Separate

rap.de: Mit Shuko, der auch den Titeltrack "Zahltag" produziert hat, hast du ja vor geraumer Zeit noch Differenzen gehabt. Trotzdem ist er auf deinem Album mit von der Partie. Könntest Du die Geschichte von damals, weshalb es zu eurem Beef kam, wiedergeben und erklären, wie es zu eurer Versöhnung gekommen ist?

Separate: Damals ging es um eine Gema-Sache, wo er dachte, dass er zusätzlich dem Geld von der Gema noch einen Betrag von Staiger zu bekommen hätte. Das war halt nicht der Fall. Da hat er ein bisschen überreagiert und einen Song ins Netz gestellt, auf welchem er auch über meine Mutter geredet hat. Ungefähr die ersten acht Zeilen gingen gegen meine Eltern. Hätte er jetzt einen Track gegen mich gemacht hätte ich dann einen gegen ihn gemacht und die Sache wäre erledigt gewesen aber – und das wird jeder Andere auch so sehen – niemand redet schlecht über meine Eltern. Die sind tabu. Außerdem kenne ich Shuko seit der 5.Klasse. Er kennt meine Eltern und hat auch schon bei mir zu Mittag gegessen. Der kann nicht über die reden. Dann habe ich ihm gesagt: „Ich mach keinen Song. Wenn ich dich seh, dann hau ich Dir auf’s Maul!“. Es hat sehr lange gedauert bis ich ihn gesehen hab, denn ich wollte ihm nicht hinterher rennen. Aber ich wusste, dass ich ihn irgendwann sehen werde. Wir wohnen ja beide in Mainz. Und dann bin grad vom Fussball gekommen, sah ihn und hab ihm dann halt in Fussballklamotten mal eine gegeben. Ich hab ihn gesehen, er hat mich gesehen und er wusste genau, was jetzt kommt. Ist auch nicht so schlimm gewesen. Er hat sich im Nachhinein darfür bei mir entschuldigt und hat eingesehen, dass er scheiße gebaut hat. Dafür muss man genauso Mann sein. Ich hab’s angenommen und dann gab’s auch keinen Grund mehr, warum wir nicht zusammen aufnehmen und Musik machen sollten. Wir verstehen uns im Moment sehr, sehr gut.

rap.de: Neben Shuko haben die Nachtwandler und Steve von Rapsoul die Beats auf deinem Album produziert. Wie war das hier mit der Zusammenarbeit? War man im Vorhinein schon irgendwie connected?


Separate: Die Nachtwandler kenne ich durch den John, der ein Mitglied der Nachtwandler ist. Der er ist ein alter Buisnessmann und hat vorher schon bei 3P gearbeitet genauso wie die Nachtwandler. Ich wollte schon immer mit John zusammenarbeiten und hab immer gesagt, dass ich ein paar Beats von denen will, wenn ich wieder ein Album mache. Der hat mir dann 2 CD’s geschickt, eine von den Nachtwandlern und eine von den Rapsoul-Jungs. Von diesen Beats wurde dann auch ein Großteil für mein Album verwendet. Die Nachtwandler haben auch einen Großteil des Rapsoul-Albums produziert. So kam es dann, dass man sich im Studio getroffen hat. CJ (Sänger von Rapsoul, Anm.d.Verf.) und ich haben uns dann auf Anhieb gut verstanden und so kam es auch, dass er ein paar Sachen für mein Album eingesungen hat. Mit den Jungs zusammenzuarbeiten war auf jeden Fall krass. Das war mit das Professionellste, dass ich jemals mitbekommen hab. Rapsoul finde ich auch cool. Die Jungs sind ja gerade mit den Backstreet Boys auf Tour.

rap.de: Mit Rapsoul hast Du ja jetzt eine Gruppe auf deinem Album, die nicht unbedingt im HipHop angesiedelt ist. Wie du schon erwähnt hast, sind sie mit den Backstreet Boys als Vorgruppe auf Tour. Hast Du nicht vielleicht die Befürchtung, dass die HipHop-Fanatiker hierzulande, die nicht unbedingt für ihr offenes Gehör bekannt sind, so etwas als gelungenes Fressen sehen und versuchen werden, deine Credibility als Künstler anzugreifen?

Separate: Abgesehen davon, dass wir die Sachen aufgenommen als noch nicht klar war, ob die Jungs überhaupt einen Majordeal bekommen (Rapsoul sind unter Vertrag bei Sony/BMG, Anm.d.Verf.), würde ich jederzeit einen Feature-Track für deren Album machen, obwohl deren Album bestimmt was ganz anderes ist als meines. Die Jungs machen einfach ihre Sache. Die haben sich nicht großartig überlegt, was gut ankommen oder sich gut verkaufen könnte. Die haben einfach die Musik gemacht, die sie machen wollen. Die haben Songs aufgenommen und diese verschickt, genau wie sie ihnen gefallen. Das sind halt thematische Songs, der CJ ist halt ein Sänger und deswegen ist da viel Gesang drin. Dadurch hat es schon eine etwas poppigere Richtung und die Sachen sind halt perfekt produziert worden. Deswegen wird halt gerne gesagt, das es Pop ist. Zu Snoop sagt ja auch keiner: „Warum machst Du was mit Justin Timberlake?“, wobei ich mich jetzt nicht mit Snoop vergleichen will. Justin Timberlake ist viel krasserer Pop. Der hat mit Rap überhaupt nichts zu tun – nur weil er sich mal `ne Cap verkehrt herum aufzieht. Die Jungs rappen, machen ihr Ding und ich hab da `nen riesen Respekt vor. Die bekommen ihre Anerkennung. Ich find es geil, dass die in der Bravo sind und ich freu mich, dass die so einen Erfolg haben. Ich find es überhaupt nicht schlimm mit den Backstreet Boys auf Tour zu gehen. Für mich wär das jetzt vielleicht nichts, da die Leute so jemanden wie mich dort nicht sehen wollen. Wenn die aber auf Gesang und sowas stehen, was die Rapsoul-Jungs machen, was ich persönlich sehr, sehr gut finde – warum denn nicht? Warum denn nicht auch in die Bravo? Die ganzen HipHopper haben doch einen Rechner zu Hause und ziehen sich das ganze Zeug. Warum soll man noch den ganzen Tag damit verbringen, in die HipHop-Mags zu kommen, wenn die HipHop-Leute das Zeug nicht kaufen, sondern die 14jährigen Mädels und Jungs, die die Bravo lesen?

rap.de: Wenn man sich das Album jetzt zu Gemüt führt, dann fällt es einem schwer, das Ding zu kategorisieren. Es ist doch schon sehr weit gefächert und hebt sich von der Veröffentlichungen der letzten Zeit deutlich ab. Was hebt dich als Künstler von den Anderen ab und war im Vorhinein klar, wie man das Album gestalten wollte?

Separate: Ich wollte jetzt natürlich nicht auf irgendeinen Zug aufspringen. Das war halt nie so mein Ziel gewesen und ich hab versucht, meine Sachen so zu machen, wie ich es für richtig halte. Ich bin kein Gangster und bin auch froh drum, dass ich keiner sein muss. Deshlab habe ich auch keine Lust, den Leuten was über Gangstersachen zu erzählen. Ich hab noch nie irgendwelche harten Drogen wie Koks oder Ecstasy genommen. Mit so was hab ich nichts am Hut. Ich hab Kokain in meinem ganzen Leben einmal gesehen. Damit bin ich nie in Berührung gekommen. Es ist hässlich, wenn Leute so etwas brauchen. Also erzähl ich den Leuten, was ich erlebe und was ich sehe. Mir ist auch aufgefallen, dass mir Sachen viel mehr zu Herzen gehen, wenn mir jemand etwas aus seinem Leben erzählt. Deswegen fand ich Cormega und 2Pac so krass, weil sie soviel erzählt haben und du dich da richtig reinversetzen kannst. Deswegen hab ich versucht, es auf meine Art und Weise zu machen. Dann ist da halt auch mal ein Track über Amsterdam dabei, wo ich halt gerne abhänge. Das sind einfach alles Sachen von mir und das macht das Album im Endeffekt aus. Es ist halt was komplett anderes, als das was es im Moment so gibt. Wahrscheinlich hängt es auch damit zusammen, dass ich ein bisschen außen vor bin. Ich bin hier halt in Mainz, reise zwar viel durch Deutschland, aber wenn ich jetzt in Berlin wohnen würde,  den ganzen Tag da abhängen und den Berliner Film schieben würde, dann würde ich vielleicht auch anders rappen. Ich kann jedoch hinter meinem Zeug komplett dahinter stehen. Ich hab da auch kein schlechtes Gewissen. Ich denke, dass ein gutes Album so klingen muss.