Separate

rap.de: Dein Album weist nur wenige Gäste auf. Statt Dich mal durch halb Deutschland zu featuren hast Du anscheinend gezielte Gäste auf Deine Platte eingeladen, darunter auch den US-Amerikaner Cormega. Dieser ist ja heutzutage leider nicht mehr so bekannt. Warum wolltest Du gerade ihn auf „Zahltag“ haben ?

Separate: Cormega ist neben Pac einfach mein absoluter Lieblingsrapper. Der ist für mich der beste Rapper alive. Mich persönlich interessiert überhaupt kein Ami-Feature. Ich brauch diese ganzen Leute überhaupt nicht. Egal, ob das nun die Diplomats oder sonst wer ist. Es gibt ein paar Leute, bei denen ich es echt krass finden würde. Wenn ich die Möglichkeit hätte und noch jemand aus Amerika featuren würde, dann wären das – man, an die denkt keiner mehr – Bone, Thugs ’n’ harmony.  Das wären die Ersten, die ich um ein Feature bitten würde. Die Gruppe an sich gibt es so überhaupt nicht mer. Heutzutage wollen die Leute alle nur noch die bekannten Namen featuren. Mich interessiert das nicht. Ich finde Leute, die schon jahrelang dabei sind und mit deren Musik ich sehr viel Zeit verbracht habe, viel krasser. OK, wenn ich ein Angebot bekommen würde, mit Jay-Z einen Part zu machen, dann wäre ich ja natürlich dabei. Aber der ist soweit weg, da denk ich nicht mal dran. Cormega ist einfach ein krasser Typ. Ob der nun bekannt ist oder nicht, ist mir relativ egal. Ich will die guten Leute featuren. Er ist vielleicht nicht der Superstar, aber ist schon bekannt.

rap.de: Wie ist die Kollabo letztendlich zustande gekommen und habt ihr gemeinsam aufgenommen?

Separate: Die Connection zu Cormega kam über Shuko zustande, der in Amerika ja schon gut unterwegs ist. Wir haben nicht gemeinsam im Studio aufgenommen. Das Material haben wir Cormega zugeschickt und er hat dann das fertige Produkt zurück geschickt. Wir hätten auch zusammen im Studio aufnehmen können aber das wäre dann ein viel zu großer Act gewesen. Dann hätte ich nach New York fliegen müssen oder er hierher und das dann alles wegen einem 16-Zeiler. Das wäre dann auch eine ziemlich teure Aktion geworden.

rap.de: Neben Cormega hast Du noch Olli Banjo auf Deinem Album. Auf „Sparring“ warst Du ja auch schon mit von der Partie. Wie ist das letztendlich zustande gekommen ? War das so eine Art „Wiedergutmachung“ für das Feature auf „Sparring“ ?

Separate: Genauso könnte man das sehen. Ich hatte noch einen gut bei ihm wegen dem Feature zu „Sparring“. Ich hatte ihn vor einer halben Ewigkeit schon mal angefragt, ob er was für mein neues Album machen würde und er hat direkt zugesagt. Wir verstehen auch unfassbar gut. Er ist ein verdammt cooler Typ. Mit ihm kannst du dich kaputt lachen. Nur er ist Bayern München-Fan! (lacht) Im Gegenzug hat er damals gemeint, dass ich dann was für sein „Sparring“-Album machen müsste. „Sparring“ kam dann halt früher als mein Album raus, da ich mich um viele andere Sachen kümmern musste, Buckwheats etc. Olli gehört auch zu meinen Top 5 Lieblingsrappern aus Deutschland weil er einfach ganz krass rappt.

rap.de: Du bist ja eigentlich auch als Battlerapper bekannt geworden, warst damals mit der Beatfabrik auf der „Wir Battlen Jeden“-Tour unterwegs. Wie stehst dem Ganzen heutzutage gegenüber? Willst Du da in Zukunft wieder aktiver werden ?


Separate

: Ich habe diesbezüglich viele Einladungen erhalten. In Hamburg sollte ich auch mitmachen. Da war auch Spontan und noch so ein paar Leute dabei. Ich habe da aber einfach keinen Bock mehr drauf. Ich hab mich mit allen Leuten gebattlet. Ich hab soviel gebattlet. Noch nie habe ich ein Battle verloren, noch nie danach dagestanden und gedacht : „Oh scheiße, jetzt hast du auf den Sack bekommen!“ Ich hab über 100 Rapper gebattlet, mich immer mit Leuten angelegt. Der eine Typ, der bei meiner Show in Koblenz hochgekommen ist und gedacht hat, er könnte den Dicken machen. Ich hab ihm, während ich gerappt hab, fast eine Ohrfeige gegeben. Der ist danach voller Angst von der Bühne gegangen. Wir haben das als Einzige gemacht – die Beatfabrik und ich. Danach hatte auch niemand mehr die Eier gehabt, das auch zu machen. Wir sind durch Deutschland gefahren und waren in jeder großen Stadt und haben uns mit Leuten gebattlet. Wir haben alle naß gemacht. Ich hab so viele Battle-Raps gekickt und so viele Leute zur Sau gemacht. Irgendwann hatte ich dann auch keinen Bock mehr und dachte mir, dass es auch mal an der Zeit wäre, Musik zu machen. Ein Album, wo ich den Leuten auch mal was erzähle.

 

rap.de: Wie hältst Du es eigentlich mit den ganzen Disstracks, welche sich in der jüngeren Vergangenheit häuften? Du als „ehemaliger“ Battlerapper stimmst mir bestimmt zu, dass Battle an sich eher ein Sport ist und es dabei um Kräfte messen geht. Glaubst Du, dass der Spaß an der Competition heute noch gewährleistet ist ?

Separate: Ich denke mal, so lange man es nicht übertreibt, sieht es auch jeder als Competition. Manchmal sehen es die Leute vielleicht nicht ein, dass sie verloren haben und dann gibt es Ärger. Solange es nicht unter die Gürtellinie geht, gibt es da, glaub ich, kein Problem. Wenn mich jemand dissen würde, bei dem ich denken würde, dass er es wert ist, dann würd ich auch was zurück sagen. Das ist bis jetzt zweimal vorgekommen, einmal mit Shuko und einmal mit Afrohesse. Da gibt es auch einfach Leute, die darf man einfach nicht dissen. Jemand wie Samy darf man nicht dissen. Das ist eine verbotene Sache. Wenn jemand Samy disst, dann ist er ein Spast. Das gilt genauso für Azad. Der hat so viel für HipHop in Deutschland gemacht. Bei Savas ist es genauso. Da hat man einfach das Maul zu halten, da er so viel für deutschen HipHop gemacht hat. Und da sind noch einige andere Leute, bei denen ein Diss genauso ein Tabu ist.

rap.de: Mal eine kleine Frage zur Politik: Du als Labelinhaber von Buckwheats Music und somit Geschäftsmann hast mit Sicherheit akribisch die Wahlen verfolgt. Bist du mit dem Ergebnis zufrieden und denkst du, dass eine große Koalition Deutschland vielleicht besser regieren kann?

Separate: Das einzige Ergebnis, welches die Wahlen gezeigt haben, ist, dass sich Deutschland nicht entscheiden kann. Ich hab keine Ahnung, was bei Aktion nun bei rumkommt. Mir wäre es lieber gewesen, wenn es ein eindeutiges Ergebnis geworden wäre, egal in welche Richtung. Momentan wird einfach zuviel Zeit damit verbracht, zu überlegen, wer denn nun regieren wird. Man sollte sich lieber darum kümmern, wie man die vorhandenen Probleme lösen kann. Eigentlich geht mir Politik nur auf den sack. Vor der Wahl erzählen sie dir immer, was sie nicht alles machen wollen und am Ende passiert doch ohnehin nie irgendwas.