Fler

rap.de: Da gab es ja auch diverse Ausstiegsgerüchte. Zum Beispiel hast du gesagt „Wenn ich von Aggro weggehe, ist Aggro nicht mehr Aggro.“

Fler: Das ist das, was die Leute sagen. Die kommen zu mir und meinen "Wenn du von Aggro weggehen würdest, würde denen doch ein riesiger Pfeiler wegbrechen. Die können dich nicht gehen lassen.“ Aber die Manager von Aggro argumentieren vor mir ganz anders. Die setzen sich wirklich mit mir hin und sagen "Na wenn du gehen willst, dann geh doch.“ und dann wollte ich es darauf ankommen lassen. Irgendwann waren die Differenzen so fortgeschritten, dass ich meinte "Ok, wenn wir uns nicht mehr einigen können, dann müssen wir halt getrennte Wege gehen“, was aber auch nicht bedeutet, dass ich mit den Künstlern nicht mehr cool bin. Egal ob B-Tight, Sido, Tony D oder Kitty Kat – wenn es um die Gang geht, dann sind wir so eng miteinander, wie noch nie. Das wollte ich auch mit diesem Statement sagen. Auch wenn ich von dem Label weg bin, bin ich immer noch Aggro Berlin, keiner von diesen drei Chefs kann mir sagen, ob ich Aggro bin oder nicht. Am Ende des Tages haben wir diese ganze Firma, dieses ganze Aggro Berlin Ding, zusammen aufgebaut und keiner kann dem anderen sagen, dass er nicht mehr Aggro ist. Wenn du einmal Meier heißt, dann heißt du eben Meier und jeder von uns wird immer ein Aggro Berliner sein, weil wir das gemeinsam gepusht haben. Da kann das keiner dem Anderen streitig machen. Der Punkt ist einfach nur der, dass ich mein Business machen wollte und businessmäßig war ich mit denen nicht zufrieden.

rap.de: Hat sich das jetzt geändert?

Fler: Definitiv. Mit Aggro Berlin habe ich mich so geeinigt, dass ich direkt mit Universal kommuniziere, also mit Neffi. Aggro Berlin bekommt den Anteil, der ihnen zusteht, weil sie mich aus der Gosse geholt haben, und an sich gibt es jetzt auch keine Punkte mehr, über die wir uns streiten. Es ist alles cool. Demnächst mache ich ein Video für mein Modelabel Psalm 23, was auch abseits von Aggro Berlin läuft, und ich habe auch vor, ein eigenes Label zu gründen – wegen Godsilla und Reason, weil ich mich um die kümmern will. Ich bin nicht unbedingt dafür, dass die bei Aggro Berlin signen. Wenn die ihn signen wollen und er dahin will, werde ich ihm keine Steine in den Weg legen. Ich habe ihm nur geraten sich erst mal anzugucken, wie die im nächsten Jahr Kitty Kat vermarkten, Tony Ds neues Album pushen, ob sie sich noch um B-Tight kümmern oder der das Label verlässt… Schließlich sind das alles Fragen, die noch offen sind.

rap.de: Wo würdest du dein neues Album jetzt einordnen? Du hast gemeint, du würdest dich stetig verbessern und hättest bisher noch nicht das gemacht, was du eigentlich machen willst. Wo steht das neue Album? Bist du am Ziel angekommen?

Fler:  Man muss das ja mal so sehen: Die meisten großen Rapper haben ihr Klassiker mit ihrem ersten großen Album abgeliefert. Ich hab mit “Neue Deutsche Welle“ ein Album abgeliefert, was damals auf einem Independent-Label raus gebracht wurde. Ich hatte damals noch nicht den Fokus, war damals noch in einer Selbstfindungsphase, ich habe erstmal das gemacht, was mir so in den Kram passte. Das erste richtige Majoralbum hab ich ja erst mit “Fremd im eigenen Land“ herausgebracht, aber auch das war trotzdem noch ein Aggro Release. Bei Aggro Berlin geht es in erster Linie um das Label, also wenn du bei Aggro Berlin eine Platte raus bringst und dich auch dem hingibst, was sie dir vorschlagen, dann bringst du in erster Linie eine Platte über da Label raus. Es geht dann um Aggro Berlin. Das neue Album “Fler“ ist das erste Album, wo es wirklich nur um mich geht, wo ich auch künstlerisch sage, was ich möchte. Die Singles werden so gepickt, wie ich es möchte und deswegen heißt das Album auch Fler, weil ich zum ersten Mal wirklich für mich selber stehe.

 

rap.de: Ist dein neues Album also persönlicher oder bedient es eher die “Marke“ Fler?

Fler: Beides! 50/50! Weil ich an das Business denke und an die künstlerische Seite und die Marke bedient es mittlerweile auf jeden Fall mehr. Es dreht sich wirklich um den Künstler, nicht um den Scheiß da drum herum. es geht wirklich um mich als Person. Natürlich versuche ich dir Marke zu pushen, dass der Name Fler mehr glänzt als damals. Ich arbeite auch sehr viel an mir selber. Aber zeitgleich geht es auch darum, dass ich den Leuten zum ersten Mal Sachen erzähle wie dieser Song über meinen “Klapsenaufenthalt“ und dass es mir nicht immer so gut ging, wie nach der Interview Attacke von Bushido, da war ich zwischenzeitig psychisch ein bisschen labil. Mit solchen Sachen hat ja jeder Mensch zu kämpfen. Aber ich hab das Gefühl, ich bin der Einzige, der sich traut, darüber zu reden und wenn du darüber offen redest, dann merkst du erst wie vielen Leuten es eigentlich ähnlich geht..

rap.de: Hast du dann zu deiner eigenen Marke mehr Distanz?

Fler: Ich lass mich nicht mehr so provozieren. Mittlerweile sehe ich das alles sehr gelassen. Ich weiß im Endeffekt ganz genau, die Leute die mich immer abstempeln, als Proll oder dass ich oberflächlich sei, die sind in erster Linie selber oberflächlich. Die kennen mich ja gar nicht. Die kennen halt nur diesen Namen Fler, haben mich einmal im Fernsehen gesehen und stempeln mich dann gleich ab. Aber ob ich dann wirklich ein Proll bin oder ob ich dann auch sensibel bin oder nett oder höflich, das wissen die nicht. Ich verallgemeinere auch viel, aber im Endeffekt bin ich viel toleranter als diese Leute. Die reden ja keine drei Wörter mit mir.