rap.de: Warst du eines dieser Kinder, die alle Haushaltsgeräte aufschrauben?
GMF: Ja, ich war eines dieser Kinder. Ich habe alles iaufgeschraubt, auch Sachen, die ich nicht aufschrauben durfte, wie zum Beispiel die Waschmaschine und den Fön meiner Schwestern, die mich hassten. Sie schrieen mich an: "Was hast du schon wieder mit dem Fön gemacht?“ Ich habe sie ja wieder zusammengebaut und manchmal funktionierte das nicht, aber ich wollte eben wissen, wie die Dinger zusammengebaut waren. Ich wollte wissen, warum sie funktionierten. Da war wieder dieses "warum?“
rap.de: Mischen ist ja jetzt totaler Standard, aber damals gab es das ja noch nicht.
GMF: Es war noch nicht da und ich ich musste ja erst noch die richtigen Turntables finden, mit dem richtigen Motor und dem richtigen Antrieb, so dass der Plattenteller sich eben weiter drehte, wenn ich meine Hand auf der Platte hatte. Die Plattenspieler, die ich von den Schrottplätzen hatte, waren absolut furchtbar. Aber dann hatte ich einen Job als Paketzusteller und manchmal lieferte ich an ein Firma aus, die genau neben einem Elektro-Laden saßen und eines Tages standen dort absolut hässliche Turntables im Schaufenster. Ich ging hinein und fragte den Verkäufer, ob ich die Dinger mal auschecken könnte. Die Leute schauten mich an, als wäre ich verrückt, aber ich bestand darauf, dass der Mann mir das Gerät aus dem Fenster holte und ich entfernte die Gummiunterlage und ersetzte sie durch Papier und so konnte ich die Platte bewegen UND der Plattenspieler drehte sich trotzdem weiter!!!!!! Diese Turntables waren von einer damals total unbekannten Marke namens Technics und das Modell war der SL-20, 14 Jahre vor dem 1200er und sie haben damals 70 Dollar gekostet pro Stück. Ich habe das Geld zusammen gespart und zwei davon gekauft. Aber ich musste auch noch rausfinden, welche Nadeln man benutzen konnte und ich musste einen Mixer nehmen und ein Peek-A-Boo-System kreieren, damit ich switchen kann.
rap.de: Das hast du dann selbst gebaut?
GMF: Ja, klar, diese Sachen gab es damals noch nicht. Vergiss das nicht, das gab es damals alles noch nicht, außer in meinem Kopf. Aber sobald ich in der Lage war, diese drei Elemente zusammenzubauen, konnte ich losgehen und Platten mit Breaks jeglicher Länge kaufen. Denn alles was ich wissen musste, war, wann der Break anfängt und wann er endet. Der nächste Schritt war dann die Quick-Mix-Theorie.
rap.de: Ja. Bitte erklär uns wie das funktioniert.
GMF: Folgendermaßen. Auf der Platte, also, wenn du die Platte so schräg gegen das Licht hältst, dann ist die hellste Stelle immer der Break, weil da am wenigsten Musiker gespielt wird und die Rillen dünner sind. Also nahm ich einen Buntstift und markierte diese Stelle. mit einem Strich. Wenn ich den Break dann laufen ließ, konnte ich sehen, wie oft er sich am Tonabnehmer vorbei gedreht hat und so konnte ich sehen, wie lang der Break war. Und weil die Stelle markiert war, brauchte ich nur die gleiche Zahl umdrehungen zurück drehen und so zum Anfang des Breaks zurück gehen, so oft ich wollte. Wenn ich das den Leuten gezeigt habe, dachten sie, ich wäre verrückt.
Ich will real mit dir sein. Ich habe das jahrelang gemacht und das einzige Publikum, das sich hatte, war mein Hund. Ich habe das Jahrelang geübt, alleine in meinem Zimmer und meinen Freunden, die mich zum Rumhängen abholen wollten, habe ich immer gesagt "ich komme gleich“ aber ich bin nie gekommen, biss sie mich dann auchh nicht mehr besucht haben. Außerdem lag in meinem Zimmer überall Zeug rum…
rap.de: Technisches Zeug?
GMF: Ja, den Bergriff mag ich. Es lag wirklich überall technisches Zeugs rum, deswegen hingen meine Freunde auch nicht bei mir zuhause ab. Da waren nur mein Hund und ich.
rap.de: Also warst du ein Nerd?
GMF: (Pause) Ja. Ich denke man kann das ruhig so sagen. Ich war ein Nerd und ich bin sehr stolz drauf. Bill Gates ist auch ein Nerd. Viele krasse Leute sind Nerds.
rap.de: Ja, auf jeden Fall. Nerds erfinden Dinge. Die coolen Leute erfinden nichts.
GMF: Ja? Ist das so? Ich war auf jeden Fall nicht cool. Ich war immer sehr schüchtern.