Grandmaster Flash

rap.de: Was ist deine Leidenschaft?

GMF: Meine Kinder. Meine Musik. Andere Künstler rauszubringen. Ich will Soundtracks machen, Remixe und ich habe einen Deal mit einem Computerspiel-Entwickler, ich soll die Musik für ihr nächstes Spiel machen und es wird das krasseste Spiel aller Zeiten, das größte Spiel, das die Welt je erlebt hat. Ich kann dir nicht sagen, was es ist, aber wenn du Spiele spielst und mich kennst musst du nur noch eins und eins zusammen zählen und dann weißt du es. Okay.. zurück zur Frage. Ich bin vom kleinen schwarzen Jungen aus dem Ghetto zum Vater und Businessman und international bekanntem Star geworden. Das ist cool.

rap.de: Worum geht es in dem momentanen Projekt? Deiner neuen LP?

GMF: Es nennt sich "The Bridge" und Menschen haben mich gefragt, warum es so lange gedauert bis dieses Album rausgekommen ist, 21 Jahre.
Es hat so lange gedauert, weil zu viele Menschen mir zu viele Deals angeboten haben, die mir nicht gepasst haben. Sie wollten, dass ich das Album mache, aber sie wollten, dass ich es auf eine bestimmte Art und Weis mache. Ich habe immer nein gesagt, bis ich die Gelegenheit bekam, das Album so zu machen, wie es in meiner Vorstellung als DJ klingen sollte und deshalb hörst du darauf unbekannte MCs, bekannte MCs, MCs, die die amerikanische Sprache nicht beherrschen, Hardcore, Underground, Jazz. All das, was Hip Hop ausmacht nämlich dass Hip Hop schon immer eine Mischung aus vielen Musikrichtungen war. Es gibt sogar Tracks, die den Breakern gewidmet sind, Menschen, die unglaubliche Dinge auf der Tanzfläche reißen. Das musste ich machen, ich musste zurück gehen zu Leute wie Grandmaster Caz, von den Cold Crush Brothers. Ich habe auch neuere MCs wie Snoop oder Busta Rhymes auf der Platte. Ich konnte viele verschiedene Stile kombinieren, Altes mit Neuem mischen.

rap.de: Ist es richtig gemixt?

GMF: Nein, das habe ich doch schon oft genug gemacht. Dieses Projekt ist eine reine Producer-Arbeit, also einzelne Tracks. Ich liebe die Arbeit, die ich darauf gemacht habe. Es ist endlich mal was anderes. Das Album besteht aus 20 Tracks, die alle verschieden Stile repräsentieren mit MCs, die alle verschiedene Sprachen sprechen. Französisch, Schwedisch, Englisch – alles mögliche.

rap.de: Wie hast du dich mit ihnen in Verbindung gesetzt? Wo hast du all diese MCs gefunden?

GMF: Es hat mich viele Nerven gekostet, viele Anrufe, viel Hinterherlaufen und viele Flüge.

rap.de: Hast du sie denn alle erreicht beziehungsweise warst du mit allen im Studio?

GMF: Mit den meisten schon, den anderen musste ich die Tracks zuschicken. Aber wie gesagt, die meisten sind letztendlich in mein Studio gekommen, um aufzunehmen. Am anstrengendsten waren aber die großen MCs, bei denen musst du erst mal zum Management durchkommen, dann zu den PA’s, dann warten bis sie Zeit haben, aber am Ende war alles cool.

rap.de: David Toop, der Typ der Rap Attack geschrieben hat, meinte, als er anfangs seine Recherche gemacht hat, da gingen immer die Mütter der Leute ans Telefon und beim zweiten Teil des Buches musste er mit Plattenfirmen und Managern sprechen. Das Game hat sich also komplett geändert.

GMF: (lacht) Ja, so ist das. Auf der einen Seite ist da die kulturelle Liebe für die Kunst und dann ist da auf der anderen Seite das Big Business.

rap.de: Wie empfindest du denn die Entwicklung deines Métiers: Vom Jugendzimmer zum Millionen-Dollar-Business?

GMF: Ich habe einen Manager und ich habe Leute, die meinen Zeitplan für mich erstellen und meine Termine organisieren, denn wenn ich der bescheidene Typ bleiben will, der ich bin, dann müssen andere Leute eben einige meiner Tagesaufgaben übernehmen. Ich will zwei Dinge sein, ein Macher im Studio und ein Vater. Ich kann mich nicht um diese organisatorischen Dinge kümmern, denn Macher sind keine guten Businessmänner, sowie Businessmänner oft keine guten Macher sind.

rap.de: Vermisst du die Block-Partys?

GMF: Ich wünschte die Welt könnte einmal eine echte Block-Party sehen. Da hast du deinen Beifall bekommen, wenn sie dir gelungen ist. Die Leute kamen hin, sie amüsierten sich, die Party wurde ein Paar Wochen vorher angekündigt und dort habe ich immer meine neuen Beats ausprobiert. Das war Testgebiet. Wenn meine Beats scheiße waren, hauten die Leute ab, wenn es gut war, dann mochten sie dich. Und zwar alle, die Alten, die Jungen, alle jammten den ganzen Tag. Heute kannst du das nicht mehr machen, man bekommt die Lizenz nicht mehr, weil die Behörden es für zu gefährlich halten. Wenn es eine Block Party gibt, dann ist sie sehr klein, früher war der ganze Park voll.