Mike Crush

rap.de: Kann es daher gekommen sein, dass dir dieses Mainstream-Image von damals nicht zugesagt hat und du eher jemand bist, der sich verwirklichen will statt sich in Geldscheinen zu suhlen und sich dann aberirgendwo rein gepresst fühlt?

Mike Crush: Nein. Red Rum war nie Mainstream. Wir haben in Frankfurt Musik gemacht, viele Auftritte gehabt. Es ist in den Arsch gegangen, weil dieser Produzent und dieses Label versucht haben, Red Rum Mainstream zu machen. Daher bereuen wir auch nicht, dass dieses Album damals nicht raus gekommen ist. Von den Texten war das auf jeden Fall astrein unsere Sache aber das Endprodukt waren nicht 100 Prozent wir. Das ist auch ein Grund, warum ich als Solokünstler Mike Crush sage, dass meine Welt perfekt ist. Ich mache zu 100 Prozent das, was ich machen will. Das fängt bei den Raps an, geht über zu den Beats und den Features. Ich kümmere mich um alles selber. Ich bin durch HipHop auf den HipHop gekommen. Ich probiere, etwas neues zu machen und halte mich dabei nicht an Regeln.

rap.de: Du benutzt in deinen Raps und auch in sonstigen Publikationen öfters den Ausdruck „zu Jordan. Kannst du vielleicht mal kurz wiedergeben, was das bedeutet und woher das rührt?

Mike Crush: Jordan ist in erster Linie der Name von unserem Label. Der Grund, warum das Label so heißt, ist, dass wir zum einen alle Basketball-Freaks sind. Wir waren früher schon krasse Jordan-Fans. Der Efe benutzt das Wort Jordan in einem Zusammenhang, bei welchem andere Leute „geil“ oder „Bombe“ sagen würden. So hat sich das dann irgendwann mal eingeprägt und die Leute, mit denen wir zu tun haben, dann haben das dann nach draußen getragen. Auf der anderen Seite ist das dieser Kampfgedanke. Rap ist seit jeher Battle. Wenn du Lieder wie „Schlagzeilen“ hörst, obgleich das jetzt nicht mal so ein krasser Diss-Song ist, ist da irgendwo auch immer der Battle-Gedanke vertreten. Dann kann man auch sagen: „Ich schick dich über den Jordan“. Das Wort hat halt mehrere Bedeutungen und daher finden wir es „Jordan“.

rap.de: Die Menschen sind im Allgemeinen sehr interessiert daran, wie Künstler zur Findung ihres Namens gekommen sind. Dein Cover zeigt ja eine Dame mit einem blauen Auge und darauf habe ich mir gedacht, dass du die selber so zugerichtet hast. „Crush“ steht demnach für gewalttätig…

Mike Crush: Das war schon lustig mit dem Cover. Das Mädchen heißt Patricia und sie war beim Shooting schon da, aber die Visagistin war noch nicht anwesend. Da habe ich zu ihr gemeint, dass sie lieber hoffen soll, dass die Dame noch kommt… nein, nein, war nur ein Joke! Keine Ahnung woher das „Crush“ eigentlich kommt. Dazu gibt es keine Geschichte. „Mike“ ist mein bürgerlicher Name und „Crush“ hat da halt gut dazu gepasst. Im Endeffekt ist es ja auch so, dass die Musik nach vorne geht und das ist dann auch schon die Erklärung. Crush-Musik. Hör dir das Album an und du weißt, warum es so ist. Aber gewalttätig – nein! Da gibt es noch eine Story dazu. Von einem Feministinnen-Programm wurde ich zum Arschloch der Woche gewählt. Normalerweise ist mir so etwas ja egal, aber da hat es mich echt interessiert. Die haben mich wegen dem Cover zum Arschloch der Woche gewählt. Dann bin ich aber dahin gegangen und habe das klar gestellt. Das blaue Auge kommt von der Musik. Es kann jeden treffen. Egal ob Mann, Frau oder Kind. Das blaue Auge hat die Frau ja beim Musik hören und steht in Verbindung mit der Musik. Das Mädchen findest das Cover übrigens auch cool.

rap.de: Wenn man ,,Schlagzeilen" betrachtet, so fällt auf, dass das Konzept dem von 50 Cent’s „How To Rob An Industry n***a“ ähnelt. Hast du nach diesem „publicity stunt“ mit den im Song erwähnten Leuten irgendwelche Probleme bzw Rügen bekommen?

Mike Crush: Ein „publicity stunt“ wäre es gewesen, wenn ich das Lied dafür geschrieben hätte, um damit rauszukommen und bekannt zu werden. In Wirklichkeit war „Schlagzeilen“ eines von diesen Liedern. Diese Story kam eigentlich über diese Serie zustande, bei der dieser Kerl morgens immer diese Zeitung bekommt und sieht, was passieren wird und den ganzen Tag damit beschäftigt ist, diese Sachen zu bereinigen. Das war die Grundidee. Natürlich geht es auch darum, dass die Leute einem zuhören. Die Idee war am Anfang da. Im Nachhinein haben wir uns jedoch erst gedacht, dass es eigentlich eine coole Idee wäre, es auf diese Art zu machen. Zum damaligen Zeitpunkt habe ich auch nicht gewusst, wo das am Ende hinführt. Soweit ich mitbekommen habe, fanden die meisten Leute, die auf „Schlagzeilen“ erwähnt wurden, es doch cool und lustig fanden. Sie haben es auch selbst gefeiert. Einer war auch angepisst und das habe ich mitbekommen. Eigentlich können die Leute, die davon angepisst sind doch froh sein, dass sie in dem Track erwähnt worden sind. Wären sie nicht erwähnt worden, dann wären sie ja auch nicht bekannt. Im Endeffekt habe ich das Lied gemacht, die Leute haben es als einen coolen Track empfunden und so ist es halt. Das ist halt auch mein Humor.