rap.de: „Wir Sind So“ war in meinen Augen ein perfektes Beispiel für diese Affinität zur Westküste. Es heißt ja auch, dass Snoop Dogg’s Bruder Bada Bing einen Vers auf dem Stück platziert haben soll. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande und warum ist die Version nicht auf’s „Halbum I“ gekommen?
Mike Crush: Snoop, The Game und Bada Bing waren auf Tour gewesen. Eigentlich nur Snoop und The Game aber Bada Bing war als Support halt dabei. Da waren die halt auch in Frankfurt gewesen und haben ein Studio gesucht um etwas aufzunehmen. Über 1000 Ecken ist es dann zum Efe gelangt und der hat sein Studio bereit gestellt. Die sind dann halt vorbei gekommen und wir waren auch da. Außerdem waren die sehr interessiert gewesen, was wir so machen. Es herrschte auch ein cooler Vibe. Das lief nicht so nach dem Motto: „Gott ist jetzt hier!“ Dann lief halt der Song „Wir Sind So“ und das fand Bada Bing halt oberkrass, so dass er mich gefragt hat, ob er nicht auch noch einen Part dazu machen könnte. Er würde es dann in Amerika benutzen und ich es halt hier in Deutschland. Unser Lied zusammen halt. So kam es zur Entstehung des Songs. Es ist in dieser Version nicht auf das „Halbum I“ gekommen da auf der Originalversion Efe und mein Bruder Ram-C drauf sind. Das ist die ursprüngliche Version. Das Album hat mit den vorhandenen Features schon einen Charakter und ich würde nie Efe oder meinen Bruder für ein Ami-Feature austauschen. Da hätte selbst Snoop Dogg oder Dr.Dre persönlich vorbei kommen können, das Lied wäre so geblieben. Die andere Version kann ich noch auf irgendeinem Mixtape oder sonst einem Release veröffentlichen.
rap.de: Auffällig ist außerdem, dass du zwei Liedern auf spanisch singst bzw. rappst. Wie kam es hierzu?
Mike Crush: Ich habe einen Kumpel, der Kolumbianer ist, und irgendwann habe ich mal festgestellt, dass Latinas verdammt hübsche Frauen sind. Da es mir Sprachen ohnehin sehr angetan haben, hatte ich Lust, mir noch eine Sprache anzueignen. Französisch war schon in der Schule ein absoluter No-go. Da hatte ich überhaupt keinen Bock drauf. Spanisch wollte ich lernen. Dann hatte ich eine Latina-Freundin, dann noch eine Latina-Freundin, dann war ich eine Zeit lang in Kolumbien und irgendwann hatte ich einfach aus Lust heraus ein Lied auf spanisch gemacht und weil es geil war, kam es auf das „Halbum I“.
rap.de: Wenn man sich „24 – der Film“ anhört, dann fragt man sich, was du dir gegeben hast, bevor du den Track geschrieben hast. Ist das reine Fiktion oder würde dich sowas auch mal reizen?
Mike Crush: Auf keinen Fall. Wenn du den Song hörst, dann fragst du dich natürlich, auf was für Drogen der Kerl, der den Song rappt, wohl sein muss. Der muss ja voll zugekokst sein, denkt man. Doch das Koks bei dem Lied ist einfach der Beat. Der lädt dazu ein, auf die Kacke zu hauen. Das Lied ist aus den Augen von einem Psycho. Was in diesem Lied passiert, passiert täglich in der Welt. Nicht alles bei einer Person aber der eine macht halt das, der andere dies. Es ist praktisch, was passiert. Natürlich hat es auch eine persönliche Note von mir. Das ist jedoch nicht meine Person. Ich würde meine letzten 24 Stunden nicht Amok verbringen. Eher würde ich mich da auf die Hotel-Szene besinnen (schmunzelt). Ich erzähle Geschichten halt anders als andere Leute. Da wäre alles dann schlecht und scheiße. Ich mache einen Film daraus. Das komplette „Halbum I“ besteht aus 15 Filmen. Auf der einen Seite ist es fiktiv, auf der anderen Seite beruhen manche Stücke auf der Wahrheit.
rap.de: Auf deiner Internetseite hast du dich vor Kurzem bezüglich illegaler Internet-Downloads geäußert. Mit über 2000 Downloads hast du dir selber den eMule-Award verliehen. Willst Du dich hierzu nochmal äußern?
Mike Crush: Diese eMule-Geschichte ist schon hardcore. Als junges Label mit großen Zielen sind 2000 nachweisbare Downloads schon hart. Wir haben den Leuten die „IMC“ umsonst gegeben und da ist es ganz einfach: Wem die Scheiße gefällt, der soll sie sich verdammt nochmal kaufen! Es ist ohnehin nicht so, dass du als Rapper genug Geld zum leben hast. Du pumpst deine ganze Liebe und deine Kraft darein um etwas zu bewegen und irgendwo hin zu kommen. Die Leute, die sich das komplette Album bei eMule downloaden, die praktisch für einen Kinofilm 8.- Euro bezahlen, weil sie es müssen und dauernd meinen, sie würden HipHop leben und ihn supporten… das sind keine Supporter, das sind Basstarde! Die zerstören das Ding. Die Leute müssen dann damit Leben, dass nur Schund im Fernsehen läuft. Auf der einen Seite haben es 2000 Leute und wissen, was abgeht. Aber was bringt mir das? Wir wollen irgendwo hinkommen und auch die ganzen Supporter sind seit Tag 1 dabei und glauben an die Sache. Sie sind mit auf den Zug aufgesprungen. Die Leute, die es downloaden, ficken die Sache nur! Die sollen sich nicht als HipHop bezeichnen. Das ist auch das Problem an Rap. Es gibt krasse Künstler und krasse Videos aber es ist kein Geld in der Scheiße, da nur die HipHopper downloaden. Ich habe auch mal was gedownloadet. Ich will mich jetzt nicht als Schaf darstellen. Sobald dir etwas jedoch gefällt, solltest du der Sache Respekt zollen und das Album kaufen. Ich kaufe mir auch Rap-Alben. Es ist nicht so, dass Mike Crush übermässig Patte hat. Ein Scheiß! Die meisten Rapper, die man in Interviews sieht, die verdienen keine 30000 Euro im Jahr, wie man sie verdient, wenn man in einem Büro arbeitet. Da musst du schon pervers viel verkaufen. Ich weiß nur, dass ich, wenn es den eMule-Award geben würde, dann wäre ich in der ersten Woche auf Platz 1 gewesen. Das hat alles in den Schatten gestellt. Das wurde auch durch eine Firma bestätigt.