Grandmaster Flash

rap.de: Ok, zurück zu deiner Radioshow. Im Pressetext steht, dass sie "das gesamte Spektrum des Geschmacks von Flash“ zeigt. Was ist denn dein Geschmack?

GMF: Mein Geschmack umfasst eigentlich beinahe alles. Nachdem ich den Deal gekriegt hatte, habe ich das anfangs sehr ernst genommen. Ich habe dem Typen, der mich anstellen wollte, gesagt: "Wenn ich nicht spielen kann, was ich spielen will, dann will ich nicht bleiben.“ Vielleicht will ich an manchen Tagen nur Oldschool-Sachen spielen, an anderen vielleicht nur Neues, vielleicht beides, keine Ahnung. Ich brauche die Freiheit zu tun, was ich erfunden habe, immer. Es geht nicht anders.

rap.de: Wie betrachtest du HipHop heute?

GMF: Es ist riesig. Es erlaubt mir, durch die ganze Welt zu reisen und zu tun, was ich tue. Wie komme ich sonst hierher? Du musst dir vor Augen führen, der einzige Weg, wie amerikanischer HipHop in den Achtzigern nach Übersee kam, waren Kassetten. Leute haben Kassetten rüber gebracht und sie kopiert. Jetzt ist es ein großes Geschäft geworden, also benutze ich das Geschäft als meinen Antrieb. Meine Integrität ist, was ich tue. Es gibt viele Leute, die das alles schlecht finden, für diese Leute kann ich nicht sprechen, ich kann für sie kein Urteil fällen. Grandmaster Flash, kommt zu meinen Shows, ich werde euch umhauen.

rap.de: Wie siehst du dich selber?

GMF: Ich weiß es nicht, ich sehe mich einfach als Person mit einer Begabung. Wir alle haben eine Begabung. Meine Begabung ist Musik. Andere sind Ärzte oder Anwält,e was auch immer. Meine Begabung ist Musik und dieser Sache gehe ich nach. Ich betrachte mich selber nicht als etwas Besonderes oder so, ich mache das einfach.

rap.de: In deinem Buch, in einem der letzteren Kapitel, kommt es so rüber, als hätte Musik eine fast religiöse Bedeutung für dich.

GMF: Ich nehme es sehr ernst, den nächsten Break zu finden, die Leute zu unterhalten, alles. Ich nehme das sehr ernst. Wenn ich nach Deutschland komme oder egal wohin, dann vertraut darauf, dass ich gekommen bin um euch zu dienen.

rap.de: Du bringst uns Freude?

GMF: Ja. Ich will, dass ihr schwitzt, eure Hände und Arme in die Luft werft, was auch immer ihr sonst so macht, wenn ihr eurer Freude Ausdruck verleiht.

rap.de: Zum Beispiel Sex auf der Tanzfläche.

GMF: Was auch immer. Die Dinge sind rough, das Leben wird immer rougher.

rap.de: Es verändert sich doch auch sehr viel. Change is coming!

GMF: Ja, das stimmt. Aber bis dahin sind die Zeiten schwer. Wie Obama es sagt, und ich liebe es, dass er alles so durchsichtig hält: es wird noch schlimmer bevor es letztendlich besser wird. Da ist acht Jahre alter Schmutz, den es zu beseitigen gilt. Obama braucht mindestens zwei Amtszeiten um alles hinzukriegen, um die Bündnisse mit den anderen Ländern wieder gesund zu pflegen. Dafür wird er viel Zeit brauchen.

rap.de: Bist du stolz? Oder geht es dir wie Diddy, der sagt, wurde dadurch inspiriert, an sich zu arbeiten um sich selber besser und größer zu machen?

GMF: Ich möchte nicht sagen, dass ich stolz bin, ich bewundere ihn einfach. Die Arbeit des letzten Präsidenten endete in einem Fiasko. Dieser Kerl, ein Senator aus Chicago, den ich vor zwei Jahren noch nicht einmal kannte, kam mit einem Plan und sagte: "Hört zu! Wir müssen das ändern und ich brauche eure Hilfe.“ Sonst sagten die meisten Präsidenten oder die Leute in den hohen Ämtern so etwas wie: "Ich werde kommen, ich werde dies tun, ich werde das tun“, als wären sie irgendein Gott oder Superman. Dieser Kerl kommt an, wie ein ganz normaler Mensch und sagt: "Was hier los ist, ist scheiße und es muss behoben werden. Und wir werden die Art, wie wir diese Probleme lösen, ändern. Wir werden eine ganz andere Richtung einschlagen, wir werden dies ändern und das ändern.“ Und er sagt, WIR werden es EINES TAGES behoben haben. Ich denke, er hat die richtigen Leute um sich geschart, die ihm dabei helfen werden, aber es braucht Zeit. Er braucht Zeit. Ich fühle mich schlecht, bei dem Gedanken an die die Leute, die ihren Job verlieren. Leute wie du und ich sind in der Unterhaltungsbranche. Wir werden unsere Jobs nicht verlieren, denn Unterhaltung wird es immer geben.

rap.de: Eine Menge Leute verlieren gerade ihre Jobs in der Unterhaltungsbranche.

GMF: Ich meine, was WIR tun. Wir machen Nachrichten, wir berichten. Die Leute müssen hören und sehen, was du tust. Die Gefahr, dass du deinen Job verlierst, ist sehr gering. Ich bin Grandmaster Flash, ich arbeite auf der ganzen Welt. Ich werde immer irgendwo auf diesem Planeten einen Job finden. Aber diese Leute mit den "9 to 5“-Jobs. Über diese Leute mache ich mir Gedanken. Sie müssen ihre Familie, ihre Kinder ernähren, die müssen ihre Miete bezahlen, die Hypothek. Diese Leute müssen wieder Arbeit finden, Leute wie du und ich finden immer einen Weg, aber das kann nicht jeder, verstehst du, was ich meine? Die normalen Leute stehen morgens auf und gehen zur Arbeit. Die müssen ihre Jobs wieder zurück bekommen. Die Wirtschaft in Deutschland, in England, in der ganzen Welt, wir müssen einen Weg finden, dass das funktioniert. Obama sagt: "Vielleicht wird es noch schlimmer, bevor es besser wird, aber wir müssen zumindest versuchen, es zu verändern“ Wir sollten ihm eine Chance geben. Ich weiß noch nicht, was er tun wird, ich werde nicht ausflippen, fröhlich oder traurig sein, gar nichts. Ich bete nur für das Beste, das war’s.

rap.de: Hast du gewählt?

GMF: Ja, habe ich getan, auf jeden Fall. Und ich habe es noch nie zuvor getan. Das ist das erste Mal, denn wenn ich früher durch die Kanäle gezappt habe und diese Präsidenten reden gehört habe, habe ich einfach weitergezappt. Aber wenn ich Obama sehe, muss ich stoppen. Ich stecke nicht besonders tief in dieser Politiksache, das ist immer sehr einseitig, einer wird immer verlieren. Aber so, wie Obama spricht, wird er das ausgleichen. Wir brauchen uns alle gegenseitig, das ist der Punkt.

rap.de: Glaubst du, Obama als Präsident ist auch ein Sieg für die HipHop-Kultur?

GMF: Meiner Meinung nach hat er den Oldschool-HipHop-Style. Er hat einfach diese "Bring it together“-Attitüde, er macht das eben politisch. Er möchte diesen ganzen Scheiß, der in Afghanistan abgeht, im Gaza-Streifen, oder im Irak stoppen. Er möchte Frieden schließen. Also, mach den Scheiß im HipHop-Style, Obama, come see me, man!

rap.de: Danke dir, Mann, es war mir eine Ehre.