Interview: „The Berlin Crips“ – die erste HipHop-Gang der DDR

Wann wurde die Gang gegründet und wie habt ihr euch kennengelernt?

Es war kurz vor der Wende, ’89 dürfte es gewesen sein – damals gab es die Electric Beat Crew, da standen wir darauf. Wir kannten uns aber schon seit der Kindheit. Wir sind alle in die gleiche Schule gegangen und haben unsere Freizeit zusammen verbracht. Jeder kannte jeden. Aus diesem Kreis ist dann schlussendlich die HipHop-Gang gewachsen oder daraus entstanden.

Abseits der oben genannten Faktoren: Was hat für dich persönlich die Faszination der Hiphop-Gang ausgemacht?

Die Faszination war – weil das alles vor und um die Wende passiert ist – die Rapmusik. Das war cool, stylisch und komplett anders. Der Klang der Musik, die Musikvideos mit den schönen Frauen, das war alles neu für uns und hat uns begeistert. Neben der Musik auch die Kultur, klar. Und dann musst dir vorstellen, im Umfeld der Gang, das waren alles Leute, mit denen du aufgewachsen bist. Deshalb war es sofort eine Gemeinschaft. Das Gemeinschaftsgefühl hat eine ganz große Rolle gespielt.

Wie groß war die Gang zu Beginn?

Zu Beginn waren es zehn Leute. Alles enge Freunde aus der Nachbarschaft. Den einen kannte man vielleicht nicht so, weil er ein Kumpel von einem guten Freund war. Aber im Prinzip alles Bekannte.

Waren das alles Männer?

Ja, das waren am Anfang alles Männer. Später sind dann vereinzelt auch noch Frauen dazugekommen. Die hingen dann mit uns rum und haben sich dann manchmal beim Feiern unsere Jacken und Bandanas angezogen, weil sie die cool fanden. (lacht)

Wie habt ihr neue Mitglieder rekrutiert und wie groß wurde die Gang?

Es waren am Ende sicher 40-50 Mann, wir hatten auch Kumpels, die Crime Dolphins aus Rudow, mit denen haben wir uns manchmal getroffen, gequatscht, gefeiert. Der harte Kern bestand jedoch aus 15 bis 20 Leuten – also ohne Mädels, Freunde und Hangarounds. Wir haben Menschen rekrutiert, die wir direkt oder über Freunde kannten und die wirklich Bock hatten.

Wie lange haben die Berlin Crips bestanden?

Insgesamt bestanden wir vier Jahre. Zuerst vor der Wende und dann danach.

Als dann die Mauer fiel, wurde der Osten von Drogen und Nazis überschwemmt. Da waren wir noch zwei Jahre aktiv. Es war die härteste und intensivste Zeit meiner Jugend.