rap.de: Die fetteste Show, die ich mit euch gesehen habe, war in Leipzig, in diesem alten Kino. Vielleicht könnt ihr euch ja noch daran erinnern. Ihr hattet da die ganze Zeit Probleme mit der Elektrik und habt trotzdem die größte Show überhaupt abgeliefert, weil die Leute mit ihren Handys Licht gemacht, mit Händen und Füssen geklatscht und euch bei euren Freestyles unterstützt haben.
Mr. Maloke: Ja, uns hatte diese Show sehr gut gefallen. Beim Fusion Festival hatten wir genau dieselben Probleme mit der Elektrizität. Das passiert relativ häufig. Ich weiß auch nicht warum. Vielleicht, weil Panic gerne mal auf die Bühne pisst.
Panic the Pig: Yeah! Das hat nichts mit „Disrespect“ zu tun, aber ich liebe es einfach, überall hinzupissen. Sobald ich irgendwo bin, muss ich erstmal mein Revier markieren.
Wizard: Auch wenn die Elektrizität zusammenbricht, halten wir den Surround Sound aufrecht.
Mr. Maloke: Und wir fanden das so gut, dass wir das direkt mit in unsere Show eingebaut haben. Wir haben jetzt immer Probleme mit der Elektrizität in der Show.
rap.de: Es ist inzwischen also quasi ein professioneller Zusammenbruch?
Snuggles: Ja. Da gibt es eben diesen Teil in der Show, wo Panic auf ein bestimmtes Kabel pisst und alles geht auf einmal aus. Und wenn ihr wissen wollt, was dann passiert, müsst ihr zu einer Show kommen.
rap.de: Ich hab im Laufe der letzten zwei Jahre verschiedenste Kommentare über euch gehört. Angefangen bei „Plüsch Wu Tang Clan“, über „Muppets auf Absinth“. Wie würdet ihr euch denn selbst beschreiben?
Mr. Maloke: Naja, wir sind Puppen. Wir sind aber auch gleichzeitig Tiere. Wir sind also eine Kreuzung. Ich weiß nicht, wie das bei Wu Tang ist, aber für uns ist HipHop ein Shop, in den wir hineingehen und uns nehmen, was uns gefällt. „If there is a good beat coming by, we jump the beat. And if the beat isn’t appealing to us, we wouldn’t be possibly jumping that beat”. Und was Wu Tang und die Muppets angeht…
rap.de: Mögt ihr die Muppets?
Mr. Maloke: Ja, sie sind okay.
Wizard: Ich hab Respekt für sie.
Snuggles: Ich mag sie.
rap.de: Ehrlich?
Mr. Maloke: Ja. Aber ganz ehrlich: Deren Zeit ist abgelaufen. Sie waren mal an der Spitze, aber jetzt sind sie eher mittelmäßig. Ein paar von denen wollen sogar in unsere Crew mit rein. Ich meine, Mrs. Piggy sieht man in der letzten Zeit immer öfter Backstage. Sie ist irgendwie immer da.
rap.de: Die ist doch inzwischen schon ganz schön alt.
Snuggles: Sie ist ein Tier. Sie kann hundert Jahre alt werden. Mr. Maloke, wie alt sind Sie?
Mr. Maloke: Ich bin zweihundert Jahre alt.
rap.de: Dafür siehst du aber noch richtig gut aus.
Mr. Maloke: Danke. Auch Mrs. Piggy ist eine schöne, junge Frau.
rap.de: Ist sie nicht ein wenig zu fett?
Mr. Maloke: Nein, schau dir mal meinen Bauch an.
Snuggles: Das ist dieses ganze gute Catering, das uns die Menschen geben.
Mr. Maloke: Ja, ich schätze Frauen, die ein gutes Catering mögen.
rap.de: Und wie findet ihr die Mädels aus dem Eminem-Video zu „Ass Like That“?
Mr. Maloke: Ja, die sind okay, aber sie spielen keine wirklich tragende Rolle in dem Video. Schau, bei unserem Projekt helfen uns zwar die Menschen ein wenig, aber es geht vor allem um uns Puppen. Wir sind diejenigen mit Ideen, drehen unsere eigenen Videos, machen unseren eigenen Scheiß. Wir wollen nicht nur Gehilfen sein, so wie die Puppen in Eminems Video. Wir sind die „Mastaz“! Weißt du, was ich meine? Okay, wir haben menschliche Gehilfen, die uns bei den Live-Shows helfen. Sie sind aber eben nur die Gehilfen.
rap.de: Ich habe aber gehört, dass eure Produzenten auch Menschen sind. Stimmt das?
Mr. Maloke: Naja, die Menschen mastern die Sachen nur, aber die eigentlichen Beats kommen von den Prosetti Brothers. Und die sind definitiv Frösche. Die kommen eigentlich aus Italien und haben mit Musik für Pornos angefangen. Aber irgendwann haben sie verstanden, dass man mehr Geld mit HipHop machen kann.
Panic the Pig: Yeah, Prosetti Brothers! With tha fat beats!
Mr. Maloke: Genau. Sie haben wirklich fette Beats für das neue Album gemacht. Sie überraschen mich immer wieder.
rap.de: Haben sie das gesamte Album produziert?
Panic the Pig: Ja, sie haben alles produziert.
rap.de: In eurem Newsletter stand, dass ihr in den besten Studios der Welt aufgenommen habt. Wo wart ihr überall?
Snuggles: Wir waren in Sao Paolo, in einem Studio namens „Fruit Loops“. Wisst ihr das noch?
Wizard: Nein, ich kann mich da nicht mehr daran erinnern.
rap.de: Ihr habt da wohl viel Weed geraucht?
Wizard: Nein, ich habe nur ein Kurzzeitgedächtnis. Den meisten Tieren fällt es schwer, sich Sachen zu merken. Ich kann mir Schatten merken. Ich kann mir irgendwie besser Schatten und Farben merken. Eines Tages werden wir vielleicht mal sagen, dass es uns nur um Jazz geht. Den einen Tag sagen wir dann also fuck HipHop, wir machen nur Jazz. Den nächsten Tag sagen wir vielleicht, we keeping it real in HipHop. Keep it classic. It depends on our mood, how we flip shit around. Wir benutzten Musik wie ein Fahrzeug, um unsere Message zu transportieren.
rap.de: Welcher ist für euch der größte Classic-Riddim?
Mr. Maloke: Weißt du, für mich ist es immer noch raindrops dropping off the ceiling on my pillow while I’m half asleep. That is just hypnotic!
rap.de: Ach was. Das höre ich auch immer von Leuten, die aus Afrika stammen. Die sagen mir genau dasselbe.
Mr. Maloke: Oh, wirklich. Weißt du, Snuggles, der gerade schläft, oder was auch immer der macht, kommt auch aus Afrika. Vielleicht ist das sein Einfluss auf uns. Maybe he made us drop shit like that. Ich meine, HipHop hat so begonnen. Irgendjemand fluchte auf der Straße, und dann tropfte es von der Decke, und plötzlich hatte man einen Beat. Shit start rhyming, shit start hustling. It’s the way it started off, you know. Es ging nur darum, seine Aggressionen unter Kontrolle zu kriegen – all about anger management. Now it is all about Gucci and bling-bling.
rap.de: Nervt dich das? Ich habe aber auch das „Ice“ an deinen Fingern zur Kenntnis genommen.
Wizard:Yo, check it out. Und Panic hat eine Kette um seinen Hals.
Mr. Maloke: Ja, aber das ist billiges Zeug. Keep it cheap-o.
rap.de: Ihr wollt also hauptsächlich „flashy“ aussehen?
Mr. Maloke: Ja.
Panic the Pig: Mr.Maloke hat es vorhin ja schon gesagt: Rap hat seine Wurzeln auch im Jazz. Beim Jazz hatte man früher Trompeten und Drums, um zu representen. Heute braucht man keine Band mehr. Daher trage ich die Trompeten und die Drums um den Hals. Damit zeige ich, wofür wir stehen, und wo wir hinwollen.
Mr. Maloke: Was er damit sagen will ist, dass der Schmuck um seinen Hals die Trompeten und die Drums als Statussymbol ersetzen soll.
Panic the Pig: Yeah! Yeah! Yeah!
Mr. Maloke: Represent the Jazz-Thing. Aber das ganze Gucci-Bling-Bling-Cha-Cha-Cha ist nicht street, weiß du.
rap.de: Aber im HipHop dreht sich doch momentan fast alles um Bling-Bling.
Snuggles: Ich glaube auch nicht, dass das ein Zufall ist. Anytime you make a movement, it is kinda moving – reaction. Du entfernst das Unkraut in deinem Garten auf der einen Seite, und es wächst wieder auf der anderen. Wenn du die Straßen asphaltierst, werden die Wurzeln der Bäume den Asphalt letztlich wieder aufbrechen. Und umso mehr bling-bling das Ganze macht, desto mehr Kreaturen entstehen. You gotta transform, you know.
Mr. Maloke: Yeah, keep it raw and creature. Keep the animalistic side hustling. Früher hatte ich mich nicht um HipHop gesorgt, aber seit circa fünf Jahren geht es nur noch um das Reichsein, wie viele Pools man hat und dass man große Wagen fährt. Ich mache mir langsam richtig Sorgen um HipHop. Meiner Meinung nach geht es gerade nicht in die richtige Richtung.
Wizard: It is already hard enough, if you know what I mean. Wir sind in einer Transformation. HipHop is moving his Bling-Bling and we´re moving our crack. Aber nicht Crack wie Crack in Kokain, sondern die Cracks in den Straßen, aus denen wir kommen. We´re moving it, we building shit on that.
Mr. Maloke: Es geht um Selbsterweiterung. Wenn du z.B. die ganze Zeit eine Pokemon-Karte anstarrst und dann davon hypnotisiert wirst, wachst du vielleicht eines Tages auf und glaubst, Pikachu zu sein. Vielleicht bist du nicht wirklich Pikachu, aber uns ist das egal, because it is all about representing what your imagination is hustling you to move.
Wizard: Die Leute wollen immer wissen, was real ist. So, keep it real, you know.
rap.de: Was ist denn für dich real?
Wizard: Das ist nicht so klar. Es ist eigentlich niemals klar. Leute wollen immer wissen, was real und was künstlich ist. Ich meine, ich bin aus Gummi. Ich weiß, dass ich künstlich bin, ich habe damit auch kein Problem. Das Problem ist die Unterscheidung der Menschen zwischen real und künstlich. Das ist das wirkliche Problem, because, I mean, that is in your mind, anyway.
Snuggles: Yeah. Der Mensch würde sagen: „Glaubst du, 50Cent ist real, oder nicht? Ist er ein echter Gangster, oder nicht?“ Aber ehrlich, das ist doch egal. Das ist nur dieser menschliche Gedanke dahinter: Ist man dies oder das. Wir sagen einfach: 50Cent ist, was er ist.
rap.de: Dann anders gefragt: Was ist Style für dich?
Snuggles: For me, Style is all about sneaker boots, and feeling yourself at home in your sneaker boots. Seine Sneaker Boots unterwegs mitnehmen und sein Revier markieren: Das ist Style. Wenn wir in den Catering-Bereich gehen, gucken wir auch immer, dass Panic in alle vier Ecken pisst, bevor wir hineingehen. Einfach, um sich wie zu Hause zu fühlen. Das ist genauso, wie diese Sneaker-Boot-Sache. Wenn ich einen Typen sehe, der vollkommen aufgedresst und aufgestylt durch die Gegend läuft, hat das für mich keinen Stil mehr. Das ist nicht der Style, den wir haben, wenn wir hustlen. Bei uns muss alles passen. Panic hat das Löwen-Shirt. Wizard hat seinen Jumper an. Deswegen hab ich auch meinen Jumper an. Und nur um ein wenig Kontrast hineinzubringen, hat Mr.Maloke seine Armee-Jacke an und seinen Zylinder auf. Das ist Style. 2 Live Crew: Auch das ist Style. Wir mögen z.B. auch Frauen mit Nylon-Stockings, Mini-Röcken und Rubber Boots…
Wizard: Gummi-Stiefel sind das Ding für die Puppetmastaz, denn wir gehen den Meisten nur bis zu den Knien. Und wenn bis dahin alles aus Gummi ist, fangen wir an, uns daran zu gewöhnen. So kommen wir den Leuten auch näher. Gummi auf Gummi! Das musst du probieren!
Mr. Maloke: Keep it animalistic, you know. Wir mögen diesen ganzen Glitzer-Kram und blinked-out-stuff nicht. Wir fühlen uns dann einfach nicht mehr wohl. Weißt du, manchmal fühlst du dich ja auch nicht mehr wohl, wenn in der U-Bahn zuviel Licht auf deinen Arsch strahlt. So fühlen wir uns dann. Wir schmeißen lieber ein paar Sachen durch die Gegend oder machen Sachen kaputt. Zu dem Thema gibt es auch einen Song auf unserem neuen Album, der „Break The Bottle“ heißt.