Berlin und deren Ex-Künstler Bushido.

Als das Ende vom selbsternannten Label Nummer Eins verkündet wurde, ging aber alles ganz schnell. Erste gemeinsame Bilder tauchten auf, man war sowohl bei MySpace als auch im realen Leben wieder in der Top-Friend Liste und kaum hatte Rapdeutschland diese Neuigkeit verdaut, wurde „Carlo Cokxxx Nutten 2“ releast.

Sonny Black und Frank White nach mehreren Jahren absoluter Funkstille wieder gemeinsam unterwegs – definitiv eins der Highlights 2009, auch wenn dann in der Realität weit weniger Leute den Tonträger wirklich in den Händen halten wollten, als zuerst angenommen.  (Lisa)

Der King ist tot – Michael Jackson stirbt

Wo warst Du, als Elvis Presley starb?“ Diese Frage hat bis Dato vor allem die Generation unserer Eltern begleitet und der Gedanke an den Verlust eines so eindrucksvollen Künstlers versetzt dem einen oder anderen wohl noch immer einen kleinen Stich. Aber auch wir hatten das Glück, Zeugen eines legendären Musikers zu sein und werden als die Generation in die Geschichte eingehen, die gefragt wurde: “Wo warst Du, als Michael Jackson starb?“.

Am 25. Juni 2009, ist der “King of Pop“ an einer Medikamentenüberdosis gestorben. Noch immer wird spekuliert, wer letzten Endes schuld daran war, er selbst, die Familie, die sich nicht gekümmert hat oder die Ärzte, die ihm Mittel verschrieben haben, die sonst zur Vollnarkose verabreicht werden. Vielleicht war es auch der Druck und der Stress, ausgelöst durch seine geplante Welttourne “This Is It“, den er ohne Schlafmittel nicht bewältigen konnte. Unbeachtet dessen bleibt die Tatsache, dass die Welt ihren ungekrönten König verloren hat. Fans und Musikerkollegen trauern noch immer.

Die Plattenverkäufe sind wieder in die Höhe geschnellt und auch der Film zur gleichnamigen Tour, der Michael bei den Proben für die überwältigende Show zeigt, hat die Kinokassen klingeln lassen.

Traurig ist das ganze ja schon. Und damit ist nicht unbedingt sein Tod gemeint, sondern viel mehr die Tatsache, dass der größte Musiker aller Zeiten erst sterben musste, um von der Öffentlichkeit wieder Anerkennung für sein Können zu bekommen und nicht wegen Privatzoos, OPs und exaltiertem Verhalten belächelt zu werden. Aber was war denn nun dran an den Kinderschändervorwürfen?

Dennoch, sein Tod bleibt, auch im nächsten Jahr, ein unsagbarer Verlust für all jene, die fantastische Musik zu schätzen wissen. (Jasminka)