Mike Crush

rap.de: Auf „La la la Part II“ von der „IMC“-Geschichte hast du dich ja mit den Ängsten deutscher Menschen bezüglich Immigranten und Ausländern gegenüber auseinander gesetzt. Hast du das nach den Anschlägen am 11.September so empfunden, dass Deutsche ihr Verhaltensmuster verändert haben?

Mike Crush: Dazu muss ich sagen, dass ich zwar Halbiraker aber auch Halbdeutscher bin. Ich bin in diesem Land aufgewachsen, bin hier groß geworden und fühle mich somit mehr als Deutscher. Das ist ähnlich wie bei Üba3ba, der zwar ein Schwarzer mit gambianischen Wurzeln aber wie ich hier aufgewachsen ist. Das hier ist unser Film. „La la la Part II“ ist nicht mal so persönlich gesehen. Wenn ich jetzt mit Leuten rede, dann verhalten die sich nicht so, als ob die denken würden: „Krass, das ist ein Halbiraker. Der ist ein Terrorist!“ Das ist schon eher generell gesprochen. Man merkt den Leuten an, dass sie schon ein bißchen Angst haben. Da nehme ich mich selbst jetzt nicht aus. Es berührt jeden, was in der Weltgeschichte passiert. Egal, welche Seite von Terrorismus. Das betrifft nicht nur Al Qaida. Es gibt ja Terrorismus auf beiden Seiten. Das eine läuft unter dem Thema „Terrorismus“ und das Andere läuft unter einem offiziellen Deckmantel, so dass es korrekt erscheint. Da gibt es dann „Terrorismusbekämpfung“ und „Präventivanschläge“. In dem Lied geht es nicht nur um Araber sondern ganz allgemein um die Ängste der Menschen. Das wurde thematisiert. Es gibt ja auch kein Happy-End aber spiegelt wider, wie abgefuckt die Welt ist obgleich ich eigentlich kein Mensch, der alles als beschissen betrachtet. Es ist halt mein Galgenhumor.

 

rap.de: Weder auf deinem Album noch auf der„IMC“ findet sich ein Song, der sich speziell mit dem Irak-Krieg auseinander setzt. Wie hältst du als Halbiraker es mit diesem Thema?

Mike Crush: Auf meiner Homepage gibt es einen Song, der heißt „Bomben auf Bagdad“ und dieser beschäftigt sich mit dem Irak-Krieg. Warum dieser Song nicht auf eines der Releases gekommen ist hat einen ganz einfachen Grund. Ich wollte mit dieser Sache kein Geld machen. Dieses Lied habe ich geschrieben als der Krieg im Jahre 2003 losging. Schon damals haben die Leute aus meiner näheren Umgebung gemeint, dass der Song richtig cool sei und ich damit raus kommen solle. Aber ich wollte es nicht rausbringen. Der Song handelt von einer traurigen Liebesgeschichte, die während des Krieges spielt. Damit darf einfach kein Geld gemacht werden. Wenn die Leute dadurch eine CD gekauft hätten und wissen würden, wer Mike Crush ist, dann hätte der Krieg etwas Positives für mich bewirkt. Der Krieg darf aber nichts Gutes haben. Der muss so scheiße bleiben, wie er ist. Ich sehe zwar an der Anzahl der Downloads von meiner Internetseite, dass die Leute den Track krass ziehen aber dafür darf es kein Geld geben. Das Lied ist geschrieben und aufgenommen aber es darf nicht bewirken, dass der Krieg etwas Gutes gebracht hat.

rap.de: Dein Sound lässt eine starke Beeinflussung der Westcoast heraus hören. Versuchst Du bewusst, diese Art von Sound zu integrieren, da es dieses Genre in Deutschland noch nicht gibt oder passiert das einfach so?Mike Crush: Das mache ich nicht bewusst. Mir persönlich fällt das auch nicht auf. Ich höre mir Beats an und die gefallen mir dann. Diese Westcoast-Sachen gefallen mir persönlich halt besser aber ich versuche nicht, irgendwas zu integrieren. Das ist Efe und seine eigene Note. Ich finde seine Beats auch am Krassesten. Der wird auch gerne mal der „deutsche Dre genannt. Viele Menschen sagen ja auch, dass dieses ganze Eastcoast-Zeug eher düster und deep ist und so bin ich halt absolut nicht. Ich bin niemand, der Krisenlieder schreibt und erzählt, wie scheiße alles doch ist. Eher nutze ich Ironie, Sarkasmus und Galgenhumor. Ich fahr auf die düsteren Sachen halt nicht ab aber man weiß ja nicht, was in Zukunft noch passieren wird. Ich bin jemand, der sich gerne an neue Sachen ran traut. Es gab also keinen konkreten Grund, warum diese Beats verwendet wurden.