Ceydo & Freeze : Interview mit den Raptags-Siegern von 2017

Wie würdet ihr euren Rap beschreiben?

Ceydo: Was du von uns hörst ist, was uns im Leben so betrifft. Das kann von Frauen, Party über Drogen bis hin zu depressiven Abstürzen alles sein.

Freeze: Wir versuchen nicht, mit innovativen Themen das Rad neu zu erfinden. Es geht darum, wie du es den Leuten vermittelst, welchen Vibe du ihnen mitgibst. Wir achten darauf, dass wir clean sprechen, dass man uns gut verstehen kann, dass wir Bilder malen mit den Sachen, die wir sagen. Diese Attitude unterscheidet uns einfach ein bisschen von anderen Künstlern.

Eure Beats vermitteln einen sehr entspannten Vibe. Wer produziert für euch?

Ceydo: Executive Producer von „Flouz & Segen“ war Sixcube von Dope est Dope. Es ist eigentlich komplett sein Sound, wobei wir bei 80 bis 90 Prozent der Produktionen dabei waren und unseren Senf dazu gegeben haben. Da ist dann auch einfach ein gemeinsamer Vibe entstanden.

Im Track „Realität“ sagt ihr: „Sie haben lange gelacht über Kunst, die wir machen, doch heute da singt die Nation / Die Lieder von denen, die sie eigentlich nicht wollte und nimmt sie als Inspiration“. Was schafft Rap mittlerweile in der Gesellschaft?

Freeze: Rap schafft ein Sprachrohr für die gesamte Jugendkultur. Alles, wofür verschiedene Gruppen von Jugendlichen stehen, findest du im Rap wieder. Es ist komplett behindert, dass irgendwelche Leute versuchen, das zu limitieren oder zensieren, weil es einfach die Realität ist. Egal ob das jetzt ein Extrem ist, wie die 187 Strassenbande oder ein Rin, der für einen anderen Teil der Jugend steht. Rap ist absolut fester Bestandteil unserer Gesellschaft.

Ceydo: Die Zeile aus „Realität“ ist dann auch irgendwie das Paradoxe. Man versucht das Ganze zu unterdrücken und unten zu halten, aber sobald jemand durch die Decke geht, ist er dann natürlich der Star.

Was sind eure Ziele mit der Musik?

Freeze: Es gibt mehrere Ziele. Das erste ist, glaube ich, dass man es schafft, so viele Leute wie möglich seine eigenen Vibes fühlen zu lassen. Dass du Leute an deinem Leben teilhaben lässt und die sich damit identifizieren können. Ein anderes Ziel ist natürlich auch, sich in der Szene ein gewisses Standing zu erarbeiten und eine gewisse Anerkennung dafür zu bekommen, was man leistet. Ein weiteres Ziel ist es auch, davon einigermaßen gut leben zu können.

Ceydo: Ich bin jetzt nicht so der Typ, der sich hinsetzt und gerne gesellschaftskritische Songs hört. Dementsprechend ist das für mich auch nicht das Ding, das ich vermitteln möchte, lieber eine Momentaufnahme von einem Gefühl. Das kann Mucke zum Vortrinken sein oder wenn du von deiner Freundin verlassen wurdest oder, oder, oder.

Ihr habt beide einen Master-Abschluss in der Tasche und macht relativ lockeren Rap mit hin und wieder derben Sprüchen. Wie passt das zusammen?

Freeze: Es ist so: Wir sind beide studierte Leute. Das ist was cooles, weil wir es durchgezogen haben. Das ist einerseits interessant, weil es nicht wirklich zu unseren Charakteren passt. Ich glaube auch, da müssen wir ein bisschen individuell sprechen. Ich habe in meiner Studienzeit sehr viel Scheiße gebaut und Scheiße erlebt. Das ist jetzt eigentlich nicht der Standard für Leute, die studieren. Ich habe mich deshalb auch nie in der Gruppe der anderen Studierenden zugehörig gefühlt. Ich war immer in meinem eigenen Film. Ich hab mich nie als Teil dieser Uni-Community gesehen. Ich war immer der Typ, der dahin kam mit dem Anspruch, was erreichen zu wollen. Mein Vater kam mit der Ambition hier nach Deutschland, was zu erreichen und hat dann selbst studiert. Das hat er auch von mir erwartet. Dieser Erwartung musste ich gerecht werden und gleichzeitig habe ich ein ziemlich ausschweifendes Leben geführt, was mich auch gebremst hat. Aber im Endeffekt hat es dazu gereicht, meinen Master zu machen. Darauf bin ich stolz. Das ist aber jetzt auch nichts, was mich als Rapper cooler macht. Ich hab mich bewusst für die Musik entschieden, weil ich nicht diesen Akademiker-Weg gehen will.

Ceydo: Ich bin auch nicht der klassische Student gewesen, der immer da war und seine Sachen vorbildlich macht. Bei mir war das auch so: Ich weiß, ich muss studieren, um was zu erreichen. Ich war nie der Beste, aber musste auch nie was nachschreiben. Was soll ich jetzt in meiner Musik über Uni-Themen reden? Wir vollen Vibes vermitteln. Keine Vorlesung, in der wir da saßen, trägt, glaube ich, dazu bei, dass wir geilere oder schlechtere Musik machen.